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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
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RÜCKZUG IN DIE KUNST268 58 Vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, London, 15. Juni 1816, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 51, Nr.  1189. 59 Nikolaus II. an Johann Karner, London, 10. Juni 1816, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 51, Nr.  1191. Vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, London, 23. März 1816, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 51, Nr.  1190. 60 Vgl. Antonio Canova, Rom, 20. Juli 1815, nennt Preis von 2.200 Dukaten in Gold (EPA, CD 1816/3343). Reaktion des Fürsten, London, wohl Juli 1815 (EPA, CD 1816/3343). Antonio Canova, Ischia, Rom, 24. Februar 1816, ver- meldete, dass die Skulptur fertig sei (EPA, CD 1817/4207). Antonio Canova, Rom, 10. Mai 1816, meldete Flecken und Probleme, wolle Transport besprechen (EPA, CD 1816/3337). Canova wollte die Statue behalten, damit es wie im Fall Razumofsky keinen Anlass zur Klage gebe ; Nikolaus II. könne sich etwas anderes aussuchen. Am 25. Juni 1816 schrieb der Fürst, er wolle sich die Figur alsbald selbst in Rom ansehen (vgl. EPA, CD 1816/844, 19. Mai und 25. Juni 1816). 61 Nikolaus II. an Johann Karner, London, 3. Mai 1816, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55, Nr.  1267. 62 Nikolaus II. an Johann Karner, London, 20. Juni 1816, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55, Nr.  1267 (Nr. 13). 63 Der Wollhandel wurde über die k. k. priv. Groß- händler Herz und Liebmann abgewickelt, deren Verträge von 1813 bis 1815 und 1816 bis 1818 geschlossen worden waren. Vgl. Huber 1994, S.  182. Dennoch blieb Nikolaus eine persönliche Schuldenlast, die mit dem außerhalb der Fidei- kommisgüter in Ungarn gelegenen Allodialver- mögen, darunter auch die Kunstsammlungen, besichert wurde (vgl. Pratl 2009, S.  155 sowie Schuldenenthaltungserklärung durch Paul (III.) Anton, 24. September 1818, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 1, Nr.  1). 64 Nikolaus II. an Johann Karner, London, 21. Mai 1816, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55, Nr.  1267 (Nr. 9). 65 Ankunft in Eisenstadt am 15. August 1815 (vgl. Gästebuch Eisenstadt, 1815, in : OSK, Han, Quart.-Germ. 1023). 66 Vgl. EPA, CD 1817/137, 21. Oktober 1816 (Restbetrag 5.241 Franc). 67 Vgl. EPA, CD 1816/3348, 30. Dezember 1816. Vielleicht »4 sitzige gelbe Pritschka … Im Jahre 1816 von Sr. Durchlucht in Brüssel erkauft« (Stall und Wagenburg Inventarium von Wien u. Eisenstadt, 1818, in : EPA, Prot. 6087, Nr.  60, S.  28, hier Hinweis : »… durch mehreren Ge- brauch sehr reparations bedürftig«). 68 Vgl. Baron Philipp Neumann an Nikolaus II., Karlsbad, 25. August 1827, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 1, Nr.  4. 69 Kauf der Liegenschaft Konskriptionsnummer 1191 am 28. Oktober 1816. Das Bürgerhaus wurde 1816 um umliegende Grundstücke erwei- Trotz des grauenhaften Wetters58 wurde hier wieder die Forscherfreude des Fürsten geweckt. So entdeckte er die Kohle, die gerade Englands Ökonomie grundsätzlich veränderte, für sich und ließ während seines London-Aufenthaltes in seinen hei- mischen Herrschaften nach Pottasche graben. Stetig forderte er »schwer begierig«59 neue Ergebnisse darüber übermittelt zu bekommen. Doch auch die Kunstprojekte und -sammlungen traten wieder in den Vordergrund, als er von einer englischen Kunstfreundin hörte, dass die Skulptur seiner Tochter von Canova in Rom un- schöne Flecken am Marmor zeige. Nikolaus beschloss, noch im selben Jahr nach Rom zu reisen, um dies selbst zu begutachten60. Einstweilen wollte er noch einige Wochen in England seinen Passionen für technische Innovation und Kunst folgen und bis Ende Juli 1816 »im Land herumfahren die Seehäfen und Landhäuser be- sehen«61. Mit Zichys Sparmaßnahmen und einem – wie er es nannte – »famosen Patent«62 wähnte er sich in neuerlicher finanzieller Sicherheit und akzeptierte, dass Paul An- ton wesentlich in die zukünftige Finanzplanung involviert sein würde. Graf Zichy zog sich daraufhin 1816 aus der Verwaltung des Majorats zurück und hatte das Unwahrscheinliche vollbracht. Denn es war ihm gelungen, den Passivstand von ca. 10 Millionen Gulden Conventions-Münze (CM) auf ein Drittel zu schrumpfen und damit die vereinbarte Schuldenobergrenze nach dem Familienvertrag von 1802 einzuhalten. Die starke Geldentwertung und drastische Einsparungen in Haushalt und höfischer Repräsentation hatten dies genauso erwirkt wie die wieder gestiegene Nachfrage nach Schafwolle auf dem internationalen Markt63. Nikolaus reagierte mit betonter Gelassenheit : »Daß Schicksal muß das meiste entscheiden«64. Voll neuer Hoffnung kaufte Nikolaus auf der Rückreise65 eine Kutsche bei »Pierre Simons fils«66, die er sofort nach Neapel transportieren ließ, wo er sie beim Sohn des berühmten Mäzens Fürst Joseph Alexander Jablonowsky (1711–1777), Maximilian, unterstellte67. Hier wollte er den Wagen ab Dezember mit seiner Ge- liebten Plaideux und den inzwischen drei Kindern nutzen, mit denen Nikolaus nach dem Wiener Kongress scheinbar ein stilles und zurückgezogenes Familienleben begann. Selbst die Observation der Polizeihofstelle wurde eingestellt. Marie Louise Plaideux avancierte in den nächsten Jahren zur Lebensgefährtin und in der Wahr- nehmung des Freundeskreises von Nikolaus zur »Frau« des Fürsten68. Sie entwi- ckelte einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die gesellschaftliche Rolle ihres Liebhabers. Viele Kontakte, etwa zu Metternichs Sekretär Friedrich von Gentz oder dem ungarischen Vordenker Graf István Széchényi, liefen über die Plaideux. Man traf sich im Haus in der Wiener Seilerstätte, das Nikolaus großzügig – auch mit Gemälden der Galerie – ausstattete69. Der damals noch junge Széchényi lobte die Hausfrau gar : »Me de Plaideux y passe pour une femme très distinguée, mais surtout d’un esprit très cultivé, et d’un genre extrémement comme il faut«70, und meinte : »Sie ist doch eine gute Frau.«71 1815 war anscheinend die alte Ordnung Europas wiederhergestellt worden und die Epoche der Napoleonischen Kriege und bürgerlichen Reformen beendet. Nikolaus hatte daran kaum Anteil genommen. So wie er den Wiener Kongress kaum wahrnehmen wollte, schien er in fatalistischer Gleichgültigkeit eine hämi- sche Freude an Politik und Gesellschaft zu haben. Er äußerte sich geringschätzig über seine adelige Nachfolgegeneration, die die traditionelle »Gesellschaftsoper« des Ancien Régime mit neuen Akteuren nahtlos weiterspielte. Ihre Macht schien sich durch Reformen von oben restaurieren zu lassen, die Familie Esterházy er-
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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Untertitel
Biografie eines manischen Sammlers
Autor
Stefan Körner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 2.0
ISBN
978-3-205-78922-2
Abmessungen
23.0 x 28.0 cm
Seiten
404
Kategorie
Kunst und Kultur
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