Seite - 503 - in ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
19.5 MöglichezukünftigeEntwicklungenundresultierende
Herausforderungen
19.5.1 EntwicklungenNaturraum
Neben der Grunddisposition eines Einzugsgebietes (z.B. Reliefenergie) und
variablerDisposition (z.B. saisonaleVeränderungenderGeschiebefügbarkeit)
bestimmt imösterreichischenAlpenraumderRegeninput, seien es konvektive
oder advektiveNiederschläge, das Prozessverhalten. Es ist daher zu erwarten,
dassÄnderungendesKlimasystems(vorallemTemperatur,Niederschlag)auch
Änderungen der Häufigkeit undMagnitude vonMurenmit sich führen. Die
Prognosedes zukünftigenNiederschlagsmit einerhohenzeitlichenAuflösung
(sub-Tagesbasis),undimBesonderenvonkonvektivenNiederschlägen,stelltdie
Klimaforschung derzeit noch vor eine große Herausforderung (Gobiet et al.,
2013). DieÄnderungderDisposition ist ebenso schwer zu quantifizieren.Die
qualitativenArgumenteunterscheidenmeist zwischenkurzfristigenÄnderun-
gen in Wildbacheinzugsgebieten (höhere Temperaturen, frühere Schnee-
schmelze) und verzögerten Effekten (Auftauen von Permafrost, Sedimentfrei-
legungdurchGletscherrückgang,Frost-TauWechselinhöherenRegionen).Eine
ZusammenstellungmöglicherEffekte findetsichzumBeispielbei Jomelli etal.,
(2006),Keiler et al., (2010), oderStoffelundHuggel (2012).
Da das Klima inÖsterreich von unterschiedlichen Einflüssen geprägt ist
(Auer, 2001) ist es denkbar, dass die Veränderung regional unterschiedlich
ausfallen kann. Benistion (2006) erwartet für die Schweizer Alpen eineVerla-
gerung der Niederschläge von den Sommermonaten ins Frühjahr und den
Winter.DadiesebeidenSaisonenauchzukünftigkälterwärenalsdieheutigen
Sommer, ist mit mehr Schneefall in hochalpinen Lagen zu rechnen. Die Nie-
derschlagshäufigkeit im Sommer wäre zwar geringer, die dabei auftretenden
Intensitäten blieben aber zumindest genauso heftig wie heute. Stoffel et al.
(2014) schlussfolgern,dass sichaufgrundpotentiellhäufigerRegen-auf-Schnee
Ereignissen,dieMurgang-SaisonzukünftigaufdieMonateMärzbisDezember
erweitert.ÄhnlicheswirdauchvoneinerrezentenStudievonPrenner(2018)für
Österreichbestätigt. InBezug auf die verfügbarenSedimentvolumina sind ex-
tremereEreignisse erwartbar –vor allemgegenSaisonende. Einerseits ermög-
lichen die geringer werdenden, intensiven Sommerniederschläge eine größere
SedimentakkumulationimGerinne(LugonundStoffel2010;Stoffeletal.,2011)
und andererseits vergrößert sich das verfügbare Sedimentvolumen durch das
Auftauen vonPermafrostbodenüber den Sommer, sofern ein solcher imEin-
zugsgebiet vorhanden ist (Stoffel et al., 2014; Kaitna und Huber, 2017). Da
Extremereignisse oft als Folge eines ungewöhnlichen Zusammentreffens ver-
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Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Titel
- ExtremA 2019
- Untertitel
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Autoren
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Herausgeber
- Katrin Sattler
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 778
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute