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Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
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Und am laufendenBand rollen die Bücher über Salzburger Idylle, Komtessen vonAnno dazumal, dasWien der guten alten Zeit, gute und schlechte Liebesgeschichten (die auf demMondspielenkönnten), guteundschlechteKindheitserinnerungen (die sichbesten- fallsandie„Aktualität“desaltenOesterreichheranwagenundvergeblich– JosefRothzu kopieren suchen), subtile Psychologieder „ewigenDreiecke“, Viereckeundsonstiger Se- xualgeometrieausderDruckerpresse.265 Diese Negativbeispiele widersprechen dem Aktualitätsgebot der existentialisti- schenLiteratur,diekeinenSprung insEwige („sautdans l’éternel“)mehrdulde; diezeitlicheDimension, soSartre inQu’est-ceque la littérature?, habe realistisch zusein,dieErzählzeitdererzähltenzuentsprechen(wobeidiebeschränktenMö- glichkeiten des zeitdeckendenErzählens denEinsatz gewisser narrativer Tricks, „des trompe-l’œil“, rechtfertigen): „WennwirdenLesernämlichunvermittelt in einBewußtsein stürzen,wennwir ihmalleMittel verweigern, es zuüberfliegen, dannmußman ihmohneAbkürzungendieZeitdiesesBewußtseinsaufzwingen. Wenn ich sechs Monate auf einer Seite zusammenfasse, springt der Leser aus demBuch heraus.“266 („Si nous plongeons en effet, sansmédiation, le lecteur dansuneconscience, si nous lui refusons tous lesmoyensde la survoler alors il faut lui imposer sans raccourcis le temps de cette conscience. Si je ramasse six moisenunepage, le lecteursautehorsdulivre.“267) Einzutauchen indieeigeneEpochebedeutet indiesemSinneauch,Ereignisse imPräsenszuschildernundnicht imsinnstiftendenRückblick. Insgesamtwerden der fiktionalenWeltdieVersicherungengenommen, insbesonderedieüberdasFi- gurengeschick waltende AutorInneninstanz: Machten frühere Werke – explizit oderallusiv–ständigaufdieExistenz ihrerUrheberInnenaufmerksam,solltenun nichtsmehraufdiesezurückweisen („nousvoulionschasser laProvidencedenos ouvrages comme nous l’avions chassée de notre monde“268). Die existentialisti- schen Romane verzichten – „ohne innere Erzähler noch allwissende Zeugen“269 („sans narrateurs internes ni témoins tout-connaissants“) – auf alle Vermittlung zwischenLeserInnenundFiguren(„intermédiairesentre le lecteuret lessubjectivi- tés-points-de-vue de nos personnages“), umauf dieseWeise einen rohen, nahen RealismusderSubjektivität („réalismebrutde lasubjectivité sansmédiationnidi- stance“270) zuerreichen.EinSystem invollerEntwicklung („enpleineévolution“) 265 Priester:DieAufgabenderösterreichischenLiteratur,S. 3f. 266 Sartre:Was istLiteratur?,S. 172. 267 Sartre:Qu’est-ceque la littérature?,S.305f. 268 Sartre:Qu’est-ceque la littérature?,S. 228. 269 Sartre:Was istLiteratur?,S. 173. 270 Sartre:Qu’est-ceque la littérature?,S. 224, 305. Ziel seiüberdies,mehrereSubjektivitäten darzustellen, umder Pluridimensionalität von Ereignissen gerecht zuwerden, nicht fern der Polyphonie undDialogizität, dieMichail Bachtin bei dem von den Existentialisten verehrten 198 6 StimmenderGegenwart:ExistentialistischeLiteratur
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Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
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