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Erica Tietze-Conrat - Tagebücher, Band II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
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16 Mit den Mitteln der Disziplin Sorge gilt der Wahl des Hotelzimmers. Man benötigt vor allem Ruhe, um zu arbeiten und die Nacht durchschlafen zu können. Auch die Geldmittel werden knapp und es ist schwierig, die nötigen Transitvisa zu erhalten. Und dennoch  – man hat Glück gehabt : „Our fate was mild compared with what others had to suffer and endure. Whatever we had possessed, we lost ; the children, who had made our house so alive, were scattered. But  – we had not for a single hour lived under Nazi rule.“13 Doch im Juli 1938 kann die Contenance nicht mehr aufrechterhalten werden. Konnte man auf die nationalsozialistische Bedrohung noch reagieren, geht die Fas- sung angesichts der allgemeinen Mobilmachung und Bedrohung durch den bevor- stehenden Krieg verloren. „Wo bin ich ?“, fragt sich Erica Tietze-Conrat orientie- rungslos auf dem Bahnhof eines französischen Provinzstädtchens. Einen Krieg hat man bereits miterlebt, und so lange an den Folgen laboriert ! Wo wird man den nächsten überdauern können ? („Wir sehen die kleinen Orte, durch die wir durch- kommen, schon daraufhin an, ob sie zum ,Daueraufenthalt‘ geeignet sind …“) In dieser ausweglosen Situation kommen auch ihr Gedanken an Selbstmord : „Wenn ich mir bez[iehungsweise] wenn ich uns einmal das Leben nehme, so nur in einem sehr vornehmen Hotel. Es gehört doch eine Umgebung dazu, die einen mehr anspricht.“ Hans ist dagegen. In dem Zeitraum, von dem die Tagebücher berichten, geht es noch nicht eigent- lich um einen Neuanfang, der schließlich mit der Übersiedlung in die USA 1939 an- zusetzen wäre, sondern um Augenblicke des Absprungs („Ich saug’ mich gern voll mit solchen sightseeings, wenn man doch nach Amerika hinüberreist“). Die Suche nach einem Aufnahmeland läuft auf Hochtouren. Auch über das Wohin dürfte in der Theorie bereits Klarheit geherrscht haben  – nur die Praxis muss noch gemeistert werden. In England werden junge, anpassungsfähige Wissenschaftler bevorzugt. Für eine Übersiedlung in die USA hatte man über Jahrzehnte  – intuitiv oder ganz bewusst vorausschauend  – Vorsorge getroffen.14 Kurze Zeit nach dem „Anschluss“ erhält Hans Tietze dank der Interventionen des Direktors des Philadelphia Museums of Art, Fiske Kimball, eine auf ein Jahr befristete Stelle als Carnegie-Professor am Museum of Art in Toledo, Ohio. Ihm ist auch der Katalog venezianischer Handzeichnungen, der 1944 unter erdenklichen Schwierigkeiten in New York erscheint, gewidmet.15 Anmerkungen 1 Werkverzeichnis zu Albrecht Dürer sowie Hans Tietzes Monografien über Tizian und Tintoretto : Hans Tietze/Erica Tietze-Conrat, Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers, Bd. I, Der junge Dürer, Verzeichnis der Werke bis zur venezianischen Reise im Jahre 1505, Augsburg 1928 ; Hans Tietze/Erica Tietze-Conrat, Kritisches Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers, Bd. II, Der reife Dürer, 1. Halbbd., Von der venezianischen Reise
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Erica Tietze-Conrat Tagebücher, Band II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
Entnommena aus FWF-E-Book-Library
Titel
Erica Tietze-Conrat
Untertitel
Tagebücher
Band
II: Mit den Mitteln der Disziplin (1937–1938)
Herausgeber
Alexandra Caruso
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79545-2
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
346
Kategorie
Biographien
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