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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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VomVerlag Gallimard, durch dieMitarbeit Bernard Groethuysens auf den Import deutschsprachigerModerne spezialisiert, wird Sartres erster Roman La Nausée (1938) als literarischeMetaphysik („métaphysique littéraire“1) vonAn- fang anmit Verweis auf Kafka, denmetaphysischen Schriftsteller schlechthin („romancier métaphysicien par excellence“2), vermarktet. Schon als Sartre im April 1937 mit demManuskript und drei Erzählungen in den Händen bei der Gallimard zugehörigen Literaturzeitschrift Nouvelle Revue Française vorstellig wird, macht ihn der später zum Redaktionsteam der Temps modernes gehö- rende Jean Paulhan auf die Ähnlichkeit aufmerksam: er könne Sartre, trotz allerDifferenzen, indermodernenLiteraturnurmitKafkavergleichen („[i]lme disait pendant ce temps-là: ‚Connaissez-vous Kafka?Malgré les différences, je nevoisqueKafkaàqui jepuisse comparer celadans la littératuremoderne‘“3). Die frühe Einschätzung gerät bald zum Standard-Vergleich. Noch vor Camus, der im Oktober 1938 in Alger républicain auf die Verwandtschaft Sartres mit Kafka („laparentédeM.Sartreavecunauteurqu’onn’apas [sauferreur] citéà proposde laNausée, je veuxdireFranzKafka“4)hinweist,machtPaulNizan in der TageszeitungCe soir aus seinemalten Schulfreundkraft dessen Fähigkeit, das Entsetzen bestimmter geistiger Situation auszudrücken („en vertu du don 1 Assouline: Gaston Gallimard, S. 258. Die Epoche habe aus ihnen allen „metaphysische Schriftsteller“ („des écrivainsmétaphysiciens“) gemacht, erläutert Sartre den Schreibstil sei- ner Generation, undmitMetaphysik sei „keine sterile Diskussionüber abstrakte Begriffe, die der Erfahrung entgehen“ („une discussion stérile sur des notions abstraites qui échappent à l’expérience“), gemeint, sondern„eine lebendigeBemühung,dasMenschsein in seinerTotali- tätvon innenzuumfassen“ („uneffortvivantpourembrasserdudedans laconditionhumaine danssa totalité“). Sartre:Was istLiteratur?,S. 171. (Sartre:Qu’est-ceque la littérature?,S. 222.) 2 Bourdieu: Les Règles de l’art, S. 346. Cf. dazu den zuerst als Vorwort von Franz KafkasDe- scriptiond’uncombat (Paris1946)veröffentlichtenText„PhénoménologiedeKafka“vonBernard Groethuysen. In:Groethuysen:Mythes etportraits.Avant-proposdePhilippeDelpuech,préface de JeanPaulhan.Paris 1997 [1947],S. 119–129.Ungeachtetdessen,dasseseinen fundamentalen UnterschiedzwischenderDenkweisevonPhilosophInnenundvonRomanschriftstellerInengibt („une différence fondamentale entre la façon de penser d’un philosophe et celle d’un roman- cier“), wieMilanKundera einst imHinblick auf Kafka formuliert (L’Art du roman [Paris 1986], S. 97), ist es lautDeiters (Literatur, S. 159) „umstritten und zweifelhaft“, inwieweit sichKafkas „um die Themenkomplexe radikaler Vereinzelung und Schuld als principium individuationis kreisendeRomaneundErzählungen[…]demexistenzialistischenParadigmazurechnenlassen“. Cf.dazuauchDorotheaLauterbach:„Unbewaffnet insGefecht“–KafkaimKontextderExistenz- philosophie. In: Engel und Lampig (Hg.): Franz Kafka und dieWeltliteratur. Göttingen 2006, S.305–325. 3 Sartre:LettresauCastor,S. 114. 4 Camus:„LaNausée“de Jean-PaulSartre. In:Camus:Essais. IntroductionparRogerQuilliot, édition établie et annotée par Roger Quilliot et Louis Faucon. Paris 1965, S. 1417–1419, hier S. 1418. [Zuerst in:Alger républicain,20.10.1938.] 6.1 Verflechtungen:KafkaundderneueKanon 147
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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