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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 71 -
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Erstes Eingreifen Ferdinands in die Sachgespräche 71 teien bemüht und in einigen Fragen eine weniger schroffe Position eingenom- men als in der ersten Beratungsphase. Was dabei für die Zukunft der katholi- schen Kirche in Deutschland bewahrt bzw. offen gehalten worden ist, ist daher in erster Linie Verdienst Ferdinands I. Die langsame Arbeitsweise des Kurfürstenrates stellte seine Geduld auf eine harte Probe. Mindestens dreimal ließ der König die kurfürstlichen Räte zur Beschleunigung auffordern, scheute sich dabei nicht, ihnen absichtliche Verzö- gerung vorzuwerfen, ergriff auch einmal selbst das Wort, um den Mahnungen noch mehr Nachdruck zu verleihen, wobei er an das Ehr- und Verantwor- tungsgefühl der Kurfürsten für das Reich appellierte und andeutete, ihr Fern- bleiben werde zu ihrer aller Schaden (denn er sei selbst auch Kurfürst) gerüch- teweise als Boykott ausgelegt221. Die kurfürstlichen Räte gaben gute Worte – und ließen sich weiter Zeit. Ihre hinhaltende Antwort am 6. April auf den An- trag des Fürstenrates, die Voten zum Religionsfrieden auszutauschen, veran- laßte Ferdinand zu einer neuen fruchtlosen Ermahnung durch Jonas222. Erst am 19. April konnte der König sie dazu bestimmen, wozu es einer weiteren Vorla- dung in sein Gemach bedurfte, nachdem Zasius in Erfahrung gebracht hatte, daß ein interner Zwist über das weitere Verfahren die Arbeit des Kurfürstenra- tes lähmte223. Da es uns darum geht, den Anteil König Ferdinands an der Gene- se des Augsburger Religionsfriedens herauszuarbeiten, brauchen die Beratun- gen des Kurfürstenrates hier nicht nachgezeichnet zu werden224. Das Ergebnis war ein Entwurf von neun Artikeln, in dem größerenteils ebenfalls ältere Reichsbeschlüsse oder Formulierungen aus den Passauer Verhandlungen ver- wertet waren225. Auch die Kurfürsten begannen mit einer grundsätzlichen Be- kräftigung des Landfriedens (Art. 2), zu seiner Stabilisierung sollten die folgen- den Bestimmungen zum Religionsfrieden dienen. Anders als im Entwurf des Fürstenrates waren die Friedenszusagen nicht in einem Artikel wechselseitig zusammengefaßt, sondern auf zwei Artikel verteilt und unterschiedlich akzen- tuiert (Art. 3 und 4): die Friedenszusage der Katholiken für die Protestanten sollte unabhängig vom Zeitpunkt der Zugehörigkeit zur Augsburger Konfessi- on („zu was zeit“), also auch bei einem zukünftigen Wechsel, volle Gültigkeit haben und war ganz allgemein für jeden „Stand“ ausgesprochen; damit war die Möglichkeit des Übertritts von Geistlichen zumindest offengehalten, das „Frei- stellungsproblem“ also im protestantischen Sinne geregelt (Art. 3). Die mit den geistlichen Gütern zusammenhängenden Fragen waren auf der Basis des Reichstagsabschieds von 1544 in zwei Artikeln (Art. 7 und 9) zusammengefaßt, wobei für eingezogene Güter nicht reichsunmittelbarer Institutionen der Be- 221 Lutz/Kohler, S. 57f; Druffel 4, S. 616f; Lent, S. 16; Schwabe, S. 230 (irrtümlich auf den 30. 3. datiert) 222 Wolf, Religionsfrieden, S. 76; Ernst, Bw. 3, S. 127 223 Dazu Zasius an König Maximilian am 19.4.1555 (HHStA Wien, Berichte aus dem Reich 4/II, fol 18–23, hier fol 19r-20r); Lutz/Kohler, S. 62; Ernst, Bw. 3, S. 128 Anm. 1; Lent S. 19. 224 Vgl. dazu Wolf, Religionsfrieden, S. 38–87; Simon, S. 40ff; Schwabe, S. 239ff; außerdem die nützliche Tabelle bei Ernst, Bw.3, S. 124ff. 225 Ediert von Brandi, Religionsfrieden, S. 18ff, sowie Ernst, Bw. 3, S. 133ff. Die Artikelangaben beziehen sich auf Brandis Edition, die zugleich ein Beitrag zur Dokumentierung der älteren Schichten ist; vgl. außerdem Brandi, Passsauer Vertrag, S.433–440. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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