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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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von Intellektuellen, SchriftstellerInnen und PhilosophInnen, sondern auch in Saint-Germain-des-Prés aktiveMalerInnen,MusikerInnenundSchauspielerInnen. So ist der Existentialismusamehestendurch seineLokalisierunggreifbar, als ein diffuses soziokulturellesPhänomendes6.PariserArrondissements.5 Jeneram lin- ken Seine-Ufer gelegene Ballungsraum von Fakultäten, Buchhandlungen, Verla- gen, Theatern, Clubs undKaffeehäusern kann 1949 inÖsterreich als hinlänglich bekanntvorausgesetztwerden,wiefolgenderAuszugausKulturelleszeigt: Am Boulevard St. Germain wohnen, wie jedermann von Timbuktu bis Amstetten weiß, die Existentialisten. Tatsächlichwohnen auch andere, Schriftsteller undMaler, Philoso- phen und Traktätchenfabrikanten dort, aber sie stehen hinter dem größeren Ruhm der Existentialisten zurück.MancheLeute behaupten, JeanPaul Sartre sei einMythos, keine wirklichePersönlichkeit, vomFremdenverkehrsvereinundderBuchzentralezurÜberbrü- ckungderKriseerfunden.6 In der Tat ist Sartre dank seiner „profoundaversion to privacy, secrecy, to the bad faith of concealment, inhibition,masquerading, andposturing“7 unddem damit einhergehendenWunsch, so langewiemöglich in der Öffentlichkeit zu arbeiten, als Sehenswürdigkeit soweit touristischerschlossen,dassamerikani- scheReiseleiterInnengesondert auf ihnhinweisen.Nachdemder Existentialis- mus–nicht anders als „in der Schweiz, Italien, SchwedenundEngland“ – in den Vereinigten Staaten „einen immer größeren Zulauf“ erhält, wird der „freundliche und weich veranlagte Sartre“ auch in den Presse-Schilderungen der amerikanischen Streitkräfte in Österreich ins Zentrum „der fröhlichen Ge- selligkeit desCafé Flore,wo langmähnigeKünstler, Schriftsteller, Universitäts- professoren und Filmdirektoren bei ihremFünf-Uhr-Aperitif ihre intellektuelle Konversation pflegen“8, gestellt. Das „Café de Flore“ und das „DeuxMagots“ verkörpernnichtwenigerals„KreuzungspunkteEuropasundderWelt“:„Ame- rikanischeSchriftstellerkommenundgehen,einenglischerPhilosophplaudert 5 Cf. JacquesDugast:LaSituationculturellede laFranceaprès1945. In:Eßbach(Hg.):Welche Modernität?,S. 305–316,hierS.309. 6 o.V.:LaRiveGauche/PariserFeuilleton. In:Kulturelles, 12.09.1949. 7 EduardoMendieta: The City and the Philosopher: On theUrbanismof Phenomenology. In: Philosophy & Geography 4 (2001), Nr. 2, S. 203–218, hier S. 208. Sartre bleibt, erinnert sich Manès Sperber, auch inderÖffentlichkeit „in SpracheundGebärde von jeder Pose frei“: „Im persönlichenVerkehrerwiessichSartrealsüberaus freundlich, jaherzlich […]. SeinErfolgwar ihmnicht zuKopf gestiegen, seineUmgangsformenänderten sich auch später nicht, als er in derganzenWelt soberühmtwurde,daß Intellektuelleund fortschrittlicheBürger sich inallen Dingen nach ihm zu richten begannen.“Manès Sperber: Nur eine Brücke zwischen Gestern undMorgen.München1983 [1980],S.40. 8 UP.:PhilosophiederVerantwortungundMoral. SartreunddieGrundgedankendesExisten- zialismus. In:WienerKurier,05.12.1946. 98 5 DerExistentialismusalsSubkultur
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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