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dem Schussfeld der Kritik auf die einsame Insel
mit der Plaideux, die mit einer eigenen Suite am
gleichen Tag ankam, in Schloss Kittsee, während
Maria Hermenegilde das Pressburger Majorats-
haus bezog (vgl. EPA, CD 1825/3820, 3821,
12. September 1825).
8 Széchényi 1926, S. 485 (6. Mai 1824).
9 Vgl. MOL, FAE, P163, Fasz. 1, Nr. 6. Niko-
laus II. war der Erste, der eine derartige Kredit-
operation in Österreich durchführte. 1825 folgte
Fürst Joseph II. Schwarzenberg nach, der 1,5
Millionen als Teilschuldverschreibung bei eben-
falls mehreren Bankhäusern aufnahm (vgl. Stekl
1973, S. 26f. mit weiterführender Literatur).
10 Vgl. MOL, FAE, P163, Fasz. 56, Nr. 1268.
11 Vgl. Huber 1994, S. 184. Von 130 Gulden auf
90 Gulden pro Einheit (vgl. Nikolaus II. an Graf
Anton Reviczky, 13. November 1828, in : MOL,
FAE, P134, H, 5cs, Beilage 6a, b). Auftritte mit seiner Geliebten, durch die er zum öffentlichen Ärgernis wurde, soll-
ten die Jahre ab 1815 bestimmen. Der Fürst sollte den Respekt der Zivilgesellschaft
verlieren, die familiären Bande sprengen und auch das Vertrauen des Kaisers end-
gültig verspielen. Der letzte Abschnitt seines Lebens wurde damit zum konflikt-
reichsten und tragischsten seiner Laufbahn, was sich auch auf sein Engagement für
die Künste auswirkte.
Graf István Széchényi, der ein Freund von Erbprinz Paul Anton war, fasste
das Dilemma am Beginn des letzten Lebensabschnittes des einst so strahlenden
Fürsten Nikolaus zusammen : »Fürst Est – ist mit dem Kaiser, seiner Frau – seinen
Kindern, seinen Finanzen etc. etc. entzweyt.«8
1. Aus dem Schussfeld der Kritik auf die einsame Insel
Nach den letzten Umbauten am Mariahilfer Palais und dem Abschluss der Ar-
beiten an den Eisenstädter Schloss- und Gartenanlagen steckte Fürst Nikolaus II.
1824 wieder tief in den Schulden. Mit 8,9 Millionen Gulden CM Außenständen
überstiegen die hierfür nötigen Kapitalrückzahlungen sogar die Jahreseinnahmen.
Auch die im Familienvertrag 1802 vereinbarte Höchstgrenze der Majoratsschulden
war längst überschritten worden. Ein durch Staatskanzler Fürst Clemens Metter-
nich vermittelter Partialobligationen-Kredit (20. Oktober 1824) von 6,5 Millionen
Gulden bei den drei Bankhäusern Arnstein & Eskeles, Sina und Rothschild-Frank-
furt, der erste seiner Art für einen österreichischen Adligen9, konnte die finanziellen
Probleme vorübergehend lösen. Vater und Sohn mussten sich jedoch verpflichten,
keine weiteren Schulden zu machen, den Tilgungsplan zu befolgen und zur Kre-
ditabsicherung auch die Kunstsammlungen einzusetzen10. Doch der Preisverfall der
Wolle11 und die daraus folgenden besonders schlechten Absatzverträge verschlim-
merten die Lage noch weiter, während die Hofhaltungskosten unverändert beste-
hen blieben. Hierfür machten sich Fürst Nikolaus und sein Sohn Paul Anton, der
in London seine Repräsentation als Botschafter aus der Majoratskasse finanzierte,
gegenseitig verantwortlich.
Überhaupt schwelte schon lange der Vater-Sohn-Konflikt zwischen dem eigen-
sinnig-autokratischen Nikolaus und Paul Anton, der zu einer veritablen Persönlich-
Ansichten von Chandows House in London,
Aquarelle, um 1829. Seit 1823 Residenz von Erbprinz
Paul Anton als kaiserlicher Botschafter in London.
Esterházy Privatstiftung, Schloss Eisenstadt,
Grafische Sammlung.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur