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Glanz abseits der Wiener Öffentlichkeit 335
368 Vgl. ehem. EPA, CD 1825/794, 901, 2. März
1825 (Gemäldethema Die Vereinigung Un-
garns mit Siebenbürgen unter König Stefan dem
Heiligen) ; EPA, CD 1825/3106, 3663, 15. Juli
1825 ; CD 1826/1236. Später arbeitete Spiro für
Botschafter Graf Anton Apponyi und wohnte
im Palazzo Venezia (vgl. Nagler, Georg Kaspar :
Neues allgemeines Künstler-Lexicon …, Bd. 17,
München 1857, S. 166f.).
369 Nikolaus II. an Henriette Zielinska, o. D. (Juni
1802), in : MOL, FAE, P134, E, Nr.
894.
370 Vgl. Nikolaus II. an Paul (III.) Anton, Neapel,
3. Februar 1793, in : MOL, FAE, P136, 1cs., A1.
371 Nikolaus’ Bibliothek bezog ab 1819 Tudományos
Gyütemeny des Nationalmuseums, hg. von Fer-
dinand von Moller (vgl. EPA, CD 1819/2249,
2249, 2775, 2250, 2452), ab 1820 Pannonia (vgl.
EPA, CD 1820/2684, 3415, 3896, September
1820). 1824/25 unterstützte er Carl von Szepes-
házys Merkwürdigkeiten des Königreiches Ungern,
oder : historisch-statistische-topographische Beschrei-
bung, erschienen Kaschau 1825 und Nikolaus II.
gewidmet (vgl. EPA, CD 1826/5340 ; 1827/95).
372 Vgl. Vaterländische Blätter für den österreichischen
Kaiserstaat, Nr. XXX, 5. Januar 1810. 1811
stiftete Nikolaus II. 1000 Gulden fürs Budapes-
ter Nationalmuseum (vgl. EPA, CD 1811/702,
4758, 4. Februar, 4. September 1811).1815 wur-
den von Esterházy Gelder für neue Schränke
des Museums bereitgestellt (vgl. EPA, CD
1815/912).
373 Vgl. Skall, Johann Baptist : Historische Memoires
denkwürdiger Begebenheiten am kaiserlich oester-
reichischen Hofe in den Jahren 1808, 1809 und
1810. Von einem Augenzeugen, 1. Teil (1808),
S.
270f., in : ÖNB, Han, Ser. nov. 12.155.
374 Széchényi 1926, S. 505 (24. Juli 1824). Zeichnungen sah und aus Qualitätsgründen nach zwei Jahren zum Abbruch des
Projektes riet368. Damit blieb der einzige national motivierte Kunstauftrag des Fürs-
ten ohne Ergebnis und eine Ausnahme in seiner Kunstförderung.
Zwar erwähnte Nikolaus immer wieder »votre patrie hongroire«369, mahnte
seinen kleinen Sohn, die ungarische Sprache nicht zu vernachlässigen370, um mit
den Untertanen sprechen zu können, nutzte die Uniform der Ungarischen Garde
für seine exotisch-schillernden Auftritte und gab Geld für ungarische Publikatio-
nen371 sowie das Budapester Nationalmuseum372, doch waren die Beträge hierfür
im Vergleich zu seinen sonstigen Ausgaben verschwindend gering – 1808, auf
dem Höhe punkt seiner Prachtentfaltung in der Wiener Öffentlichkeit, war Niko-
laus mit seiner Spende für das Nationalmuseum und die Kultur der ungarischen
Sprache der knauserigste aller Finanziers373. Im Grunde war ihm die seit 1800
entstehende nationale Wiederentdeckung der Ungarn fremd. Ihre Forderungen
nach Förderung der Nationalsprache und Kultur und damit nationaler Identität
lagen dem Fürsten fern, während Graf István Széchényi darin den »Beweis, wel-
cher National Sinn zwischen Ungern sey«374, sah. Nikolaus verstand sich seiner
Sozialisation nach als Standesperson, die keine nationalen, sprachlichen oder pa-
triotischen Grenzen sah. Zeitlebens wollte er in der europäischen Adelswelt eine
wichtige Rolle spielen und orientierte sich damit nach Westen, nach dem habs-
burgischen Machtzentrum und nach den deutschen Adelsfamilien. Hier wusste
er bei öffentlichen Auftritten dann durchaus mit seiner ungarischen Exotik zu
beeindrucken, doch ein Patriot war er deshalb nicht. Wenn er spielend in den
Sprachen wechselte, dann orientierte er sich an dem sozialen Status seines Ge-
genübers, nicht an dessen Nationalität. Sein Experten- und Beraterkreis war kos-
mopolitisch und stellte nie die Frage nach nationaler Kunst ; es galt ausschließlich
die Qualität. Mit der beabsichtigten Förderung eines jungen ungarischen Künst-
lers meinte der Fürst sich modisch beflissen an einer patriotischen, ungarischen
Nationalbewegung zu beteiligen, wenn auch ohne politische Überzeugungen. So
wurde er mit seinem Stipendium weder zu einem national-patriotischen Ungarn
»Pallast des Fürsten Esterházy zu Mariahilf«,
Hofseite, kolorierter Kupferstich von Jos. Lucz,
Tranquillo Mollo, Wien, um 1825. Österreichische
Nationalbibliothek, Wien, Bildarchiv.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur