Seite - 651 - in ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
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© 2020, Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen
ISBN Print: 9783847110927 – ISBN E-Lib: 9783737010924
stellten Anstiege der Waldgrenze in den Alpen sind (möglicherweise nut-
zungsbedingt) relativ gering (Zimmermann et al., 2006). Es ist kein »Losga-
loppieren« derArtennachoben zu erwarten.Änderungen inder Zusammen-
setzung der Pflanzengemeinschaften erfolgenmit deutlicher Verzögerung auf
Klimaänderungen(Alexanderetal.,2018).NachWieseretal. (2016)profitieren
dieBaumartenanderWaldgrenze (Fichte,Zirbe, Lärche) vonErwärmungund
CO2-DüngungundreagierenmiteinerSteigerungdesZuwachses.Folglichistan
derWaldgrenzekeineklimawandelbedingteÄnderungderBaumarten-Zusam-
mensetzungzuerwarten.AllerdingskönnengünstigeWachstumsbedingungen
vonmehrerenJahrzehntendurchwenigeschlechteJahreegalisiertwerden,d.h.
Pflanzen,diesich»weiternachobenvorgewagt«haben,könntenbinnenkurzer
Zeit ausfallen.
In den tieferen Lagen der nördlichen Kalkalpen zeigen Buche und Tanne
positiveReaktionen selbst inTrockenjahren.EbensohatKiefer eine sehrhohe
Trockenheitstoleranz, wohingegen Fichte als die Baumart mit der höchsten
Trockenheitsempfindlichkeit identifiziertwurde (Hartl-Meier et al., 2014).Die
Tanne hätte daher höheres Potenzial im Schutzwald unter der Voraussetzung
einer »waldgerechten« Jagd (Fürst et al., 2017). Denn in hohemMaße proble-
matisch für dieWaldentwicklung inÖsterreich ist der seit Jahrzehnten über-
höhte Wildbestand, der beträchtliche Konsequenzen für die weitere Bestan-
desentwicklungen, deren Stabilität und Resilienz in Zeiten des Klimawandels
hat.
Auf flachgründigeren (Karbonat-) Standorten istWasserstress in Trocken-
periodenzuerwarten,insbesonderefürFichteundLärche.DieLärcheverringert
ihrenWasserverbrauch bei Trockenheit nicht und schränkt die Verdunstung
über die Spaltöffnungen auch bei vermindertemWasserangebot längere Zeit
nicht ein (Leo et al., 2013; Schuster et al., 2016). In solchen trockenheitslimi-
tierten Schutzwäldern sindbesonders fürdie zweiteHälfte des 21. Jhs. höhere
MortalitätsratenbeiBäumenzuerwarten.
Sowohl indenHochlagenalsauch indentiefergelegenenBergwaldzonenist
die Resilienz der natürlichen Waldgesellschaften gegenüber Wetterextremen
(Dürre,Wind, Niederschlag) grundsätzlich ausreichend und nur auf wenigen
Standorten,die z.B.bereits jetzt zuTrockenheit neigen, kritisch.
25.5.2 MöglichezukünftigeEntwicklungenund resultierende
Herausforderungen fürdasSchutzwald-Management
DieDaten derÖsterreichischenWaldinventur zeigen, dass nur dieHälfte der
ausgewiesenen Schutzwälder inÖsterreich einen annähernd naturnahen Zu-
stand aufweisen (BMLFUW, 2015). Die Gründe dafür sind vielfältig: unange-
HerausforderungenundHandlungsoptionen fürdieZukunft 651
Open-Access-Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY-NC-ND 4.0
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Buch ExtremA 2019 - Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich"
ExtremA 2019
Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Titel
- ExtremA 2019
- Untertitel
- Aktueller Wissensstand zu Extremereignissen alpiner Naturgefahren in Österreich
- Autoren
- Thomas Glade
- Martin Mergili
- Herausgeber
- Katrin Sattler
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7370-1092-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 778
- Kategorie
- Geographie, Land und Leute