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RÜCKZUG IN DIE
KUNST336 375 Brockhaus-Conversations-Lexikon der neuesten
Zeit und Literatur, Bd. 1, Leipzig 1832, S.
863.
376 Vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Venedig,
7. Juni 1822, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55,
Nr. 1267.
377 Vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel,
29. Dezember 1822, in : MOL, FAE, P163,
Fasz. 55, Nr. 1267.
378 Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel, 14. Fe-
bruar 1823, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55,
Nr. 1267.
379 Nikolaus II. an Johann Karner, 13. November
1823, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55, Nr. 1267.
380 Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel, 13. No-
vember 1823, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55,
Nr. 1267.
381 Thürheim/Rhyn 1914, S. 114 (10. Januar
1823) ; hier z. B. genannt : Landgraf Philipp von
Hessen-Homburg (1779–1846), Graf Wilhelm
Lichnowsky (1793–1864), der an der Riva
wohnte, General Graf Eugen Wilhelm Haug-
witz (1777–1863), Graf Georg Starhemberg
(1802–1834), k. k. Gesandtschaft in Neapel
Baron Karl Alexander Hügel (1796–1870),
Herzogin Wilhelmine von Sagan (1781–1839),
Geliebte Metternichs und Lichnowskys.
382 Vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel,
15. Februar 1823, in : MOL, FAE, P163,
Fasz.
55, Nr. 1267.
383 Széchényi 1926, S.
485 (6. Mai 1824). Bezug
auf den Kaisergeburtstag am 12. Februar 1823
oder 1824.
384 Vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel,
15. März 1824, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55,
Nr. 1267.
385 Vgl. ehem. EPA, CD 1823/752, 24. Dezember
1822, zit. in : Meller 1915, Quellenteil : Nr. 559.
386 Vgl. ehem. EPA, CD 1823/694, 2. April 1823,
zit. in : Meller 1915, Quellenteil : Nr. 562.
387 Vgl. ehem. EPA, CD 1823/1752, 20. Juni 1823,
zit. in : Meller 1915, Quellenteil : Nr. 573.
388 Vgl. Inventar-Rechnung 10, Bildergalerie
Wien, 1823, Zuwachs, 1. September, in : EPA,
Inventarrechnungen. In der Galerie wird es für
seine Farbkraft gelobt (vgl. Archiv für Geschichte,
Statistik, Literatur und Kunst, Jg. XIV [1823},
Heft 116, S. 608–609, S. 608). Eine spätere
Fassung entstand 1837 für Thorvaldsen (heute
Thorvaldsen-Museum Kopenhagen).
noch zum Mäzen seines Vaterlandes. Denn in erster Linie verstand sich Nikolaus
als kosmopolitische Standesperson. Als solche sah er es zeit seines Lebens als vor-
nehmste Aufgabe an, seine Machtposition durch den Konsum von Kunst und den
Aufbau von Sammlungen darzustellen und zu legitimieren. Es war nie sein Ziel,
seine Untertanen an der Macht teilhaben zu lassen oder die Ungarn im Besonde-
ren zu fördern. Daher resümierte ein Lexikonbeitrag über den Fürsten 1832 : »Der
Fürst war in Ungarn nie populair.«375
6.4 Gesellschaft und Galerie in Unordnung
Seit 1820 war Nikolaus nicht mehr in Italien gewesen, und er reiste erst im
Sommer 1822 wieder nach Venedig376, Padua, Mantua, Bologna, Rom und nach
Neapel377, wo er nach drei Jahren wieder sein Haus an der Riva di Chiaia bezie-
hen konnte, nachdem der Aufstand der Neapolitaner gegen ihren König und für
eine Verfassung niedergeschlagen worden war. Metternich hatte die Heilige Al-
lianz auf einen Kurs gegen die republikanischen Ideen eingeschworen (Kongress
von Verona 1822) und die rebellierenden Neapolitaner mit Militärgewalt in die
Knie gezwungen. Nikolaus befand, Metternich habe »Wunder gewirkt«378. Endlich
herrsche wieder Ruhe.
Doch er hegte offensichtlich auch gelegentlich leise Zweifel gegen dieses Vor-
gehen und Festhalten an der alten Ordnung. Denn ein Jahr später offenbarte
Niko laus Skepsis gegenüber Metternichs unversöhnlichem Gegensatz zum Libe-
ralismus und zu revolutionären Bewegungen, als die Heilige Allianz ebenfalls mit
Waffengewalt die Rückkehr des autoritären spanischen Königs erzwang. Der Fürst
raunte über »die närrischen Freudenfeste, über die Befreyung des närrischen Ferdi-
nand
VII.« und wähnte : »… wenn nur kein hinkender Both nach kommt, daß nicht
zu wundern wäre.«379 Er ahnte, dass die militärisch und politisch seit 1815 unter-
drückte bürgerliche Bewegung bald »Mord und Totschlagen anfangen [könnte], so
wie es überall zu erwarten steht, was ich nicht zu erleben wünsche«380.
Doch noch war das militärisch kontrollierte Neapel während der winterlichen
Italienaufenthalte des Fürsten 1822/23 und 1823/24 voll von »so viel an Landsleu-
ten«381 und erlebte sogar österreichische Militärparaden zum Geburtstag von Kai-
ser Franz I., an denen sich Nikolaus mit Feuerwerk382 und einem Fest im Palazzo
beteiligte, zu dem Marie Louise Plaideux die »honneurs«383 gab.
Daraufhin zog es Nikolaus weiter auf Reisen, im März 1824 nach Palermo384,
und zu Kunstkäufen, für die er jetzt allerdings allein zuständig war, da auch sein
letzter Berater, Giuseppe Tambroni, gestorben war. So erwarb Nikolaus Verone-
ses Kreuzigung385 (heute Museum der Schönen Künste Budapest) und reiste mit
einem ebenso erstandenen kleinen Garofalo-Gemälde im Handgepäck zurück nach
Rom386. Dort beauftragte er die im Stile der Nazarener arbeitenden Malerbrüder
Franz (1786–1838) und Johannes Riepenhausen (1787–1860)387 mit der Erstfas-
sung der Zwei Mädchen in der Gesellschaft Amors für die Mariahilfer Galerie388.
Diese Erwerbungen hatten allesamt recht handliche Formate, waren aber künstle-
risch unterschiedlichster Art und damit eher Gelegenheitskäufe anstelle gezielten
und kenntnisreichen Sammelns. Dem Fürsten fehlten seine Berater, die seine finan-
ziellen Kräfte für die Kunst gebündelt und gelenkt hatten. Seine Öffnung neuen
Moden gegenüber war deshalb halbherzig und ungelenkt. Rechte Seite:
Amor unterrichtet zwei Mädchen, Gemälde von
Franz (1786–1838) und Johann Riepenhausen
(1787–1860), 1823. 1823 erworben von Nikolaus II. in
Rom, dann in der Esterházy-Galerie. Klaus Spindler
Kunsthandel, München.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur