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genden bestätigt, dass insbesondere Individuen, die physisch Grenzen über-
schreiten, Ideen, Bücher und Verhaltensweisen zwischen Kulturräumen trans-
portieren.44 Eine zentraleVermittlerfigur ist EugèneSusini, Direktor desWiener
Institut Français, der als ‚PrinceEugène‘ imPalais Lobkowitz zueinembeispiel-
losen Anziehungspunkt („pôle d’attraction sans pareil“45) für österreichische
und französische SchriftstellerInnenundGelehrtewird. DieWichtigkeit, die der
persönlichen Begegnung für die bilaterale Verständigung beigemessen wird,
zeigt sich vor allemanAustauschinitiativen. InArtikel 11 desKulturabkommens
verpflichten sich beide Regierungen, „mit allenMitteln den Austausch literari-
scher,künstlerischer,wissenschaftlicheroder technischerPersönlichkeiten“46zu
befördern,was sichauchpositivaufdasAnsehenÖsterreichs inFrankreichaus-
wirkensoll:
Die Entwicklung des französisch-österreichischen intellektuellen oder künstlerischen
Austauschs implizierteeineDoppelmaßnahme:EinerseitsmussteÖsterreicheingenaues,
vielfältiges und aktuelles Bild der französischen Kultur vermittelt werden, welche ihm
sieben Jahre lang vorenthaltenwordenwar, andererseitsmusstenösterreichischeKünst-
ler und Intellektuelle die Möglichkeit erhalten, in Frankreich das wahre Gesicht ihres
Landesbekanntzumachen.47
(Le développement des échanges intellectuels ou artistiques franco-autrichiens impli-
quait une double action: d’une part, il fallait donner à l’Autriche une image exacte, di-
verse et actuelle de la culture française dont elle avait été privée pendant sept ans;
d’autrepart, il fallait donner auxartistes et aux intellectuels autrichiens lapossibilité de
venir faireconnaîtreenFrance levraivisagede leurpays.)48
Eswerden Jugendfreizeiten (Campsde Jeunesse) ins Lebengerufen, die zwischen
1945und 1949 imTiroler St.ChristophamArlberg,Alpbach, PertisauundFieber-
reich–Österreich,S. 322–346.AuchaußerhalbdergrößerenStädteexistiert vielerorts einent-
sprechendes Angebot. So kündigt etwa der Anzeiger für die Bezirke Bludenz und Montafon
(„Aus Stadt und Land“) am 18. Oktober 1947 denVortrag „Existentialisme; la doctrine philo-
sophiqueet l’œuvre littérairede J. P. Sartre“desKommandantenRené imOffizierskasinoBlu-
denz an. Bildungseinrichtungen außerhalb des Besatzungskontexts widmen sich ebenfalls
vereinzelt demExistentialismus, so das Institut fürWissenschaft undKunst (Schubertring 3,
1010Wien), beidemam15.März 1946„DasgeistigeFrankreich indieserZeit.Dichtungenvon
Aragon, SimonedeBouvard [!], Cassou, Eduard [!] PaulHan [!], Sartre“unter der Leitungdes
SchauspielersundRegisseursPhilippZeskaaufdemProgrammsteht.
44 Cf.Espagne:Problèmesd’histoire interculturelle,S. 11.
45 Cullin:L’Actionculturelle françaiseenAutricheaprès1945,S.326.
46 Kulturabkommen zwischen der Republik Österreich und der Französischen Republik,
S.914f.
47 HautCommissariat:DeuxAnsetdemideprésencefrançaiseenAutriche,S.36. [Übers.d.Verf.]
48 HautCommissariat:DeuxAnsetdemideprésence françaiseenAutriche,S.36.
4.2 KulturpolitischeMaßnahmen 71
Existentialismus in Österreich
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Titel
- Existentialismus in Österreich
- Untertitel
- Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Autor
- Juliane Werner
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-068306-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 378
- Kategorie
- Kunst und Kultur