Seite - 555 - in ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
21.6 HandlungsoptionenundRisikomanagement in
Permafrostgebieten
DieWissenschaftlergruppe »GAPHAZ« (Joint StandingGroup onGlacier and
Permafrost Hazards in High Mountains of the International Association of
Cryospheric Sciences (IACS) and the International Permafrost Association
(IPA)) hat kürzlich ein technisches Richtlinienpapier herausgegeben, dass die
EinschätzungvonGefahrensituationundRisikofürdiversePermafrostgefahren
im Hochgebirge schematisiert (www.gaphaz.org). Dort wird die Naturgefah-
reneinschätzung für (i) Felsstürze/Bergstürze, (ii) Eislawinen, (iii) Gletscher-
seeausbrüche, (iv)Murgängeund(v)»OnSitePermafrostHazards«alsosolche
unter alpiner Infrastruktur en detail beschrieben und dieVorgehensweise für
das Impact Assessment vorgeschlagen. Genereller Unterschied ist, dass bei
(v)OnSiteHazardsvorallemderStandortderInfrastrukturdurchAbsenkung,
differentielles Bodenkriechenundumsich greifende Felsstabilität bedroht ist,
wie das inÖsterreich derzeit beimehrerenGebirgshütten und Seilbahninfra-
strukturenbereits zubeobachten ist.Bei (i)bis (iv) sindGebieteaußerhalbdes
Startgebiets bzw. Permafrostvorkommen durch schnelle Massenbewegungen,
Eislawinen und Flutwellen bedroht. Deswegen kommt hier dem »Impact As-
sessment«besondereBedeutungzu.
Grundlage fürPlanungs-undManagementstrategien imBereichPermafrost
sind detaillierte Kenntnisse zur Permafrostverbreitung sowie der Permafrost-
temperatur, danur so festgestelltwerdenkann,ob (1)Permafrostbedingungen
einFaktorfürdieStabilitätvonFelsundLockermaterialsindund(2)inwelchem
TemperaturzustandPermafrost vorliegt. Aufgrundder technischenund logis-
tischen Einschränkungen ist eine flächendeckendeMessung von Permafrost-
temperaturen nicht möglich. Als Handlungsoption folgt daraus, dass die po-
tenzielle, flächendenkendeVerbreitung fürÖsterreichdurcheineModellierung
möglichst genau abgeschätzt und in Form vonKarten/WebGIS dokumentiert
werdensollte.DieseModellierungsolltemöglichstvieledirekteundnurgeprüfte
indirekteNachweisealsDatengrundlageenthalten.Aufgrundderzunehmenden
Lufttemperaturen ist esnotwendigdieseModellierung imAbstandvon10Jah-
ren zu wiederholen und die Datengrundlage zu aktualisieren. Die Verbrei-
tungskarte ist dann als Planungsinstrument an die Landesbehörden und
Ingenieurbüros weiterzugeben. Auch für eine räumliche Analyse des Impact
Assessment sind Verbreitungsmodelle eine wichtige Basis. Geeignete Model-
lierungswerkzeuge liegen vor und müssen für eine räumliche Analyse von
möglichen Ereignis- und Schadensszenarien angewandtwerden. Als Beispiele
seienhierdieAusbreitungvonMurenausPermafrostgebietenoderdie poten-
zielle Ausbreitung von Felsstürzen oder Gletscherseeausbrüchenmit Auswir-
HandlungsoptionenundRisikomanagement inPermafrostgebieten 555
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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Buch ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich"
ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Titel
- ExtremA 2019
- Untertitel
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Autoren
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Herausgeber
- Katrin Sattler
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 778
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute