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Ausbau des Museums in Mariahilf 301
S.
608. Weidmann ist ein schwärmerischer
Beobachter, doch macht er einige Fehler. So
nennt er das Museum einen Oberlichtsaal, was
er nie war, und Bartolinis Gruppe von zwei
Mädchen Drei Grazien. Auch ob Gemälde an
den Wänden Platz fanden, wie er schreibt, ist zu
bezweifeln. geworden, wie sie unter Hirts Ägide im Berliner Museum (Karl Friedrich Schin-
kels Planung 1823) entstand und bis zum Neubau der Eremitage in St. Petersburg
fortwirken sollte (Leo von Klenzes Planung 1840), wo auch Zar Nikolaus I. seine
zeitgenössischen Skulpturen vor grünen Wänden präsentieren ließ.
Allen pessimistischen Äußerungen des Fürsten selbst, aller Kritik der Wiener
Gesellschaft zum Trotz hatte sich Nikolaus nach seinem tiefen Fall in die Depres-
sion seit 1816 wieder zu alten Höhenflügen und der Passion des Sammelns empor-
schwingen können. Die an einem zentralen Ort in Wien zusammengeschlossenen
Sammlungen boten ein innovatives und fortschrittliches Museum, das allen Anfor-
derungen nach Geschmacksbildung, Künstlerausbildung und universellem Zusam-
menspiel der Künste nachkam. Damit machte es in der Öffentlichkeit den Namen
seines liberalen und so sammlerfleißigen Fürsten unsterblich, der der bürgerlichen
Gesellschaft als Mäzen erschien. Nikolaus II. dürfte das damit einhergehende po-
sitive, moderne, liberale Image wichtig gewesen sein, obwohl er sich beileibe nicht
an der freiheitlichen Wandlung der Gesellschaft oder der Hebung des bürgerlichen
Allgemeinwohls beteiligen wollte. Denn der Fürst sammelte aus Leidenschaft, aus
seinem Verständnis angemessener fürstlicher Beschäftigung und um seinen Glanz
zu mehren. Die Öffnung seiner Sammlungen für interessierte Bürger, Künstler und
Blick vom Appartement des Fürsten Nikolaus II.
im Hauptgebäude auf die Gartenfassade des
Gartenpalais Mariahilf mit den Skulpturen von
Pisani und Laboureur (dort 1820 aufgestellt), Aquarell
von Eduard Gurk (1801–1841), 1822. Museum der
Schönen Künste, Budapest, Grafische Sammlung
(vormals Sammlung Esterházy).
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur