Seite - 63 - in ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
In physikalischem Kontext werden Extreme auch häufig als Ereignisse be-
zeichnet, die von nichtlinearen und komplexen Systemen erzeugt wurden
(Chavezetal.,2015). IndiesemVerständnis istes folglichzwingendnotwendig,
dass die beobachteten Prozesse sich nicht linear verhalten, d.h. nach be-
stimmten Veränderungen ein nicht-lineares, aus bisherigen Beobachtungen
nicht abzuleitendesVerhaltenbeschreiten. SolchekomplexenSystemesindda-
durchdefiniert, dassderenFunktionsweise imSinne einer Interaktionderun-
terschiedlichenKompartimentenochnicht vollständigverstanden ist (Sharma
et al., 2012). Typische Eigenschaften solcher komplexen Systeme sind u.a.
emergentesVerhaltenundSelbstorganisation.Demgegenüber stehenSysteme,
derenEinzelkomponenten sowie InteraktionenundWechselwirkungenumfas-
sendverstandenundsomitklardeterminierbarsind.WährendderUmgangmit
letzterenSystemenrelativeinfachiststellengeradediekomplexenSysteme,egal
ob diese natürlicher oder sozioökonomischerNatur sind, die betroffenenAk-
teurevorgroßeHerausforderungen.
2.3 GesellschaftswissenschaftlicherKontext
Extremereignisse können aber auch gemäßder realen oder potenziellenKon-
sequenzenbetrachtetwerden(HaidundHaid,2013).Ineinempraxis-bezogenen
Kontext wird nach Zenteset al. (2012) »Extrem« häufig für Katastrophe oder
katastrophales Ereignis als Synonymgenützt. Derartige Ereignisse sind durch
zwei zentraleMerkmale gekennzeichnet. Erstens ist ihre Eintrittswahrschein-
lichkeit sehr niedrig und der Eintritt zumeist nicht vorhersehbar. Zweitens
habensieoftsehrstarkeundzumeistnichtvorhersehbareAuswirkungenaufdie
Gesellschaft (imEnglischenauchhäufig als »lowprobability andhigh impact«
bezeichnet). Entsprechende Kennzeichen sind folglich ein unregelmäßiges
Auftreten, eineWirkung imSinnevonLangzeiteffektenundeine zeitlicheund
räumliche Konzentration. Die Schädigung von Leben oder Gesundheit vieler
Menschen,bzw.dieSchädigungderLebensgrundlageeinergroßenBevölkerung
ist einzentralesKriteriumfürdieseSichtweisevon»Extremereignissen«.
Im internationalenKontextwerdenExtreme auchhäufig inBezug zuKata-
strophengesetzt.Katastrophen sindhierbei definiert als Situationen, indenen
dielokalbetroffenenAkteureüberfordertsind,siealsonichtmehrselbstständig
aus eigenenRessourcenmitdenSituationenumgehenkönnensondernauf ex-
terneHilfeangewiesensind(UN-ISDR,2017).DieUN-ISDRunterscheidethier
inExtensive–und IntensiveDisasterRisk (UN-ISDR,2017).ExtensiveDisaster
Risk istalseinhäufigundmitgeringerStärkeauftretenderProzessdefiniert,der
meist nur lokal auftritt. TypischeNaturgefahren sind hierbei wiederkehrende
Überschwemmungen,gravitativeMassenbewegungen,StürmeoderTrockenheit
GesellschaftswissenschaftlicherKontext 63
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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Buch ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich"
ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Titel
- ExtremA 2019
- Untertitel
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Autoren
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Herausgeber
- Katrin Sattler
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 778
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute