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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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zu einem „Meisterstück“153. Schon die sogenannte Stunde Null stellt menta- litätsgeschichtlicheine „vonextremgegensätzlichenStimmungengeprägteBe- dürfnislage“154 zwischen Verzweiflung und Aufbruchsgefühl dar, in der man mit demExistentialismus „zugleichdenSinndesLebens radikal inZweifel zie- hen und dabei doch ein entschieden lebensbejahendes Engagement bezeugen konnte.“155 NachderGeistesverfassungder österreichischenNachkriegsjugend gefragt, antwortet Otto Basil, „optimistisch sehen diese Zwanzigjährigen nicht in die Zukunft, die ihnen gehören soll“156, doch seien sieweniger unpolitisch und individualistisch als in der Öffentlichkeit dargestellt. Der aus Oberöster- reich stammende Autor und Kritiker Herbert Eisenreich relativiert ebenfalls, dass es „eine zwar illusionslose, nicht aber eine nihilistische Generation ist; eineskeptische,nichtabereineungläubige; eineautoritätsfeindliche,nichtaber eine anarchistische.“157 ZumMindesten sei die „intellektuelle Jugend vonheute voneiner tiefenSkepsis gegenalle ihr vermitteltenWerte erfüllt“158:Nationalso- zialismusundKrieghabendie Identifikationsbereitschaftmit bestimmtenpoliti- schenSystemenund Ideologienerschüttert.159EntsprechendhängtauchderRuf Sartres davon ab, ob er als „Destrukteur der bürgerlichen Ideologien“160 und damit als Leitrebell gegen das elterliche Milieu befürwortet oder durch seinen „geradezu nihilistischen Skeptizismus“161 selbst als Ideologe abgelehnt wird. 153 Nenning:SanktSartre,S. 22. 154 Rahner: Jean-PaulSartrealsModelldes Intellektuellen,S.321. 155Werner: Vorwort. In: Rahner:DieRezeptiondes französischenExistentialismus imkultu- rellenFeldWestdeutschlands,S.8. 156 OttoBasil:Stimmeder Jugend. In:Plan1 (1946),Nr.4,S.307–310,hierS.307. 157 Herbert Eisenreich:Das schöpferischeMißtrauenoder IstÖsterreichs Literatur eineöster- reichischeLiteratur? (1959). In: Eisenreich:Reaktionen. Essays zurLiteratur (1964), S. 72–104, hierS.83. 158 RudolfLind:Wassollenwir tun? In:Plan1 (1946),Nr. 7,S. 558–562,hierS.560f. 159 Cf.Schelsky:DieskeptischeGeneration,S.85. 160 Améry: IndieWeltgeworfen,S. 196. 161 Kreutz:Oesterreichs Jugend,S. 834.Mannheimdefiniert:„Als Ideologien legtmangegne- rischeAnsichten erst aus,wennmansie nicht einfach als erlogen erlebt, sondern inder gan- zen Haltung eine Unwahrhaftigkeit wittert, die man als Funktion einer sozialen Lagerung deutet.“KarlMannheim: Ideologie undUtopie. (Schriften zur Philosophie und Soziologie 2.) Bonn 1929, S. 14. Für Sartre ist es erst dieVerfestigung, die die Ideologie zurUnaufrichtigkeit werden lässt. Selbst derMeinung, dass Ideologien imMoment des Entstehens Freiheit seien, imMomentderVerfestigung jedochUnterdrückung(„les idéologies sont libertéquandelles se font, oppression quand elles sont faites“ [Qu’est-ce que la littérature?, S. 161]), übt Sartre in seinerProsa Ideologiekritik, amdeutlichsten inderErzählungL’Enfanced’unchef (Paris 1939, S. 48, 104,49):Die jugendlicheHauptfigurLucienFleurier suchtdarinnachOrientierungund Halt und wird fündig in der Psychoanalyse, die ihm als Offenbarung („une révélation“) er- scheint,bevorer sichaufAnratenneuerFreundeplötzlichdurchdenAntisemitismusdefiniert 5.2 LiterarischeDarstellungendesExistentialismusals Jugendkult 125
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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