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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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unvernünftigenSchweigen(„silencedéraisonnable“)derWelthandelt,umeine sichplötzlich inderLebensmechanikauftuendeKluft: Manchmal stürzendieKulissenein.Aufstehen, Straßenbahn, vier StundenBürooderFa- brik, Essen, Straßenbahn, vier StundenArbeit, Essen, Schlafen,Montag, Dienstag,Mitt- woch, Donnerstag, Freitag, Samstag, immer derselbe Rhythmus – das ist meist ein bequemerWeg.EinesTagesaber erhebt sichdas„Warum“, undmitdiesemÜberdruß, in den sich Erstaunenmischt, fängt alles an. „Fängt an“ – das ist wichtig. Der Überdruß steht am Ende der Handlungen eines mechanischen Lebens, gleichzeitig leitet er aber auch eine Bewußtseinsregung ein. Er weckt das Bewußtsein und fordert den nächsten Schrittheraus.DernächsteSchritt istdieunbewußteRückkehr indieKetteoderdasend- gültige Erwachen. Schließlich führt dieses Erwachen mit der Zeit zur Entscheidung: SelbstmordoderWiederherstellung.204 (Il arriveque lesdécors s’écroulent. Lever, tramway,quatreheuresdebureauoud’usine, repas, tramway, quatre heures de travail, repas, sommeil et lundimardimercredi jeudi vendredi et samedi sur lemêmerythme, cette route se suit aisément laplupartdu temps. Un jour seulement, le „pourquoi“ s’élève et tout commence dans cette lassitude. „Com- mence“, ceci est important. La lassitude est à la fin des actes d’une viemachinale,mais elle inaugure enmême temps lemouvementde la conscience. Elle l’éveille et elle provo- que la suite. La suite, c’est le retour inconscient dans la chaîne, ou c’est l’éveil définitif. Auboutde l’éveilvient,avec le temps, laconséquence: suicideourétablissement.)205 ImVerhältniszuCamus istdasAbsurde fürAméry inWahrheit zugleich alltäglicher und schrecklicher als der Sisyphos-Mythos, ein jeder vonunserlebtdasAbsurde,nurwenigenehmendasErlebnisauf sichundführenesden- kendundhandelnd, ‚denkhandelnd‘,würde ich schreiben, klängedasWort nicht so ge- quält, zuEnde.On s’arrange: dies einedermeistgebrauchtenFormelnder französischen Umgangssprache,dieknappdieTatsachenwiderspiegelt.206 Für die beidennachdemEinbruchdesAbsurdengeschildertenMöglichkeiten, LebensbeendigungoderZurücksinken indenAlltag, findensich inderösterrei- chischen Prosa der fünfziger Jahre Beispiele: Marlen Haushofers Held in „Die Stechmücke“hat sich trotz innererWiderstände ein bürgerliches Leben aufge- baut, indas sich jähdasBewusstseinüber einstüberschritteneGrenzenbahnt: „Undwie einMensch, der ausderNarkose erwacht, fing er plötzlich an zu lei- den. Er hatteDinge gehört, gesehenundgetan, die ihmerst jetzt ganzbewußt wurden, und er fand eswidersinnig, daß er nach allem immer noch lebte.“207 204 Camus:DerMythosdesSisyphos,S. 22f. 205 Camus:LeMythedeSisyphe,S.46, 29. 206 Améry:Handansich legen,S. 145f. 207 MarlenHaushofer: Die Stechmücke. In: Haushofer: Schreckliche Treue, S. 158–166, hier S. 160. 184 6 StimmenderGegenwart:ExistentialistischeLiteratur
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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