Seite - 134 - in ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich

© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924 6.5 Handlungsempfehlungen Die Basis einer sinnvollen, wissenschaftlich konsistenten Bewertung von For- schungsergebnissen erfordert die Diskussion der inhärenten Unsicherheiten. Bezogen auf das vergangene Sturmklimabildendabei die Beobachtungenden Ausgangspunkt.DirekteWindmessungen sind starkvon Inhomogenitätendo- miniert und daher nicht für die Beschreibung von Sturmklimaten geeignet – insbesonderedaderenkonsistenteAbbildungdeutlich längerePeriodenerfor- dert als z.B. im Fall der bodennahen Lufttemperatur (siehe z.B. TheWASA Group, 1998; Alexandersson et al., 2000; Bärring, 2004; Matulla et al., 2008, 2012). Luftdruckmessungen hingegen haben einen vergleichsweise kleinen Fehler, können einfach homogenisiertwerdenund erlaubendieBereitstellung qualitativ hochwertiger Ergebnisse.Auf dieser Basis gelingt die Erfassung von Sturmklimaten und deren Veränderungen, die Berechnung von Tendenzen, Frontdurchgängen, Schwellwertüberschreitungen und die Bestimmung von ZeitreihendesgeostrophischenWinds. DieErzeugungkünftigerSturmklimaentwicklungenbasiertaufsogenannten Entwicklungspfaden der Menschheit, globalen Klimamodellen (GCMs) und Regionalisierungsverfahren.Die dieserModellkette innewohnendenUnsicher- heiten nehmen entsprechend der genanntenReihenfolge ab, d.h. die von den GCMsundDownscalingverfahrenkommendenBeiträge (diemitValidierungs- verfahrenabgeschätztwerden) inderFehlerfortpflanzungfallendeutlichhinter den,mitdenEntwicklungspfadenverbundenenUnsicherheitenzurückfallen. DiedenModellenanhaftendenFehlerkannmandurchdieVerwendungvon großenEnsembles abschätzen.Diese zeichnen für jedenbetrachtetenPfadder MenschheitsentwicklungKorridore in die Zukunft, diemit statistischenQua- litätsmaßencharakterisiertwerdenunddieUnsicherheitenderModelle (GCMs +Downscalingverfahren) beschreiben. Differenzen zwischen denKorridoren zeigendieUnterschiedlichkeit der künftigenAuswirkungen auf dasKlimasys- tem»Erde«, die vonden entsprechendenEntwicklungspfadenderMenschheit z.B. »business asusual«oder »climate friendly« induziertwerden.Warnungen beruhen auf meteorologischen Beobachtungen, deren Qualität maßgeblich durch die Abdeckung des zugrundeliegenden Stationsnetzes bestimmt wird. Tatsächlich war es ein dramatisches Ereignis, das den Anlass liefert, die Er- richtung vonMessnetzen, die diese Beobachtungen liefern, entschlossen um- zusetzen:Während des Krimkriegs ging am 14.November 1854 ein französi- sches Schiff im SchwarzenMeer in schwerem Sturmunter. Dieser Sturm zog vorherdurchweiteTeileEuropasundwäre somitvorhersagbargewesen. Inder Österreichisch-UngarischenMonarchie war zu diesem Zeitpunkt der –maß- geblich vonDr. Kreil, demerstenDirektor der 1851 gegründetenZAMG, vor- angetriebene–Messnetz-AufbauvonLembergnachPragundWiennachPula Stürme134 Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0