Seite - 493 - in ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
erwähnenist,dassdieDatenbanksichnuraufSchadereignissebezieht,d.h.auf
Muren,dieeinenSchadenverursachthabenundvoneinerBeobachterin/einem
Beobachterdokumentiertwurden,wasmeist inBereichenmitBesiedelungoder
InfrastruktureinrichtungenderFall ist.Es istdaherdavonauszugehen,dassdie
Ereignisdatenbankheterogenundnichtkomplett ist. FürbesiedelteGebiete ist
derDatensatzabdemJahr1945aussagekräftig (Heiseret al., 2019).Außerhalb
dieser Bereiche, im sogenannten Naturraum, ist eine Beurteilung aufgrund
fehlenderDatenoderZugänglichkeit sehr schwierig.
AufdemBundesgebietvonÖsterreichwurdenseitdemJahr1800rund5.000
Murgänge registriert, vondenenetwa3.700Ereignisse eine subjektive Intensi-
tätsangabe(gering,mittel, starkundextrem)haben.Davonsind230Ereignisse
als extrem bewertet worden. Abbildung01a zeigt die zeitliche Entwicklung
sowie die Ereignisrate der dokumentiertenMuren. Die Ereignisrate wird als
Anzahl der Ereignisse pro Jahr dividiert durchGesamtzahl der Ereignisse ge-
rechnet. Die Linien stellen ein gleitendes Mittel mit einer Fenstergröße von
10Jahrendar.Es ist deutlich zuerkennen,dassdieEreignisrate imVerlaufder
letzten zwei Jahrhunderte zugenommenunddanachwieder abgenommenhat.
Der Anstieg bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ist sicherlich mit der immer
konsequenterenDokumentationderMurgangereignisse durchdieWLVzu er-
klärenundmuss nicht notwendigerweise einenAnstieg der tatsächlichenAk-
tivität entsprechen. Dermarkante Peak in den 1960er Jahren spiegelt die au-
ßergewöhnlichfeuchtenWetterlagenimHerbstderJahre1965und1966wieder,
die zuzahlreichenHochwasser-undMurgangereignissenvor allem inKärnten
undOsttirolgeführthaben.IndenletztenJahrzehntenlässtsichkeinAnstiegder
dokumentiertenMurgangereignisse inÖsterreich feststellen. ExtremeMuren
wurdenvor allemamEndedes 19. Jahrhundert und inden 1960er Jahrendo-
kumentiert. InAbbildung01b istdiemittlere IntensitätderEreignisseproJahr
seit1800zusehen.IndererstenHälftedes19. Jahrhundertswurdenwenigeund
meist großeEreignissedokumentiert,was sich ineinerhohenmittleren Inten-
sität pro Jahr widerspiegelt. Im Verlauf des 20. Jahrhunderts wurden immer
mehrMurendokumentiert, auchkleineEreignisse.Dadurch sinkt diemittlere
IntensitätproJahr.Wichtigzubetonenistaber,dassdieseDatennichtunbedingt
den Verlauf der natürlichen, ungestörten Aktivität vonMuren inÖsterreich
darstellen, sondern stark von geänderten Siedlungsraum, der Beobachtung
(inklusive der subjektivenWahrnehmung) und dem Effekt von Schutzmaß-
nahmenbeeinflusst sind.
HistorischeEntwicklung 493
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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Buch ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich"
ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Titel
- ExtremA 2019
- Untertitel
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Autoren
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Herausgeber
- Katrin Sattler
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 778
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute