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trauen hatte. Mit seiner manchmal beißend ironisch vorgetragenen Meinung
hielt er weder in seinen Berichten an den Kaiser noch während der Reichstage
im Fürstenrat zurück. Die häufige Abwesenheit Zasius’ vom Hof mußte aber
zur Folge haben, daß sein Einfluß hinter dem der ständig anwesenden Ratgeber
zurückblieb43. Zasius selbst war der Meinung, sein Rat werde am Kaiserhof
nicht angemessen gewürdigt44.
Viele Aufträge hatte Zasius zusammen mit dem Grafen Georg von Helfen-
stein (1518–1573) durchzuführen. Der Sproß einer schwäbischen Grafenfamilie
war nach Offiziersdiensten während der Feldzüge Karls V. gegen Frankreich
(1544) und den Schmalkaldischen Bund vier Jahre lang Beisitzer am Reichs-
kammergericht45. Ferdinand, für den er 1551 in Siebenbürgen ein größeres
Truppenkontingent führte, übertrug ihm danach mehrere repräsentative Aufga-
ben, ernannte ihn 1558 zum Statthalter bei der oberösterreichischen Regie-
rung46 und beauftragte ihn zweimal mit diplomatischen Sondermissionen au-
ßerhalb des Reiches47. Helfenstein war ein verläßlicher Exekutor der ihm er-
teilten Anweisungen. Die Politik des Kaisers kritisierte er gelegentlich als zu
vorsichtig. Während mehrere Verwandte zeitweilig zur Reformation tendierten,
stand Graf Georg unbeirrt zum katholischen Glauben und hielt – anders als
sein kaiserlicher Herr – gewaltsames Vorgehen gegen die Protestanten anschei-
nend für erwägenswert48.
Die beiden wichtigsten diplomatischen Posten waren während der Kaiserjah-
re Ferdinands mit ausgezeichnet befähigten Männern besetzt. In Rom vertrat
Prosper Graf Arco, in Konstantinopel Ogier Ghislain de Busbecq im Rahmen
der ihnen erteilten Richtlinien die Interessen Kaiser Ferdinands zu dessen höch-
ster Zufriedenheit. Durch ihre sachkundigen Berichte und Empfehlungen
konnten sie die Politik ihres Herrn gegenüber dem Heiligen Stuhl bzw. der
Hohen Pforte nicht unerheblich beeinflussen und sind daher den bedeutende-
ren Mitarbeitern Ferdinands zuzurechnen. Arco (1522–1572), dessen Bruder
Scipio schon länger in Ferdinands Diensten stand, war zuvor Offizier im bur-
gundischen Heer gewesen. Er wurde nach der Beilegung des von Paul IV. aus-
gelösten Zwistes mit der Kurie im April 1560 zum ständigen Orator des Kaisers
in Rom ernannt und hat dieses Amt bis zu seinem Tod im November 1572
innegehabt49. Der aus den Niederlanden stammende Busbecq (1522–1592)
43 Zasius erscheint nur im Hofstaatsverzeichnis von 1553/54 unter den Hofräten (Fell-
ner/Kretschmayr I/2, S. 173). Von 1554–1562 hatte er seinen amtlichen Wohnsitz in Günzburg
(Goetz, Zasius, S. 707). Außerdem war er achtzehn Jahre jünger als Ferdinand.
44 Vgl. Goetz, Beiträge, S. 251 u. S. 257
45 Kerler, S. 137f
46 Goetz, Bayerische Politik, S. 105
47 Daß Helfenstein 1559 kaiserlicher Hofmeister gewesen sei (so Kerler, S. 138), wird durch die
von Fellner/Kretschmayr publizierten Hofstaatslisten nicht bestätigt.
48 Vgl. seine bei Bucholtz 7, S. 511 Anm. wiedergegebene Äußerung. Zu den Verwandten Kerler, S.
144f
49 Über Arcos Tätigkeit im Dienste der Habsburger, insbesondere für die gesamte Zeit seines
Dienstes in Rom erschöpfend Rill, Arco; zu den o. g. Daten ebda, S. 11 u. S. 96.
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Titel
- Ferdinand I. als Kaiser
- Untertitel
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Autor
- Ernst Laubach
- Verlag
- Aschendorff Verlag
- Ort
- Münster
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 786
- Schlagwörter
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Kategorie
- Biographien