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RÜCKZUG IN DIE
KUNST310 261 Vgl. Gegenstände aus dem Nachlass Niko-
laus’
II. aus dem landesrechtlichen Requisi-
tenamt, 2. Juli 1836, in : Inventarium über den
fürstlichen Schmuck und sonstige Pretiosen, Januar
1835, in : MOL, FAE, P112, 135cs.
262 Außerdem dienten die meisten der Schmuck-
stücke als Pfand für die Majoratsschuldenlast.
1830 wurden zahlreiche Schmuckstücke
verkauft (vgl. EPA, CD 1830/1272), ab 1833
diente der Majoratsschmuck als Faustpfand der
Gläubiger (vgl. EPA, DD 1833/4941).
263 Vgl. EPA, CD 1816/702, 1. März 1816 ; DD
1816/1810, 9. Februar 1816.
264 Meist aus London, Harlem, Paris, aber auch mit
Gottlob Friedrich Seidl aus Dresden, Graf Har-
rach in Bruck an der Leitha, Gärtner Johann C.
Wendland im Berggarten in Hannover, Gärtner
Albert der Fürsten Thurn und Taxis, Hofgarten-
direktor Franz Antoine in Schönbrunn und dem
Grafen Pálffy. Vgl. auch Rechnung eines Lon-
doner Zwischenhändlers über die Pflanzen von
Joseph van Schot in Reading, ehem. Entsandter
von Fürst Aloys Liechtenstein nach Amerika,
um dort schnell wachsende Holzsorten zu
sammeln (vgl. EPA, CD 1818/383, 29. Januar
1818).
265 Vgl. EPA, DD 1814/2, 3060.
Stockknöpfe und Säbel befinden. Hinzu kamen ein goldener Hannover’scher Guel-
phenorden, ein Badischer Hausorden und vier große Vliesorden mit Opal, Smarag-
den und Hunderten Diamanten261.
Es ist unmöglich, diesen außergewöhnlich besonderen Sammlungsbestand in
irgendeine Größenrelation zu setzen, doch die Juwelenpracht Nikolaus II. war le-
gendär und auch während seines Rückzugs eine von ihm weiter zelebrierte Obses-
sion fürstlicher Geltungsmacht262. – Dem traditionsgewohnten Wiener Bürgertum
galten Juwelen wie selbstverständlich als Standesausweise der alten Familien, die
es anerkennend und fasziniert akzeptierte, ohne dabei die Zurschaustellung von
Reichtum und Ungleichheit zu kritisieren.
4.5 Pflanzensammlung
Eher als Dienst an der Allgemeinheit waren hingegen die Sammlungen von Pflan-
zen in den Gewächshäusern von Eisenstadt zu rechtfertigen, da sie naturwissen-
schaftlicher Forschung und Ökonomie dienten. Als einzige der Sammlungen des
Fürsten wurden die Pflanzensammlungen auch unter der Zichy-Verwaltung wei-
ter ausgebaut. So investierte man z. B. 1816 stolze 30.000 Gulden pro Halbjahr263,
betrachtete man sie doch als nachhaltige Investition, weil Erträge aus dem Setz-
lingsverkauf zu lukrieren waren. Durch einen ab 1805 nachweisbaren und 1810
während der Paris-Reise Nikolaus’ intensivierten Tauschhandel mit Sämereien und
Pflanzschulen in ganz Europa264 wuchsen die Sammlungen so sehr an, dass ein
reger Handel von Eisenstädter Pflanzen begann. Seit 1814 verzeichnete ein eigener
Katalog alle zum Kauf angebotenen Pflanzen265.
Eisenstadts Treibereien waren die größte und bedeutendste Pflanzschule Öster-
reichs, noch vor den Sammlungen des Kaisers in Schönbrunn und denen der Fürs-
ten Liechtenstein in Eisgrub. So bemerkte 1822 die deutsche Botanische Zeitung
Diamantenbesetzte Goldene Vliesorden aus dem Besitz Nikolaus II.: 1. Goldenes Vlies mit zwei großen Aquamarin und einem orientalischen rosa Topaz und 294 Diamanten,
2. Goldenes Vlies mit drei orientalischen rosa Topasen und 305 Diamanten, 3. Goldenes Vlies mit 272 Diamanten, 4. Goldenes Vlies mit 308 Diamanten, 5. Goldenes Vlies, wohl
Hofjuwelier Johann Anton Siebert (1787–1843), Anfang 19. Jahrhundert. Fotografien aus: Catalogue of the celebrated Esterhazy Jewels … will be sold by Auction, by Christie,
Manson and Woods, London 1867.
Rechte Seite:
Schnitt eines Pflanzenhauses im Eisenstädter
Garten, kolorierte Federzeichnung von Johann
Baptist Pölt, um 1816. Esterházy Privatstiftung,
Archive, Plansammlung.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur