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meintWischenbart; 1948war sie „kurzfristig Tagesthema“434, sagtKriegleder–,
erscheint er zumindest als wichtiger Ausgangspunkt der Avantgarde,435 die
vonder„WienerGruppe“bis zuAktionistInnenwieHermannNitsch,OttoMuehl,
Günter Brus undRudolf Schwarzkogler reicht, die vor allem in den sechziger
Jahrenmit „Sprachexperiment undpolitischemEngagement“436 auf sich auf-
merksammachen.
Von der Chiffre ‚1968‘ ist Österreich dennoch „nur wenig bewegt“437, so
Anton Pelinka, während diese in Frankreich und auch Deutschland sichtbar
mit Sartre verbunden ist, der sein Imageals eine„der einflußreichsten Identifi-
kationspersonen der Linken, aller Protest-,Widerstands- undBefreiungsbewe-
gungen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs“438 weiter festigt, nun als
aufmerksamerWegbegleiter der nächsten Generation („le compagnon réfléchi
et curieuxd’unegénérationqui n’était pas la sienne“439).HerrschtHoffmeister
zufolge im Vergleich „eine unheimliche Friedhofstille“440 in Österreich, ent-
steht indes eine „neue linke, sozialkritische Literatur im Gefolge der 68er“441
mit beispielsweise Michael Scharang, der schon 1967 Camus’ Erzählung „Der
Gast“ und 1968 Sartres Erzählung „Die Mauer“ dramatisiert,442 sowie Helmut
Eisendle, der sich als „vomExistentialismus beeinflusst[ ]“443 erklärt. Eisendle
glaubt seinerzeit an die „bewußtseins- und damit gesellschaftsverändernde
434 Kriegleder:DieLiteraturder fünfziger Jahre inÖsterreich,S. 38.Cf.ErnstSchönwiese:Die
oesterreichischeLyrikderGegenwart. In:ÉtudesGermaniques13 (1958),Nr.4,S.333–347,hier
S.340.
435 Fischer:ZurGeschichtederdeutschsprachigenLiteraturzeitschriften1945–1970,S. 16.
436 SigridSchmid-Bortenschlager:DieEtablierungeines literarischenParadigmas.HansWei-
gels „Stimmen der Gegenwart“. In: Walter Buchebner Gesellschaft (Hg.): Literatur in Öster-
reichvon1950bis1965,S.38–51,hierS.38.
437 AntonPelinka:Die PaulusGesellschaft inÖsterreich. In: Benedikt et al. (Hg.): Verdräng-
terHumanismus,S.852–859,hierS.857.
438 Traugott König: Sartre, Jean-Paul. In: Jacoby (Hg.): Lexikon linker Leitfiguren. Frankfurt
amMain,OltenundWien1988,S.331–334,hierS.331.
439 Badiou:L’Aventurede laphilosophie française,S. 103.
440 Hoffmeister:AccessRoutes intoPostmodernism,S. 122.
441 Englerth,Gausterer undKaukoreit: Österreichs Literaturzeitschriften 1945–1990 imÜber-
blick,S. 26.
442 Cf. Vorlass Michael Scharang. Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek,
Wien(LIT),Sign.: 290/W265und290/W270.
443 Helmut Eisendle: Dreißig Jahre danach. http://www.ejournal.at/Essay/edanach.html
(einges.09.01.2019).
6.4 LittératureengagéezwischenSprachskepsisundEngagement 227
Existentialismus in Österreich
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Titel
- Existentialismus in Österreich
- Untertitel
- Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Autor
- Juliane Werner
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-068306-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 378
- Kategorie
- Kunst und Kultur