Seite - 333 - in ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
SchutzzielewerdenhäufigalsSchwellenwertgegenübereinemEreigniseiner
bestimmten Intensität spezifiziert. ImKontext vonHochwasser ist dies z.B. in
vielenSiedlungsgebieten inÖsterreicheinEreignisdesAusmaßesHQ100.
DieDefinition eines Schutzzieles als präziser Schwellenwert einesNaturge-
fahrenereignisses ist allerdings nicht unproblematisch. Es istwichtig, sich be-
wusst zu sein, dass durch die Festlegung eines Schutzziels eine Entscheidung
darüber getroffenwird, bis zuwelchemGrad die verantwortlichen Behörden
einen Schutz derGesellschaft garantierenmüssenund abwelchemSchwellen-
wert die möglichen negativen Auswirkungen potenzieller Überlastfälle wei-
testgehendtoleriertwerden.DieBerechnungvonEintrittswahrscheinlichkeiten
als Basis solcher Schutzzieldefinitionen ist jedochmit statistischenUnsicher-
heiten verbunden und basiert in der Regel auf langjährigen Beobachtungen.
Dynamiken der letzten Jahre, wie sie eventuell klimatische Veränderungen
verursachthaben,könnenhierbeinichtgebührendberücksichtigtwerden.Aus
Sichtdes IRMist esaußerdemwünschenswert,dassSchutzzielekosteneffizient
und umweltverträglich umgesetzt werden können sowie entsprechend not-
wendigeMaßnahmen die Bedürfnisse der Risikobetroffenen berücksichtigen.
DieseAnforderungenwerdendurchSchutzziele, die sich ander Intensität von
Gefahrenereignissenorientieren, nur begrenzt unterstützt. Alternative Schutz-
ziele berücksichtigen stärker die Risiken, die aus bestimmten Naturgefahren
resultieren und spezifizieren Schadensgrößen als Schwellenwerte. Die oben
genannte Studie hat gezeigt, dass Schutzziele inÖsterreich insbesondere bei
wasserbezogenenGefahren – imGegensatz zur Schweiz und teilweise auch zu
Italien –meist in Bezug auf die Gefahren und gefährliche Prozesse festgelegt
werden (z.B.Wasserstände, Abflüsse). Schutzziele in Bezug auf Lawinen und
Felsstürzen basieren hingegen auch inÖsterreich vorwiegend aufRisikopara-
metern (z.B. Sach-oderPersonenschäden) (Schneiderbaueret al., 2018a).
Unabhängig von der Art des Schutzziels ist die Festlegung bestimmter
Schutzzielgrößen aus technischer Sicht eine Herausforderung. So sind einer
genaueren Bewertung undVorhersage der Abfluss- undTransportprozesse in
Wildbächenbei sehr seltenenEreignissendeutlicheGrenzengesetzt. InÖster-
reich werden dieseWildbach-Prozesse oft im Rahmen von Expertenbeurtei-
lungen unter Bezugnahme auf Ereignisse mit statistischenWiederkehrinter-
vallenvon150 JahreninempirischerWeisebeschrieben.Gegebenenfallswerden
stark vereinfachendeModelle zu einer etwas weitergehendenQuantifizierung
wesentlicherGrößen (z.B.Geschiebefrachten,Wasserspiegellagen)herangezo-
gen. In der Regel wird versucht, den erheblichenUnsicherheiten bei derVor-
hersage der im Hochwasserfall tatsächlich auftretenden Vorgänge durch zu-
sätzlicheSicherheitenimingenieurmäßigenSinne(z.B.Freibord)Rechnungzu
tragen.
DieRolle vonSchutzzielenunddenverbleibendenRisiken 333
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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Buch ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich"
ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Titel
- ExtremA 2019
- Untertitel
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Autoren
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Herausgeber
- Katrin Sattler
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 778
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute