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RÜCKZUG IN DIE
KUNST328 332 Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel, 3. Fe-
bruar 1817, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55,
Nr. 1267 (Nr. 4).
333 Shelley 1912, S. 294f.
334 Der Kaiser habe »mehrere Individuen, welche
seine Gnaden gleichfalls ansprechen, nicht zu
willfahren befunden !« (Clemens Metternich
an Nikolaus II., 6. Mai 1821, in : MOL, FAE,
P108, Rep. 76, Fasz. XIII).
335 Nikolaus II. an Johann Karner, London, 31. Juli
1821, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55, Nr. 1267.
336 Vgl. Nikolaus II. an Paul (III.) Anton, Dover,
7. Juli 1821, in : MOL, FAE, P136, 1cs., a, 1,
Nr. 297. Es reisten mit : Major Graf Gatterburg,
Fürst Victor Metternich (1803–1829), Sohn des
Staatskanzlers, Hofrat von Floret, Kämmerer
Graf Joseph Esterházy, Fürst August Lobko-
witz (1797–1842) . István Széchényi durfte
nicht mitfahren ; in seinem Tagebuch schrieb
er : »Mich will man also nicht – überhaupt wie
nirgens …« (Széchényi 1926, S.
137 (7. März
1821) ; siehe auch S.
122 [27. Januar 1821].
Man sah den zuvor so spektakulären, sich öffentlich in Szene setzenden, omni-
präsenten und auf Feste versessenen Standesrepräsentanten kaum noch in der
Hauptstadt. In seinem Majoratspalais bat er demonstrativ um »Stille im Hauße«332,
verbot dort seiner Gattin, Feste zu veranstalten, und mahnte zu plakativer Sparsam-
keit. In seinen Residenzen von Italien bis nach Ungarn wahrte er jedoch den alten
Glanz, der für ihn selbstverständlich zum Leben gehörte und seinem sozialisierten
Standesverständnis entsprach. Damit folgte Nikolaus der nach 1815 von fast allen
Hochadligen gelebten Rückzugsstrategie im Lichte der gesellschaftlichen Entwick-
lungen mit dem Erstarken des Bürgertums.
Die alte Innovationskraft und Veränderungslust schien ihm wie einer ganzen
Standesklasse verflogen, wie auch die Illusion unbeschränkter Finanzmittel. Niko-
laus begnügte sich bei seinen insgesamt sieben Privatdomizilen mit für ihn verhält-
nismäßig bescheidenen Eingriffen im Inneren der Häuser und gestaltete auch nicht
mehr architektonisch und gartenkünstlerisch in großem Stile. Die Refugien sollten
seinen Stand nicht mehr zur Schau stellen, wie bis 1812, sondern als komfortable
Residenzen, als Orte des Rückzugs dienen.
»Situation von dem Hochfürstlichen Schlosse Grafendorf in der Herrschaft Pfannberg«, Planzeichnung von
Ingenieur Nagy oder Katter, 1821. Mit den 1821/22 erweiterten Gartenanlagen südlich des Schlosses. Ungarisches
Nationalarchiv, Budapest, Familienarchiv Esterházy, Plansammlung.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur