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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 63 -
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Die Zasius-Initiative 63 Begründung sowie der Einmischung von „Schutzmächten“ verringern könne184. – An sich war es ein erstaunliches Zugeständnis, den Untertanen selbst eine ihr Seelenheil betreffende Entscheidung einzuräumen. Der Ausschuß, der gerade die durch den Protest des Augsburger Kardinals ausgelöste Krise überstanden hatte, akzeptierte den Artikel ohne Beratung. Erst als die Protestanten im Für- stenrat mehr verlangten, nämlich einseitig die völlige Glaubensfreiheit für Un- tertanen katholischer Obrigkeiten, haben sie den entschiedenen Widerstand König Ferdinands provoziert. Der letzte Abschnitt lehnte sich wiederum an den Passauer Vertrag an: Etwa entgegenstehende bisherige Rechtsbestimmungen wurden aufgehoben. Die Vereinbarung sollte binnen Monatsfrist dem Reichskammergericht bekannt gemacht und damit zur Grundlage seiner Rechtsprechung werden. Im Falle von Streitigkeiten behielt der König sich bzw. dem Kaiser in Anlehnung an den Abschied von 1544 das Recht der Interpretation vor („daruber declaration und Lautterung zu thun“), wie es ja längst Praxis war185. Ferdinand hat das Verhalten seiner Vertreter im Ausschuß und das dort er- zielte Ergebnis offenbar gebilligt, zumal die Änderungen am Zasius-Entwurf nicht gravierend waren, und vom Fürstenrat, zumindest von den Katholiken, erwartet, daß sie es ohne lange Diskussionen gutheißen würden. Das ist bemer- kenswert, denn es war diese erste Fassung des Fürstenrates, die der päpstliche Legat Morone während seines nur wenige Tage währenden Aufenthaltes in Augsburg zu Gesicht bekommen und rundweg verworfen hat186. Ferdinand hatte seine Reichstagskonzeption auch auf Beratung und Unterstützung durch Rom abgestellt und darum mehrmals um die Entsendung eines hochrangigen Legaten gebeten187. Wie er dem Kardinal in ihrer ersten Unterredung erläuterte, hatte er sich von seiner Anwesenheit dreierlei erhofft: Beratung in allen die Religion betreffenden Fragen (das war das ursprüngliche Anliegen), Aufmunte- rung der „lauen Katholiken“, schließlich (und das war als Motiv vermutlich erst jüngst hinzugekommen) einen Zeugen dafür, daß er in problematische Zuge- ständnisse nur infolge seiner Notlage einwillige. Nun gab ihm Morone den unausführbaren Rat, den Reichstag möglichst rasch und ergebnislos zu been- den188. Mit der Begründung, ohne eine Regelung werde das Reich in Kürze zusammenbrechen und als Folge davon auch die Türkenabwehr, wies Ferdi- nand den Gedanken zurück189. Wenige Tage später war der Kardinal schon wieder auf der Rückreise, um am Konklave teilzunehmen, das infolge des Todes 184 Ritter, Religionsfrieden, S. 229 irrte, daß der Artikel „zuerst auf Anbringen der protestantischen Fürsten aufgestellt“ worden sei. Der Artikel war Bestandteil des ersten Entwurfes von Zasius; die von Adler S. 257 gegen das Referat von Wolf vorgebrachten Zweifel sind unberechtigt. 185 „Erste idea“ (wie Anm. 148) fol 15v/16r (das Zitat 16r); vgl. Brandi, Religionsfrieden S. 18 Anm. a.; sie ist nicht schon in der ersten Ausschußberatung gestrichen worden, wie Wolf, Religions- frieden, S. 94 meinte. 186 Lutz, Die Konfessionsproblematik, S. 225 187 Vgl. dazu Grisar, Sendung, S. 344ff, dessen Thesen durch NB I 17, S. XVff u. S. 35 Anm. 1, sowie Repgen, Kurie 1, S. 76f mit Anm. 88 teilweise korrigiert worden sind. 188 NB I 17, S. 49–56; vgl. Lutz, Christianitas, S. 360; Goetz, Vertreter, S. 198f. 189 NB I 17, S. 52: „S. Mta me rispondisse esser necessario far qualche conclusione per [non] occor- rer all’iminente rovina de tutta Germania, et che da per sè non poteva nè resistere al Turco...“ CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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