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RÜCKZUG IN DIE
KUNST270 75 Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel, 14. Fe-
bruar 1823, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55,
Nr. 1267.
76 Shelley 1912, S. 294f.
77 »The Prince arrived at six o’clock this morning,
the rest of the party in procession, each indi-
vidual boasting of the speed at which he had
travelled. This is one of their greatest pleasures.
They always travel in the night when possible,
and consoled by their pipes, will pass three days
and nights in their carriages, without feeling
fatigued« (vgl. Shelley 1912, S. 291).
78 Torlonia in Rom, Bankier Fenzi in Florenz, das
Großhandelshaus »de la Rue freres« in Genua.
79 So z. B. 1817 Fürstin Pauline Hohenzollern, Graf
Chotek, Fürst Gallitzin.
Bis zum Ende seines Lebens überwinterte er ab jetzt beinahe jedes Jahr in Italien,
reiste dort unablässig umher und bezog meist in Neapel und Rom Quartier. Immer
länger sollten im Laufe der Zeit seine Reisen und Aufenthalte werden : »Wir sind
schon einmal zum Zigeuner bestimmt«75, verkündete er vorgeblich glücklich über
sein weiterhin unruhig getriebenes Leben. Auch brauchte er sich auf seinen Reisen
nicht mit den heimatlichen Problemen und der Wiener Gesellschaft auseinander-
zusetzen, weshalb auch eine scharfsinnige englische Beobachterin die Reise tätigkeit
als Rückzug des Fürsten interpretierte : »He creeps into the privacy and comfort of
a less brilliant station.«76
Nikolaus reiste stets nachts77 und konnte so binnen kürzester Zeit von Wien
nach Italien gelangen. Manchmal bewältigte er so die Strecke Wien–Neapel in
knapp einer Woche. Er fuhr immer mit seiner Lebensgefährtin Marie Louise Plai-
deux, den gemeinsamen Kindern Natalie, Virginie und Nikolaus und nur mit klei-
nem Personalstab. Post erreichte ihn über eigene Kuriere, die Verbindungen der
Militärpost oder über die der Bankhäuser78. Auch spannte er für Transporte von
Briefen oder auch Kunstwerken zwischen dem Süden und Wien die Mitglieder der
deutschen Hocharistokratie ein79, die in den Jahren nach 1815 wieder einen regen
Italientourismus entwickelten.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur