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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 85 -
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Entstehung des „Geistlichen Vorbehalts“ 85 stantischen Räte wollen zurückhaltend reagiert haben, während Zasius hinter- her behauptet hat, man habe ihm zunächst Hoffnungen gemacht, „die erleute- rung der geistlichen administration auch bassiren und eingeen“ zu wollen, das aber hinterher zur Privatmeinung erklärt302. Ferdinand hat also, bevor er die Idee des „Geistlichen Vorbehalts“ der Kritik der Katholiken aussetzte, die Reaktion bei den Protestanten testen lassen. Am nächsten Tag (10. Juni) drängte Zasius in einer Sondersitzung der Katholiken auf eine flexiblere Haltung im Sinne der bei der Sondierung gemachten Vor- schläge, damit die beiden letzten strittigen Artikel durch wechselseitiges Entge- genkommen ausgeglichen und ein weiteres zwiespältiges Votum an den Kurfür- stenrat vermieden würde; er empfahl die Alternative „Geistlicher Vorbehalt“ mit dem Argument, „das vermeinen Osterreich auch bei den Confessionisten, so die Protestation ausgelassen wurde, zu erhalten sein“; die Protestation der Geistlichen bezeichnete er als sinnlos, zumal die geistlichen Kurfürsten sie schon fallen gelassen hätten. Es gelang Zasius, die Zustimmung für beide Vari- anten zu erhalten303. Sein Optimismus erwies sich jedoch als unberechtigt, die Protestanten blie- ben bei ihrem Nein, was der königlichen Rat erbost kommentierte, nun sei ganz klar geworden, „das ir scopus und finis, darauf sie dringen, allein dahin stet, was sie von geistlichen gütern noch nicht geraubt, dasselbe noch zu inen sub spetie pietatis zu ziehen, und solches nicht ainziger stuck weis, sonder mit ganzen erzstiften, stiften und fürstentumben“304. Nach dem Scheitern der Vermittlung war klar, daß der Fürstenrat zum drit- tenmal eine zwiespältige Stellungnahme an den Kurfürstenrat geben mußte. Zasius nutzte die Gelegenheit, in seinem Referat bei der Begründung der ka- tholischen Position zur Freistellung anzumerken, auch nach Meinung der Pro- testanten sollten beim Übertritt eines Geistlichen „die officia und beneficia in irem stand und wesen pleiben“, so daß die Kurfürsten nun entscheiden könn- ten, ob sie die Einfügung von „weltlich“ akzeptieren oder sich jener protestanti- schen Meinung anschließen wollten305. Die neu entwickelte Alternative zur Beschränkung der Freistellung auf weltliche Reichsstände war damit angedeu- tet, während die Bereitschaft der Katholiken, dann auf alle anderen Änderungs- anträge einschließlich des Protests der Geistlichen zu verzichten, von Zasius hier nicht erwähnt wurde. Vielmehr brachten die Katholiken eine Neuerung hinein durch Einfügung der Feststellung, daß der Friede als Voraussetzung für die Religionsvergleichung abgeschlossen werde, unmittelbar vor die Aussage, daß der Friede bei Scheitern des Ausgleichs ewig dauern sollte (Art. 12)306. 302 Druffel 4, S. 687 (an Maximilian, 15.6.1555); Ernst, Bw. 3, S. 222. Der württembergische Bericht (ebda, S. 219–221) erweckt den Eindruck, als sei das in der katholischen Sondersitzung am 10. 6. von Zasius geschnürte Verhandlungspaket schon am 8. 6. im Fürstenrat vorgetragen worden; dann hätte die Sondierung der Österreicher am Sonntag kein neues Element enthalten, was we- nig wahrscheinlich ist. 303 Passauer Protokoll, fol 85r-86r 304 Druffel 4, S. 687 (an Maximilian, 15.6.1555) 305 Ernst, Bw. 3, S. 223 Anm. (Zitat aus dem Protokoll des Kurfürstenrates, 10.6.1555) 306 Bucholtz 7, S. 191 CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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