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schierter französischerRomandreimal so vielwie ein amerikanischespocket book
undbleibt imAbsatzentsprechendzurück.146
Bis1948,alsdafüreinspeziellerKreditbereitgestelltwird,bleibenBuchüber-
setzungen infolge der Urheberrechtsansprüche französischer AutorInnen unbe-
deutend,147 doch auch danach erscheint es laut dem alliierten Kulturbulletin
gefährlich, „für imAuslandhochbewerteteundalso teuere [!] Autorengrössere
Beträge anzulegen, die durch den Verkauf in Österreich nicht hereingebracht
werden konnten“148. Diese Sorge siegt bis zu einemgewissenGrad über die im
Kulturabkommen festgelegte Absicht, es sollen „Übersetzungen jeder Art geför-
dertundbegünstigtwerden, insbesondere jenederklassischenAutorenodervon
Werkenhohen literarischen, künstlerischenoderwissenschaftlichenWertes“149,
denn letztlichwird auf „Breitenwirkung“mehr Bedacht gelegt als auf „literari-
schenWert“150.Alsgängigbewertetwirdvor allemderBereichderkatholischen
Literatur, der „fortschrittliche Katholizismus“ ist in der Nachkriegszeit „die
(wichtigste)Brücke“zwischender französischenundösterreichischenIntelligenz
undwird1948inKulturellesdemExistentialismusdirektgegenübergestellt:
Freilichwirdder spezifischösterreichischeLiteraturgeschmack,der z.B. eineminBerlinau-
sserordentlicherfolgreichenStück Jean-PaulSartres inWieneinezurückhaltendeAufnahme
bereitete, auchweiterhindieUnterhaltungunddenchristlich fundiertenGesellschaftsroman
vorziehen:eineGesamtausgabeFrançoisMauriacswirdinWienvorbereitet151.
146 Cf. o.V.:Das französischeBuch inderWelt. In:GeistigesFrankreich, 10.06.1952.Eineerste
„librairie française“entsteht in Innsbruck imNovember 1945, imMai 1946öffnet eineweitere in
Wien; beide erliegen 1947 trotz Erfolg Kreditschwierigkeiten. Laut Lydia Lettner (Die französi-
sche Österreichpolitik von 1943 bis 1946. Salzburg: Universität Salzburg, Diss. 1980, S. 323f.)
wirdeinmonatlicherUmsatzvon5000Büchernerreicht,doch:„TrotzbeachtlicherVerkaufszah-
len kamen die französischen Büchereien bei weitem nicht an den Absatz der britischen und
amerikanischenZoneheran.DerGrunddafür lagnichtnurdarin,daßdieAngloamerikanerdie
Bücher sehrbilligabsetzten, sondernauch inderTatsache,daßeinhöhererProzentsatzderös-
terreichischenBevölkerungEnglischsprachoderzumindestverstandalsFranzösisch.“
147 HautCommissariat: DeuxAns et demideprésence française enAutriche, S. 45. Cf. o.V.:
Französische Autoren auf der österreichischen Buchausstellung. In: Kulturelles, 13.09.1948:
„Bei denÜbersetzungenmoderner französischer Autorenwirkte es sich hemmend aus, dass
die Möglichkeit, Übersetzungsrechte gegen Schillinge zu erwerben, relativ spät geschaffen
wurde, sodassvieleVerleger,dieansichdemfranzösischenLiteraturbereichzuneigten, lange
ZeitkeineAbschlüsseerreichenkonntenundmussten.“
148 o.V.:FranzösischeLiteratur inösterreichischenVerlagen. In:Kulturelles, 27.06.1949.
149 KulturabkommenzwischenderRepublikÖsterreichundderFranzösischenRepublik,S.915.
150 o. V.: Französische Autoren auf der österreichischen Buchausstellung. In: Kulturelles,
13.09.1948.
151 o. V.: Französische Autoren auf der österreichischen Buchausstellung. In: Kulturelles,
13.09.1948.Cf.o.V.:FranzösischeLiteratur inösterreichischenVerlagen. In:Kulturelles,27.06.1949.
4.3 Zeitschriften,Buchmarkt,Übersetzungen 93
Existentialismus in Österreich
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Titel
- Existentialismus in Österreich
- Untertitel
- Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Autor
- Juliane Werner
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-068306-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 378
- Kategorie
- Kunst und Kultur