Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Kunst und Kultur
Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Seite - 308 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 308 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Bild der Seite - 308 -

Bild der Seite - 308 - in Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz

Text der Seite - 308 -

begann und dessen Sinnwir errieten. Ein deutschsprechender Passant gab Sartre Aus- kunft: Dollfußwar ermordetworden.Heute scheintmir, daßdies einGrundmehr gewe- sen wäre, sofort nach Wien zu fahren. Aber wir waren so sehr vom Optimismus der damaligen Zeit angesteckt, daß für uns dieWahrheit derWelt nur imFrieden zu finden war.Wien inTrauer, ohne seineLeichtlebigkeit,wärenichtWien.Aus reinerSchizophre- nie zögerte ich, unserePläne zuändern, aber Sartrewollte sichumnichts inderWelt in einer Stadt langweilen, die von einemabsurdenDramaentstelltwurde.Wirwollten ein- fach nicht glauben, daß durch das Attentat auf Dollfuß das wahre Gesicht Österreichs, EuropaszumVorscheinkam.220 (Nous comptionsnous rendre àVienne.Mais en sortantde l’hôtel, unmatin, nousvîmes desrassemblementsdans les rues; lesgenssedisputaient les journauxauxénormesman- chettesoùnousdistinguâmes lenomdeDollfussetunmotcommençantparMdontnous devinâmes le sens. Un passant qui parlait allemand renseigna Sartre: Dollfuss venait d’êtreassassiné. Ilmesembleaujourd’huiquec’étaitune raisondepluspournouspréci- piter à Vienne.Mais nous étions tellement imbus de l’optimisme de l’époque que, pour nous, la véritédumondec’était lapaix;Vienneendeuil, privéede sesgrâces légères, ne serait plusVienne. J’hésitai, parpure schizophrénie, à changernosplans,maisSartre re- fusa catégoriquement d’aller s’ennuyer dans une ville défigurée par un drame absurde. Nousnevoulionspaspenser que l’attentat contreDollfuss révélait aucontraire l’authen- tique figurede l’Autriche,de l’Europe.)221 Stattdessen unternehmen Beauvoir und Sartre eine Reise durch Deutschland unddurchTirol,SalzburgunddasSalzkammergut,dieüberwiegendtouristisch ausfällt: Sogar in Österreich erschien die Atmosphäre unsweniger drückend als in Deutschland. InnsbruckgefielunsundSalzburgnochmehr,dieHäuserausdemachtzehnten Jahrhun- dertmit ihrenvielenFensterscheibenohneLäden,dieschöngearbeitetenWirtshausschil- der, die an den Fassaden hingen: Bären, Schwäne, Adler, Hirsche, aus patiniertem Kupfer geschnitten. In einemkleinen Theater führten entzückendeMarionettenMozarts EntführungausdemSerail auf. Nach einer Busfahrt ins Salzkammergut kehrtenwir nach Münchenzurück.222 (Même enAutriche, l’air nous sembla plus léger qu’enAllemagne. Innsbruck nous plut, et davantage encore Salzburg, ses maisons du XVIIe, avec leur multitude de carreaux sans contrevents, les enseignes délicates qui se balançaient aux façades: ours, cygnes, 220 Beauvoir: IndenbestenJahren,S. 166f. 221 Beauvoir:LaForcede l’âge,S. 222f. 222 Beauvoir: IndenbestenJahren,S. 167. 308 8 SartreundderkulturelleKalteKrieg
zurück zum  Buch Existentialismus in Österreich - Kultureller Transfer und literarische Resonanz"
Existentialismus in Österreich Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Titel
Existentialismus in Österreich
Untertitel
Kultureller Transfer und literarische Resonanz
Autor
Juliane Werner
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-068306-6
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
378
Kategorie
Kunst und Kultur
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Existentialismus in Österreich