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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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terarischerWiderstandskämpfer („un résistant ‚haut de gamme‘ des lettres“128), aus Gilbert Josephs kritischer Perspektive inUne si douce Occupation befinden sich Sartre und Beauvoir von der Résistance entfernt („éloignés de la Résis- tance“129),ohneWissenüberdieVorgängeimUntergrund.WajsbrotsiehtSartres Eintritt 1943 indiekommunistischeWiderstandsvereinigungComiténationaldes écrivains (CNE, Teil des nationalenWiderstandsrats CNR,Conseil national de la Résistance), zuderauchLesLettres françaisesgehört, als seineneinzigenWider- standsakt („son unique acte de résistance“130). Nach der Befreiung Frankreichs reguliert und restrukturiert das 1941 gegründete CNE das literarische Feld: Als Konkurrentder traditionellen Instanzen (Académie françaiseundAcadémieGon- court) kümmert es sich um die épuration des Literaturbetriebs, erstellt eine ‚SchwarzeListe‘ (mit 165Namen,darunter Louis-FerdinandCéline,Alphonsede Châteaubriant, PierreDrieu laRochelle, CharlesMaurrasundHenri deMonther- lant) undbetreibt die juristischeVerfolgungder sichdarauf Befindlichen.131Mit derÜbernahmedesLiteraturbetriebsdurchdie jungeGenerationwirdder„myth of résistantialisme“132 zumdistinktivenMerkmalderkulturellenNachkriegsland- schaft; die Résistance-Erfahrungen verleihen dem Verantwortungswillen der nach 1900 Geborenen das nötige moralische Kapital. So begreift Gisèle Sapiro Sartres Theoretisierung des Engagements, die sich gegen die VertreterInnen einer reinenLiteratur („littératurepure“; cf.Kap.6.4)wendet, als einensymboli- schenGewaltstreich („unvéritablecoupde forcesymbolique“133).MögenVerant- wortungundLiteratur nachder Libération auf dieseWeise eng zusammenrücken, bleibtdochfraglich, inwieweitdiesauchaufderRezeptionsseitegeschieht.Beauvoir hält Sartres Erfolg bei den bürgerlichen LeserInnen für zweideutig („ambigu“): Es 128 Assouline:GastonGallimard,S.309. 129 Gilbert Joseph: Une si douce Occupation. Simone de Beauvoir et Jean-Paul Sartre 1940– 1944.Paris 1991,S.351. 130Wajsbrot: Littérature: le romanen fuite, S. 65. CNE-GründerundDirektor JacquesDecour legt 1942, dem Jahr seines gewaltsamen Todes, gegen die von seinem Partner Jean Paulhan vorgeschlagene Kandidatur Sartres– eines für ihn dekadenten Schriftstellerphilosophen, ge- prägt vonHeideggers Philosophie („écrivain philosophe ‚décadent‘, imprégnéde philosophie heideggerienne“), einVeto ein. Cf.GisèleSapiro: LesConditionsprofessionnellesd’unemobi- lisation réussie: leComiténationaldes écrivains. In: LeMouvement social 1997,Nr. 180 [Juli– September],S. 179–191,hierS. 185.DasCNEöffnet sichspäternebenkommunistischorientier- ten Mitgliedern (Louis Aragon, Vercors, Paul Éluard) einem breiteren InteressentInnenkreis (darunter Albert Camus, Georges Duhamel, Jean Schlumberger, Gabriel Marcel und François Mauriac). 131 Sapiro:LaGuerredesécrivains,S. 564. 132 Baert:TheExistentialistMoment,S.75. 133 Sapiro:LaGuerredesécrivains,S.625. 44 3 GrundlagenundGründungsmythen
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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