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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
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RÜCKZUG IN DIE KUNST334 355 Schwarzenberg, Fürst Friedrich zu : Aus dem Wanderbuch eines verabschiedeten Landsknechtes, als Manuskript gedruckt, 4 Bde., Wien 1844/45, zit. nach : Stekl 1973, S.  126f. 356 Vgl. Frimmel 1901, wo mehrfach als Provenienz von Lambergs Galeriebildern ein »Cameriere d’Esterhazy« oder der Fürst Esterházy genannt wird. Lamberg und sein Lebensgefährte sind nahezu ständige Gäste in Eisenstadt gewe- sen (vgl. Gästebuch Eisenstadt, in : OSK, Han, Quart.-Germ. 1023). 357 Zahlreiche Ankäufe aus seinem Nachlass (vgl. ehem. EPA, CD 1823/3331, 3. Oktober 1823, zit. in : Meller 1915, Quellenteil : Nr.  582). 358 Vgl. ehem. EPA, CD 1822/4229, 9. September 1822, zit. in : Meller 1915, Quellenteil : Nr.  541. 359 Er vollendete den nach der Neuhängung der Galerie durch die spanischen Meister notwen- dig gewordenen Katalog (1822/23, Wien bei Sollinger ; vgl. Gabriel 1998, S.  13–17), der nur in einer Neuauflage nach 1833 erhalten ist (Catalog der Gemälde-Gallerie des Fürsten Paul Esterhazy von Galantha in Wien, franz. u. deutsch, Wien bei Rohrmann). 360 Dabei ging es um Gemälde von Angelika Kauffmann und einige Lieblingsbilder des Bildhauers, wie z. B. Veroneses Archill und Paris (vgl. Liste des Abbée Giovanni Battista Sartori- Canova an Tambroni, 18. November 1822, in : MOL, P134, 1cs., B). Nikolaus’ Angebot stand in Konkurrenz zum englischen Sammler Sir George Beaumond (1753–1827), der einer der wichtigsten Protagonisten der Gründung der National Gallery in London war. 361 Vgl. Nikolaus II. an Giuseppe Tambroni, 23.  November 1822, in : MOL, P134, 1cs., B. 362 Das Gipsmodell des Grabmals kam im No- vember 1822 in Wien an, ist jedoch nicht erhalten. Bei Tambroni ist auch die Rede von einer großen Büste, die 1822 noch nicht fertig war und angeblich für Nikolaus gemacht wurde. Vielleicht handelte es sich um die Büste des Knaben vom Grabmal Kardinal Rezzonicos von 1784 von Canova, die 1822 angeblich für Niko- laus »kolossal« gefertigt wurde (vgl. Verzeichnis von Canovas Arbeiten 1822, Arbeiten in Rom, in : Zeitgenossen … 1827, Beilage 1, S.  107). 363 Vgl. Giuseppe Tambroni an Nikolaus II., 8.  De- zember 1823, in : MOL, P134, 1cs., B. 364 Vgl. ehem. EPA, CD 1822/1759 1/2, 24. April 1822, zit. in : Meller 1915, Quellenteil : Nr.  524. 365 Die vom Bildhauer István Ferenczy, der im Atelier Thorvaldsens arbeitete, behauptete Förderung oder Beauftragung durch Nikolaus II. ist nicht zu beweisen. Erstmals behauptet bei Petrovics 1937, S.  102. 366 Vgl. ehem. EPA, CD 1823/4241, 31. Dezember 1823, zit. in : Meller 1915, Quellenteil : Nr.  591 ; EPA, CD 1824/1148, 1151, 1152, 1191, 3481, 4211. 367 Vgl. Giuseppe Tambroni an Nikolaus II., 8.  De- zember 1823, in : MOL, P134, 1cs., B. unkonstruktiven Defensivposition. Fürst Friedrich zu Schwarzenberg (1790–1870) bezeichnete sich daher 20 Jahre später als »Letzten Mohikaner« und setzte die ös- terreichische Aristokratie mit den sterbenden Indianern in der Neuen Welt gleich. In der »Atmosphäre moderner Civilisation« fühlte sich der Fürst mit seinen Stan- desgenossen dem Untergang geweiht. Doch auch ihm war klar, dass der Standes- mensch seinen traditionellen Lebensstil bis zuletzt beibehalten müsse : »Ist seine Zeit gekommen, so muß er sterben, aber er sterbe in seiner Natur.