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desWeltfriedensrats zuUnterschriften hatten animieren lassen,mit „verbalen
DiffamierungenundVerfolgungen“ rechnen,wieDeutsch-Schreinerausführt:
Hatte das antikommunistische Lager Unterschriften vonKünstlerInnen und Friedensap-
pelle bis 1950 noch toleriert, so wurden KünstlerInnen nun ‚gewarnt‘ und als ‚Dumm-
köpfe‘ oder ‚Lumpen‘ diffamiert, sollten sie weiterhin Kontakt zu Kommunisten haben.
Unmißverständlichwurde klargemacht, daßdiejenigen, die sich für den ‚Völkerkongreß
fürdenFrieden‘engagierten,keinEngagement imanderenLager findenwürden.102
DerKongressselbst lässtentsprechenddiePartizipationprokommunistischerIntel-
lektueller vermissen; solche, die sich zuvor zur Zusammenarbeitmit der KPÖbe-
reitfanden, wie PEN-Präsident Franz Theodor Csokor und Alexander Sacher-
Masoch,machte „großerDruck“103 zuBeginndes Jahrzehnts abtrünnig.DenUm-
gang mit kommunistischen KünstlerInnen verdeutlicht kurz darauf der ab 1953
von den etabliertenWiener Theatern über zehn Jahre aufrechterhaltene Boy-
kott der StückeBertolt Brechts (der zumKongress 1952 ebenfalls eineRedeüber
die drohendenKriege, „gegenwelche die vergangenenwie armselige Versuche
sind“104, beigetragenhatte).UmdessenalsOst-PropagandaaufgefassteDramen
entsteht eine „kulturelle Eiszeit, betonte Intoleranzund ideologischeMilitarisie-
rung“105 der Theaterwelt; Torberg undWeigel bilden die Vorhut gegen Brechts
„Kampf gegen uns und unsere Freiheit“106. Der Freiheits-Diskurs der USA, von
denKommunistInnenals imperialistischeBevormundungaufgefasst, gerät bald
ineinen„KriegderWorte“mitdemkommunistischen„Kampfbegriff“107Frieden;
102 Deutsch-Schreiner:Theater im„Wiederaufbau“, S. 144.
103 Mugrauer:Eine„reinkommunistischeAngelegenheit“?,S. 139.
104 Bertolt Brecht: ZumVölkerkongreß für denFrieden. In: Brecht: Schriften zur Politik und
Gesellschaft. 1919–1956. Frankfurt amMain 1974, S. 322–323, hier S. 323. [Zuerst in: Neues
Deutschland,29.11.1952.]
105 Rathkolb:DieEntwicklungderUS-Besatzungskulturpolitik,S.41.
106 HansWeigel:DieLustamUntergang. In:neuegeneration10(1960),Nr. 2,S. 16.
107 Kraus: Kultura, S. 116, 92. Cf. auch StefanMaurer, Doris Neumann-Rieser und Günther
Stocker:DiskursedesKaltenKrieges. Eine andere österreichischeNachkriegsliteratur. (Litera-
turgeschichte in StudienundQuellen 29.)Wien,Köln,Weimar 2017, S. 435.Unmut ziehtKarl
Paryla auf sich, als er imWiener Neuen Theater in der Scala zur „Erreichung desweltpoliti-
schen Friedens im Sinne der Sowjetunion“ (Deutsch-Schreiner: Theater im „Wiederaufbau“,
S. 143)GrillparzersDerTraumeinLeben 1952einwenig ‚strafft‘: Lediglich„Einesnur istGlück
hinieden, /Einesnur:derFrieden“bleibtübrigvon: „Breit es ausmitdeinenStrahlen, / Senk
es tief in jedeBrust: /Einesnur istGlückhinieden, /Eins:des InnernstillerFrieden, /Unddie
schuldbefreiteBrust. /UnddieGröße ist gefährlich, /UndderRuhmein leeresSpiel; /Waser
gibt, sind nichtge Schatten, /Was er nimmt, es ist so viel.“ FranzGrillparzer: Dramen 1828–
1851.Hg.vonHelmutBachmaier. (Werke insechsBänden,3.)FrankfurtamMain1987,S. 191.
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Existentialismus in Österreich
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Titel
- Existentialismus in Österreich
- Untertitel
- Kultureller Transfer und literarische Resonanz
- Autor
- Juliane Werner
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-068306-6
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 378
- Kategorie
- Kunst und Kultur