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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
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Der Fürst ist krisengeschüttelt 255 532 Széchenyi 1926, S.  239 (31. Januar 1822) – in Bezug auf die Einführung des Rennsports in Österreich. und familiär-ständische Machtposition in Österreich und Deutschland auszu- bauen. Dabei agierte er mit finanziellen, gesellschaftlichen und ständischen Vo- raussetzungen genauso klug, wie er die wandelnden wirtschaftlichen, kulturellen, gesellschaftlichen Umstände zu gebrauchen verstand. Er agierte ab 1803 progressiv, durchsetzungsstark und viel bewundert, dann machte er die neuesten Kultur- und Technikentwicklungen Europas für sich nutzbar. Nikolaus war offen für moderne Architektur und Landschaftsgestaltung, nutzte seinen Reichtum für menschen- freundliche Initiativen im Sinne der idealistischen Bildungsideen, förderte For- schung und Wissenschaft, transferierte Neuheiten nach Österreich und setzte zahlreiche patriotische Akzente. Damit öffnete er sich zum einen den gesellschaft- lichen Innovations- und Veränderungsideen, schien aber zum anderen die gesell- schaftspolitischen Veränderungsprozesse prinzipiell zu negieren ; er passte sich den jeweiligen Zeitumständen und politischen Machtkonstellationen an, trat jedoch politisch nicht in Erscheinung und hielt an alten Standes- und Machtbegriffen fest. Er nutzte das Wegbrechen jahrhundertealter Rechtstraditionen und Ständebegriffe progressiv und zu seinen Gunsten und verstand geschickt, sich den neuen Lebens- und Daseinsbereichen anzupassen und doch seine alte Macht zu sichern. Als technischer Innovator beteiligte er sich an frühindustriellen Fabrikgründun- gen, der Suche nach neuen Energieträgern, engagierte sich finanziell in neuen Be- teiligungsgesellschaften und für den Ausbau von landwirtschaftlichen Monokultu- ren. Er förderte neue technische Möglichkeiten und beschritt damit für Österreich oftmals Neuland, ohne jedoch seine adelig-repräsentativen Traditionen zu verlassen. Denn obwohl die 1803 aus London importierte Dampfmaschine für Österreich technisch revolutionär war, arbeitete sie doch allein für das Plaisir des Fürsten in seinem Garten. Dennoch reagierte er umgehend auf den ökonomischen Wandel und wusste die neuen Erkenntnisse für sich zu vereinnahmen und zu nutzen. Re- volutionär war er jedoch nicht, vielmehr schneller »Nachreiter«532, wie Graf István Széchenyi festhielt. Als Macht-Opportunist suchte Nikolaus II. nie politische oder diplomatische Ämter. Der Fürst war im Öffentlichen unpolitisch und den Mächtigen gegenüber gehorsam, in privaten Äußerungen jedoch rebellisch und überkritisch. Machtpoli- tisch hatte Nikolaus II. sich treu, wenn auch nicht widerspruchsfrei und unkritisch an das österreichische Erzhaus gehalten – obwohl er sich andererseits intensiv mit den neuen Mächtigen Europas von Napoléons Gnaden auf dem gesellschaftlichen Parkett vertraut gemacht und diese neue Aufsteigerelite scheinbar ohne Standes- dünkel oder Skrupel angenommen hatte. Dynastisch verfolgte er den Anschluss an die ständische Reichselite Deutschlands, um die Bedeutung seiner Familie weiter- hin zu stärken. Sogar die Gründung eines Esterházy-Fürstentums innerhalb des Reichsverbandes wurde zur Option, während das Reich selbst zusammenbrach. Die Öffentlichkeit handelte Nikolaus sogar als ungarischen Thronprätendenten Napo- Säbel mit dem Minervagriff, Silberschmiedearbeit von Anton Rossi, 1807. Geschenk von Fürst Nikolaus II. an seinen Sohn Paul Anton. Kunstgewerbemuseum, Budapest (vormals Esterházy-Schatzkammer).
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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Untertitel
Biografie eines manischen Sammlers
Autor
Stefan Körner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 2.0
ISBN
978-3-205-78922-2
Abmessungen
23.0 x 28.0 cm
Seiten
404
Kategorie
Kunst und Kultur
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