«355 6.3 Verluste und der Versuch der Umorientierung Durch das fortgeschrittene Alter des Fürsten verlor er in dieser Phase der Resig- nation durch den Tod von wichtigen Beratern auch die zuletzt so beeindruckende Modernität und Innovationskraft in seinen Kunstaktivitäten. Als Nikolaus II. 1822 wieder auf Italienreisen ging, starb sein langjähriger Be- gleiter und Freund Graf Lamberg-Sprinzenstein, der den jungen Prinzen Nikolaus auf seiner Grand Tour 1783 in die italienischen Kunstkreise eingeführt, Kunst ver- mittelt, über Jahre den Kontakt zu italienischen Künstlern gehalten, mit Esterházy Bilder getauscht hatte und damit lebenslanger und bedeutender Mentor des Fürs- ten gewesen war356. Als Nikolaus in Rom ankam, starb Joseph Fischer357, der die fürstliche Galerie aufgebaut und sammlungstechnisch maßgeblich geprägt hatte. Bei der Weiterreise Nikolaus’ nach Neapel starb im Oktober 1822 Antonio Ca- nova, der mit seiner Leopoldinen-Skulptur den Anstoß zur letzten Sammlung des Esterházy-Fürsten gelegt hatte. Obwohl sich daraufhin – noch auf eine Initiative Lambergs hin – der Maler Ge- org Ferdinand Waldmüller auf die freie Galeriedirektorstelle bewarb358, gab Niko- laus Fischers bisherigem Stellvertreter, Kustos Anton Rothmüller, den Vorrang, der als Berater allerdings kaum noch in Erscheinung treten sollte359. Wichtiger dürfte hierfür nun Giuseppe Tambroni gewesen sein, den Nikolaus ja seit 1817 kannte und beauftragt hatte, einige Gemälde aus dem Canova-Nachlass zu erwerben360. Allerdings gelangten lediglich die Büste Papst Pius’ VII. von Cincinnato Baruzzi (1796–1848) und der gipserne Grabmalentwurf Canovas an den Fürsten361, womit dieser als Finanzier der geplanten Anlage gewonnen werden sollte362. – Doch ge- nauso wenig wie sich Nikolaus an der ehrenhaften, aber selbstlosen Stiftung zum Canova-Grabmal in Venedig beteiligen wollte, gelang es, ein ungarisch-patrioti- sches Kunstwerk zu schaffen. Es war Nikolaus’ Idee, 1822 Tambroni im fernen Italien zu bitten, einen jungen ungarischen Maler zu finden, den er mit Historiengemälden zur ungarischen Ge- schichte beauftragen wollte, die seiner Nation alle Ehre machen sollten363. Niko- laus folgte damit der Initiative des österreichischen Malers Peter Krafft, der kurz zuvor auch den Fürsten als Finanzier für seine Reihe von historischen Bildern aus der Geschichte Ungarns werben wollte364. Krafft reagierte damit wiederum auf den in Ungarn keimenden Patriotismus, der sich mit der eigenen Geschichte und Sprache auseinandersetzte. Die Wahl für dieses für Nikolaus bisher einmalige nationale Auftragswerk365 fiel auf den jungen Maler Eduard Spiro aus Pressburg (1790/1805–1856), der 15 Sze- nen aus der ungarischen Geschichte malen sollte, die Georg v. Gaál ausgewählt hatte366. Der Schützling wurde so lange finanziell unterstützt367, bis Gaál die ersten
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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Untertitel
Biografie eines manischen Sammlers
Autor
Stefan Körner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 2.0
ISBN
978-3-205-78922-2
Abmessungen
23.0 x 28.0 cm
Seiten
404
Kategorie
Kunst und Kultur
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