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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 65 -
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Erstes Eingreifen Ferdinands in die Sachgespräche 65 der Mehrheit gehabt; außerdem seien einige substantieller Art, so daß Konsens über sie herbeigeführt werden müsse, denn Mehrheitsentscheidungen in diesen Fragen verstießen gegen den Passauer Vertrag; er drohte ein Sondervotum der Protestanten an. In der anschließenden Debatte, die Geschäftsordnungs- und Sachfragen vermischte, wurden die tiefen Meinungsunterschiede im Fürstenrat deutlich194. Es kam so weit, daß der Vorsitzende die Sitzung unterbrach und sich mit seinen österreichischen Kollegen über das weitere Vorgehen beriet. Der Vermittlungsvorschlag, die beiderseitigen Änderungsanträge dem Ausschuß zu überweisen, damit man dort einen Konsens finden und so ein gespaltenes Vo- tum des Fürstenrates vermeiden könne, war für die Österreicher die letzte Möglichkeit, die ihrem Entwurf drohende totale Niederlage noch abzuwenden. Sie stimmten in der erforderlichen zweiten Umfrage dieser „Mehrheitsmei- nung“ zu und wiesen die Einwände einiger Vertreter auf der geistlichen Bank, das sei ein aussichtsloses Unterfangen, zurück, so daß die Rückverweisung an den Ausschuß schließlich einstimmig beschlossen wurde195. Während dieser zweiten Beratungsrunde im Ausschuß des Fürstenrates vom 1. bis 4. April wurde der Zasius-Entwurf in etlichen Punkten wesentlich verän- dert196. Nachdem Ferdinand zu Beginn der ersten Sitzung die Mitglieder, dar- unter die persönlich anwesenden Herzöge Albrecht von Bayern und Christoph von Württemberg, eindringlich hatte ermahnen lassen, um der Einigung willen Kompromißbereitschaft zu zeigen197, machten die Katholiken in mehreren Punkten Zugeständnisse, wobei die Österreicher und Bayern anscheinend um Vermittlung bemüht waren. Sprachliche Korrekturen verdeutlichten die eigene Qualität des zu schließenden Friedens in der Religion neben dem allgemeinen Landfrieden, indem das Kompositum „Landfrieden“ getilgt und durch „Frie- den“ oder „allgemeinen Frieden“ ersetzt wurde198. Auch wurde jetzt die in der sog. Passauer Abrede enthaltene Klausel, der Ferdinand seinerzeit zugestimmt hatte, eingefügt, daß der Friede, wenn es während des Reichstages nicht zur Religionsvergleichung käme, „bis zu entlicher gemeiner vergleichung“ in Kraft bleiben solle. Die geistlichen Stände hatten das gewünscht, während der weiter- gehende Antrag der Protestanten, die erneut eine Definition des Friedens als „bestendigen, beharlichen, unbedingten fur und fur werenden“ verlangt hatten, nicht durchdrang199. Ferner fand man eine ganz einfache Formel für den Aus- schluß aller, die den beiden Konfessionen nicht zugehörten200. Auf Antrag der 194 Zasius’ Auszug (wie Anm. 191), fol 33ff; Passauer Protokoll, fol 29/30, zitiert bei Ernst, Bw. 3, S. 111f; vgl. Wolf, Religionsfrieden, S. 96 195 Zasius’ Auszug, fol 46v-47v: „auf welches zum andern mall umbgefragt, und auf disen furschlag, so gleichwoll nit in dem merern expresse, aber durch die Relation der Osterreichischen tacite furs merer anzaigt worden, ist der ainmuettig beschluß des gannzen fursten raths dahin gan- gen...“(47r) 196 Das Ergebnis ist abgedruckt bei Brandi, Religionsfrieden, S. 5–17 197 Zasius’ Auszug, fol 47v 198 Vgl. den kritischen Apparat bei Brandi, Religionsfrieden, zu den Artikeln 2, 6, 15 (S. 7, 9, 15). 199 HHStA Wien, RK, RTA 29b, Konv. II Nr. 40, fol 1v (vgl. Anm. 162); Brandi, Religionsfrieden, S. 8 Anm. zu Art. 4 200 Der spätere Artikel 5 des Religionsfriedens. Die Formel wurde beim Vergleich der Entwürfe beider Kurien Anfang Mai übernommen und nicht mehr angefochten. Ferdinand war einver- CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
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