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ENDE346 21 Nobilitierung der Mme. Plaideux durch Kauf
der im Komitat Arad liegenden, herunterge-
wirtschafteten Herrschaft Felmènes und damit
Erwerb des Prädikats »de Eadem« für die
Plaideux-Familie, 14. Dezember 1821, in : ÖStA,
AVA, Polizeihofstelle, 1822/7159. 1829 wird
eine weitere Nobilitierung geprüft (vgl. Nach-
folgerechtsgutachten der aufgeteilten Herrschaft
Sponheim mit dem Titel eines Grafen von
Sponheim, 7. September 1829, in : MOL, FAE,
P163, Fasz. 9, Nr. 211).
22 Vgl. Weissenbacher 1999, darin : Hackinger
Schloss, Schlossberggasse 8, 1130 Wien.
23 Vgl. EPA, CD 1825/5324, Bewerbung ei-
nes Gärtners für den Garten Hacking ; CD
1826/4410, neue Tafelwäsche ; CD 1826/7848,
exotische Pflanzen von Eisenstadt nach Ha-
cking transportiert ; MOL, FAE, P163, Fasz. 8,
Nr. 176, 3. März 1827, Umbauten und Tapezier-
arbeiten im Schloss Hacking. Es dürften aber
weit mehr Umbauten durchgeführt worden sein,
die allerdings nicht über die fürstliche Kasse
nachweisbar sind, da sie von Plaideux bezahlt
wurden.
24 Vgl. Majestätsbefehl gegen Plaideux zum Ver-
lassen Hackings, 26. Juli 1826, in : ÖStA, AVA,
Polizeihofstelle, 1826/5271, 7272. 1832 verkauft
Plaideux das Schloss an Prinz Gustav von Wasa
(1799–1877), den letzten Spross der Wasa-
Dynastie. 1956–57 wurde es abgetragen.
25 Ehemaliges Gasthaus Zum Schwarzen Adler
(vgl. Pemmer/Lackner 1974, S. 248).
26 Vgl. Inventarium von dem fürstlichen Prater-Ge-
bäude, 16. März 1860, in : MOL, FAE, Rep. 44.
27 Vgl. Gentz 1873 (9. Mai 1831), S. 286f.
28 Ein »skandalöses Verhalten«, das »viel Publikum
hört und sieht« (Nikolaus II. fährt Spazieren,
29. Mai 1828, in : ÖStA, AVA, Polizeihofstelle,
1828/5012).
dung provozierte in einer Zeit stetiger Betonung von Sitte und Moral den Monar-
chen, der sich dem Bürgertum in seiner Moralauffassung angepasst hatte. Auch
Nikolaus’ Versuch, der Plaideux durch den Kauf einer Herrschaft Titel und Stand
zu verschaffen, scheiterte am »Willen des Kaisers, … der Person[en] solchen Schla-
ges«21 keine Titel verlieh.
1.1 Neue Wiener Landhäuser : Schloss Hacking und das Haus im Prater
Wenn schon kein Titel, so kaufte der Fürst Marie Louise Plaideux 1824 stattdessen
das Schloss Hacking22 bei Wien. Der dreiflügelige Bau wurde 1826 von der Familie
Plaideux als neuer Sommersitz bezogen, und sofort begann man, Ausstattungsar-
beiten an den Wohnräumen vorzunehmen. Der Abriss der Stallungen und die Ver-
größerung des Gartens wurden aus der klammen Majoratskasse beglichen23.
Dass der Sommersitz der fürstlichen Mätresse allerdings ausgerechnet zwischen
dem kaiserlichen Schönbrunn und dem Lainzer Tiergarten und zudem gegenüber
dem Besitz von Fürstin Maria Hermenegilde in Hütteldorf lag, war unverzeihlich.
Dem Kaiser musste dies denn auch als Provokation erscheinen. Er verfügte daher
per Majestätsbefehl, die Geliebte Nikolaus’ zum Verlassen Hackings zu zwingen24.
Auch das 1825 von Nikolaus gekaufte Haus im Wiener Prater25 war keine glück-
lichere Erwerbung. Im beliebten Erholungsgebiet, zwischen Hauptallee und Feu-
erwerksgelände, nutzte der Fürst zwar nur einen kleinen eingeschossigen Salonbau
mit zwei Kabinetten26, doch präsentierte er auch hier sein Familienleben der spa-
zierfreudigen Öffentlichkeit. Über den Gartenzaun blickend, konnten die Wiener
an seinen Essen mit Marie Louise Plaideux27 »teilhaben« oder den Fürsten mit
seinen Töchtern, mit denen er laut englisch sprach, Arm in Arm spazieren gehen
sehen28. Gartenfassade des Schlosses Hacking bei Wien,
Fotografie, um 1890. Wien-Museum, Fotosammlung.
Plan des Esterházy-Gartens im Wiener Prater,
Planzeichnung, um 1825. Esterházy Privatstiftung,
Archive, Plansammlung.
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
- Untertitel
- Biografie eines manischen Sammlers
- Autor
- Stefan Körner
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 2.0
- ISBN
- 978-3-205-78922-2
- Abmessungen
- 23.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 404
- Kategorie
- Kunst und Kultur