Seite - 648 - in ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
DaWald in den höheren, schneereichen und steilen Lagen der Alpen auf
großerFlächeausgeschlossenenBeständenmithohenAnteilenanwintergrünen
Nadelhölzern besteht, brechen im bewaldeten Gelände auch bei extremen
Schneedecken- und Wetterverhältnissen (z.B. Winter 1988, 1999) Schnee-
brettlawinen imWald imVerhältnis zuanderenLandnutzungsformenundVe-
getationseinheitennur relativ selten an.Häufiger auftretende kleinere Locker-
schnee- bzw. Gleitschneelawinenwerden oft von der Bestockung abgefangen,
ohnedassdie Infrastruktur imTalraumerreichtwird.AuchaufBlößen (durch
Holzschlag) und auf Flächenmit liegendemTotholz (durchWaldschadenser-
eignisse) vermindert die hohe Bodenrauigkeit Lawinenanbrüche (Schönen-
berger et al., 2002). Dieser Umstand sowie die Verdichtung des Waldes in
Steillagen(Bebi et al., 2009,2016),undtechnischeVerbauungundAufforstung
vieler potentieller Anbruchgebiete in den letzten Jahrzehnten (Teich et al.,
2012a), verringern das Lawinenanbruchpotenzial an steilen Waldhängen
(>358).BisEndeder1980er JahrewurdenWaldlawinenanbrüchemitSchäden
imSiedlungsraumundander Infrastruktur regelmäßig beobachtet, vonda an
werden sie seltener, obwohl das Bekanntwerden von Schadereignissen durch
damals noch nicht verfügbare Informationstechnologien (Internet,Mobiltele-
fone, soziale Netzwerke) heutewahrscheinlicher geworden ist. Häufig kames
zur Verschüttung von Straßen und Eisenbahnen durch Lawinenanbrüche in
Laubwaldbeständen; die meisten dieser Streckenabschnitte sind heute durch
SchutzbautengesichertoderwerdenbeiGefahrgesperrt.
ImGegensatzzumNadelwald,könnenLawinen in laubholzreichenWäldern
auchbeigeschlossenemKronendachanbrechen,vorallem,wennessichumsehr
steile Flächen mit geringer Bodenrauigkeit handelt. Im Laubwald sind die
primären Schutzwirkungsmechanismus des Waldes (die Verringerung der
Schneehöhe und die flächige Ausbildung von Schwachschichten in der
Schneedecke)durchgeringereKroneninterzeption,KronenabtraufundDämp-
fung des Temperaturgradientenwesentlich geringer als imNadelwald, und es
entstehen oft bindungslose Schneedecken durch Regen und Erwärmung (Ko-
netschny,1990).DieStützwirkungvonStämmenundBodenrauigkeitselementen
ist entscheidend, aber bei nasser Schneedecke ebenfalls reduziert. Laubholz-
beständekönnenauchbeigeschlossenemKronendacheinegeringeStammzahl
haben, sodasskeineausreichendeStützungderSchneedeckeundAbbremsung
der Lawine erfolgt. Angaben über erforderliche Baumzahlen für eine ausrei-
chendeAbstützungderSchneedeckeschwankensehrstarkundkönnennichtals
zuverlässig angesehenwerden (Perzl et al., 2012;Höller, 2017).Hinzukommt,
dassdieDichte–vorallemdieStammzahl–vonWaldbeständenimGebirgswald
kleinräumig sehr starkvariiert undnur schwermit ausreichenderGenauigkeit
erfassbar ist. Auch die Empfehlungen zu kritischenGrößen von Lücken bzw.
SchutzwaldundExtremereignisse648
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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Buch ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich"
ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Titel
- ExtremA 2019
- Untertitel
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Autoren
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Herausgeber
- Katrin Sattler
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 778
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute