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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst - Biografie eines manischen Sammlers
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AM ENDE352 57 Neben den Herrschaften Edelstetten und Pottendorf hatte der Fürst pro forma seine Bildergalerie mit 1.148 Bildern, die Kupferstich- Sammlung mit 21 Inventarbänden (Inv. 1819), die Mineraliensammlung und die Bibliothek im Roten Haus »käuflich überlassen« (Verzeichnisse der an Wertheimer und Seckstein verkauften Sammlungen, 1. Mai 1828, und Rückkauf, 28.  Mai 1828, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 29, Nr.  538). 58 Vgl. Nikolaus II. an Paul Anton, 12. Juni 1828, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 56, Nr.  1268. 59 Vgl. Clemens Metternich an Paul Anton, 31.  Mai 1828, in : MOL, FAE, P134, H, 5cs, I/h ; Graf Adam Reviczky an Nikolaus II., 26. Oktober 1828, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 56, Nr.  1268. Franz I. drohte Fürst Nikolaus bei Nichtwiedereinführung der Apanagen an seinen Sohn mit Anrufung der Gerichte (vgl. Graf Adam Reviczky an Paul Anton, 27. Januar 1829, in : MOL, P134, H, 5cs, I/h ; Kaiser Franz I. an Graf Adam Reviczky, Baden, 17. Juli 1829, in : MOL, FAE. P163, Fasz. 56, Nr.  1268). 60 Vgl. Gentz 1920/2004, S.  223 (22. Oktober 1830). 61 Dies unterstrich im Vergleich des europäischen Adels auch Preiss 1988, S.  8. 62 Vgl. Graf Adam Reviczky an Kaiser Franz II., 11. März 1830, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 56, Nr.  1268. 63 730.000 Gulden fälliger Zinsen standen jährli- chen Ausgaben von 1,28 Millionen gegenüber. Vgl. MOL, FAE, P163, Fasz. 21, Nr.  442. 64 Vgl. Graf Carl Reviszky an Paul Anton, 29.  Januar 1829, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 56, Nr.  1268. 65 Reisestationen : Im Februar in Rom, als Papst Leo XII. starb (vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Rom, 19. Februar1829, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55, Nr.  1267). Im April nur wenige Tage in Neapel, dann über Florenz nach Lucca, wo er den Außenminister Marchese von Mansi traf, der in Lucca eine Bildergalerie mit bedeu- tenden Flamen hatte (Nikolaus II. an Johann Karner, Chur, 29. April 1829, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55, Nr.  1267). Vom 5. bis 15. Mai 1829 auf der Mainau (vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel, 3. März 1829, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 53, Nr.  1243). Weiter über Stuttgart nach Karlsruhe (vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Neapel, 24. März 1829, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 53, Nr.  1245), wo er die Nobilitie- rung der Plaideux-Frauen verhandelte und dem Großherzog mit Eisenstädter Fasanen dankte (vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Mainau, 23. April 1829, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 53, Nr.  1241). Im Juni wieder auf der Mainau (vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Mainau, 7. und 24. Juni 1829, in : MOL, FAE, P163, Fasz. 55, Nr.  1267). Im Juli nach Wien und danach zum ungarischen Reichstag (vgl. Nikolaus II. an Johann Karner, Mainau, 19. Juli 1829, in : MOL, ihn mit neuen Schulden zurückzukaufen57. – Der Fürst kaufte also seine Schulden zweimal, um kurzzeitig flüssig zu sein, und bewirkte den Sturz der bestehenden Obligationen ins Bodenlose. Aus Zorn über die Kritik seines Sohnes an diesem Geschäft strich Nikolaus einen Teil seiner Apanage58, womit dessen Botschaftshof- haltung nicht mehr zu finanzieren war. Jetzt ging es also nicht mehr nur um den bevorstehenden Ruin des Esterházy-Majorats, sondern auch noch um das Ansehen der österreichischen Außenpolitik in London, die Nikolaus außer Stand setzte. Der Kaiser griff ein, befehligte die Wiederzahlung der vollen Apanagen für Paul Anton und beauftragte den ungarischen Hofkanzler Graf Adam Reviczky mit einer Prü- fung der Angelegenheit59. Nachdem Nikolaus nach 1814 kaum oder gar nicht mit seiner Geliebten in Er- scheinung getreten war60, führten etliche Unbedachtheiten oder vielleicht auch be- wusste Provokationen zu erhöhter Wachsamkeit seinem Leben gegenüber, das auf- grund der Familienmacht und des Standes im Kaiserreich ohnedies ein öffentliches war, ob es ihm nun gefiel oder nicht. Der Fürst überschritt ständische Ebenbürtig- keitsregeln, in dem er seit mehr als 17 Jahren mit einer ehemaligen Prostituierten zusammenlebte. Er verletzte staatliche Ehrenkodizes und moralische Normen, weil er lieber mit seiner Geliebten flanierte, als nationale Aufgaben wahrzunehmen. Und dies, obwohl der Adel in Ungarn durch seine besonders starke Rolle im Reichstag zu den einflussreichsten in ganz Europa zählte und fast vollkommen frei von beam- tenstaatlicher Einmischung war61. Hier hätte Nikolaus aktiv an der Reformierung Ungarns von oben, wie es z. B. Graf Széchényi forderte, arbeiten und die letztendlich seit 1789 akut bedrohte Stellung seiner Schicht sichern können. Stattdessen verließ er sich auf alte Machtmechanismen oder negierte gar die Notwendigkeit einer Er- haltungspolitik der adeligen Vormachtstellung und sorgte sich in erster Linie um die Versorgung seiner Plaideux-Kinder. Durch immer neue Häuser, Grundstücke und Herrschaften, die er für sie kaufte, ruinierte der Fürst die ohnehin angeschla- genen Familienfinanzen und zerstörte das Verhältnis zum Erbprinzen endgültig. Um seine zweite Familie zu versorgen, erpresste und belog Nikolaus seinen Sohn, verschleuderte das neu aufgenommene Majoratsgeld für private Erwerbungspro- jekte, nobilitierte eine ehemalige Prostituierte und deren uneheliche Kinder, die im Ausland mit Ehen und mit Gütern versorgt wurden, stellte sich ungeniert inmitten des beliebtesten biedermeierlichen Spaziergartens zur Schau und kümmerte sich nicht um seinen Majoratsbesitz. Stattdessen suchte er Ruhe auf der entlegenen Insel Mainau, die im entfernten Großherzogtum Baden frei aller kaiserlichen Zu- griffe auf das Privatleben Nikolaus’ war. Die lange versuchte und so sehr gewünschte Zusammenführung von fürstlicher Dynastiepflege und herzlicher Liebe, von standesgemäßer Glanzinszenierung und familiärer Häuslichkeit, von adeligem Prestigeverbrauch und liberalem Mäzenaten- tum hatte den Fürsten über die Jahre überfordert und war missglückt. Mit letzter Kraft versuchte der enttäuschte und gedemütigte Fürst alles, um seine Zweitfamilie auch über seinen Tod hinaus zu schützen und zu versorgen. Dabei nahm er auf sein Majorat und seine fürstlichen Erben und damit ständischen Nachfolger keine Rücksicht mehr. Der vom Kaiser mit der Prüfung der fürstlichen Angelegenheit beauftragte Graf Reviczky kam daher zum Schluss : »Aus seinen [Nikolaus’] Erklä- rungen wurden wir bald inne, daß er mit äußerster Gehäßigkeit planmäßig dahin strebe um seine Familie zu Grunde zu richten, und seinen illigetimen Verhältnißen empörende Donationen auszumitteln.«62
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Nikolaus II. Esterházy und die Kunst Biografie eines manischen Sammlers
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Nikolaus II. Esterházy und die Kunst
Untertitel
Biografie eines manischen Sammlers
Autor
Stefan Körner
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 2.0
ISBN
978-3-205-78922-2
Abmessungen
23.0 x 28.0 cm
Seiten
404
Kategorie
Kunst und Kultur
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