Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Seite - 224 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 224 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Bild der Seite - 224 -

Bild der Seite - 224 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Text der Seite - 224 -

bleiben, imVertrauen,daßes ihngibt“, jenemSinnnämlich,dersich„amGanzen derErfahrungverifiziert“undder„seineBrauchbarkeit imFeldedergesellschaftli- chenKommunikationerweist“414.Wedersinnhaftnoch inunmittelbarerWeiseauf dieWirklichkeitbezogen,haben Irenes„Wortaufhäufungen“ ihreZeichenfunktion eingebüßt,wodurchsich jeder„Wort-undDenkwechsel“415mit ihrverunmöglicht. InQu’est-ceque la littérature?antizipiert SartredieseGefahr:„Unddannmißtraue ich demUnkommunizierbaren, das ist dieQuelle jeder Gewalt.WenndieGewiß- heiten, derenwir uns erfreuen, unsunmöglichmitteilbar erscheinen, dannbleibt nur noch zu schlagen, zu verbrennen oder aufzuhängen.“416 („[J]ememéfie des incommunicables, c’est la source de toute violence. Quand les certitudes dont nous jouissonsnoussemblent impossiblesà fairepartager, ilne resteplusqu’àse battre, àbrûlerouàpendre.“417)DocherfährtLefeubaldselbst,wiedemKommu- nizierbaren Grenzen gesetzt sind, dass es denWorten bisweilen nicht gelingen kann,diegewissenErlebnissenangemessenenEmotionenzuevozieren. ZumVer- sagen der sprachlichenMittel vor derWirklichkeit, welche, angewiesen auf das Wort,zugleichvonihmzerstörtzuwerdendroht,heißtes: Wennselbst incrucialenMomenteneinerExistenznurWörter sichdarbieten,diedurchden dokumentarischenoderauchdichterischenVerbrauch(‚einGrabindenLüften‘)vollkommen ausgelaugt, also zwar sachlichdurchausbe-deutend, aberdemErlebnisfaktumnichtgemäß sind,wirdderwortohnmächtigeBetroffeneeineTendenzhaben,aufdieAussagezuverzich- tenunddiesicheinstellendenWortgemächtevonsichzuschieben:mitEkel.418 Mit der Einsicht, dass es keine „sachgerechte[n]Worte“ geben kannund jeder Ausdruck „zur Entwertung des Tatbestandes selber verurteilt“ ist, entwickelt Lefeu ein gewisses Verständnis „für die Demolitions-Poeten“ und sagt zuletzt wie Irenesogar„ja zur literarischenSelbsttäuschung“419.AufmehrerenEbenen verhandelt der Roman die Debatte umAdornos Ausspruch, „nachAusschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“420, ebensowie die Überlegung, dass „ein konkretes Gedicht heute genauso eineKampfansage gegendas Establish- ment istwie ein ästhetischesMaoabzeichen“421. Der vonSartre undCamusbe- 414 Améry:LefeuoderDerAbbruch,S.37,8,56,71. 415 Améry:LefeuoderDerAbbruch,S. 153. 416 Sartre:Was istLiteratur?,S. 217. 417 Sartre:Qu’est-ceque la littérature?,S. 282. 418 Améry:LefeuoderDerAbbruch,S. 125, 122. 419 Améry:LefeuoderDerAbbruch,S. 122, 123, 103, 127. 420 TheodorW. Adorno: Kulturkritik und Gesellschaft. In: Adorno: Kulturkritik und Gesell- schaft 1,S. 11–30,hierS.30. 421 A.K.:marginalie. In:manuskripte (1969),Nr. 25,o.S. 224 6 StimmenderGegenwart:ExistentialistischeLiteratur
zurück zum  Buch Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz"
Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Existentialismus in Österreich