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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
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Kapitel 1: Ferdinand und der Augsburger Religionsfrieden44 Ferdinand angeregten Fühler handelte, ist nicht beweisbar, liegt aber im Bereich des Möglichen67. Unübersehbar ist Ferdinands Bestreben, den allzu abwartenden Kaiser zu Aktivität und Initiative auf dem Reichstag zu bringen, um noch einmal einen ernsthaften Anlauf zur Überwindung der Glaubensspaltung im Reich und der damit verbundenen allgemeinen Unsicherheit zu unternehmen. Zu Recht hat Lutz auch das Vertrauen des Königs in seine eigene Fähigkeit betont68, die Din- ge in Bewegung bringen zu können. Das Gelingen freilich hing von vielen Faktoren ab, die der königliche Optimismus kaum beeinflussen konnte, nicht zum wenigsten vom guten Willen der Kurie, des Kaisers und der Reichsstände beider Konfessionen. Als zweiten Beratungsgegenstand nannte die Proposition: Verbesserung der Bestimmungen zur Sicherung bzw. Durchsetzung des Landfriedens. In seiner grundlegenden Denkschrift hatte Seld die Schwierigkeiten bei der gegenwärti- gen Landfriedenswahrung hervorgehoben, aber zu ihrer Behebung keinen rechten Rat gewußt; die Erfolgsaussichten für eine Anknüpfung an den Heil- bronner (= Heidelberger) Fürstenbund im Sinne einer Erweiterung beurteilte er selbst sehr skeptisch – angesichts der latenten Gegnerschaft dieses Vereins gegenüber Karl V. sicherlich zu Recht69. Ferdinand wünschte in seiner Stel- lungnahme auch zu diesem Problembereich eine kaiserliche Initiative, um die Beratungen der Stände gleich in die richtige Richtung zu lenken70. Die in der Instruktion herausgearbeiteten Mängel bei den Regelungen zur Bekämpfung der Landfriedensbrecher sollten in der Proposition namhaft gemacht werden. Dagegen bekämpfte Ferdinand des Kaisers Absicht, den Fall des Markgrafen Albrecht via Proposition dem Reichstag zu überweisen, zumal er selber Krieg gegen den Markgrafen führe, also Partei sei, und übte Kritik an Karls Weige- rung, sich an einer Exekution zu beteiligen, denn wenn die Glieder hülfen, könne sich das Haupt nicht ausschließen. Einverstanden erklärte er sich damit, die sonst von den Reichsständen vorgebrachten Gravamina gegen die kaiserli- che Regierung – sie betrafen die Auslegung verschiedener Bestimmungen des Reichstagsabschieds von Speyer 1544 und die Besetzung des Reichskammerge- richts – vorerst nicht anzusprechen, sondern dazu ständische Initiativen abzu- warten, in gewissen Fällen sie nach Möglichkeit auch abzublocken. Bei der Eidesformel für die Kammerrichter empfahl er Entgegenkommen an die Prote- stanten, da auch bei anderen Eidesleistungen nur bei Gott und dem Evangeli- 67 Ferdinand hatte Salms Erhebung zum Bischof von Passau unterstützt und ihn im Sommer 1554 für den Salzburger Erzstuhl empfohlen – allerdings vergeblich; der Bischof war mehrmals für ihn als Kommissar oder Gesandter tätig (Goetz, Bayerische Politik, S. 17). Ein schriftlicher Ge- dankenaustausch zwischen Ferdinand und Bischof Wolfgang über diese Problematik ist bisher nicht bekannt; Frau Dr. Christiane Thomas hat auf meine Bitte mehrere in Frage kommende Be- stände des HHStA Wien überprüft. 68 Lutz, Christianitas, S. 228: Ferdinand „manifestierte ... eine ungebrochene Zuversicht in die eigene Fähigkeit und die Gunst der Stunde, das in die Wege zu leiten, woran der Bruder ... ge- scheitert war.“ 69 Lutz/Kohler, S. 173–176; zusammengefaßt bei Druffel 4, S. 419–421. 70 S. 9ff. in der Ausfertigung der Anm. 56 genannten Stellungnahme. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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Ferdinand I. als Kaiser