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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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einedadurchverursachtemilitärischeNiederlageaufder einen,aufderanderen Seite dagegen die faktische Schuld eines millionenfachen Völkermordes über einen derartigen ‚Vergleichsleisten‘ zu schlagen“189. Joseph Jurt sieht gerade in dieserdiehistorischenDifferenzenvernachlässigendenUniversalisierungderSi- tuation einenmöglichenGrund für die „massiveResonanz“190 des Existentialis- mus in Deutschland. Für Joachim Eberhardt erklärt sich die Attraktivität der Lehreebenfallsdadurch,dasssichmit ihrerHilfedieKrisedesSelbstverständnis- ses der Kriegsgeneration „existentiell statt historisch interpretieren ließ“191. In diesem Sinne einer „Entkonkretisierung philosophischer und einer Derealisie- rung literarischer Diskurse“ (beziehungsweise Ontologisierung der Schuldfrage undAktualisierungantikerStoffe) entlasteDieFliegendiePsychedesPublikums undleiste„derkollektivenVerdrängungderkonkretenSchuldfrageamEndedes Dritten Reichs Vorschub“192, meint auch der Germanist Johann Sonnleitner, wobei sich die Theoriemangels eines nennenswerten Rezeptionsgeschehens in Österreichnur ineingeschränktemMaßmitderPraxisdeckt.Zudenwenigenös- terreichischen KritikerInnen an der Manier, mit der dieDie Fliegen-Darbietung „die jüngsteVergangenheit ineingeschichtslosesGrauen“193 stellt,gehörtneben HildeSpiel,die imbritischenNewStatesmanwagt,„SartreunddenExistentialis- mus zu einem Zeitpunkt anzuzweifeln, an dem der jahrzehntelange Siegeszug diesesAutorsundderPhilosophieebenerst begann“194, auchOttoBasil, dessen ZeitschriftPlanzuden frühesten ImporteurInnenexistentialistischerProsazählt. InseinemTheaterzettelzuAnouilhsAntigoneheißtes1946: Undes ist tiefbedeutsam,daßAnouilhsGenerationsgenosse, der französischeDichter-Phi- losophJean-PaulSartre, indemeraufeinenStoffderäschyleischenOrestiezurückgreift, in „Les mouches“ der menschlichen Existenz das gleiche Schuldmotiv unterschiebt, dem 189 Rahner: Jean-Paul Sartre als Modell des Intellektuellen, S. 339, 326 (Hervorhebung im Original). 190 Jurt: Ein transnationales deutsch-französisches literarisches Feld nach 1945?, S. 222; cf. S. 224. 191 Eberhardt:ExistentialphilosophieundExistentialismus,S. 212. 192 Sonnleitner: Existentialismus im Nachkriegsösterreich. Zu Jelineks Roman Die Ausge- sperrten, S. 83. ZumThemahält Karl Jaspers eineVorlesungsreihe (1945–1946) über die geis- tigeSituation inDeutschland, indereinerabstraktenKollektivschuldund -reuedie„wirkliche Verwandlung“ inder konkretenSituationvorgezogenwird, „durcheinzelne, imEinzelnen, in zahlreichen Einzelnen, unabhängig voneinander oder in bewegendemAustausch.“ Karl Jas- pers:DieSchuldfrage.Heidelberg1946,S.89. 193 Peter Roessler: Die Rekonstruktion eines Genres. Theaterpublizistik im „Neuen Öster- reich“. In:Haider-PreglerundRoessler (Hg.):ZeitderBefreiung,S.340–378,hierS.361f. 194 HildeSpiel:WelcheWelt istmeineWelt?Erinnerungen1946–1989.München1990,S.82. 58 3 GrundlagenundGründungsmythen
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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