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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 105 -
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Die Beratungen zur Handhabung des Landfriedens 105 kurfürstlich dominierten kurrheinischen Kreises nicht zur Beschlußfassung418, aber der von den anderen acht anwesenden Kreisen erarbeitete Entwurf einer Exekutionsordnung bedeutete doch einen wichtigen Fortschritt419. Er wurde flankiert durch den unter Beteiligung von Zasius zustandegekommenen Kom- promiß, das Problem entweder auf dem bevorstehenden Reichstag – das streb- ten die kurfürstlichen Vertreter an – oder auf einem parallelen Reichskreistag – diese Alternative befürworteten Zasius und Braun – weiterzubehandeln420. Der Grundgedanke des Frankfurter Entwurfs war, die Landfriedenswahrung so weit wie möglich den Kreisen zu übertragen, ihnen dafür den notwendigen Entscheidungsspielraum zu geben und eine einigermaßen effiziente Organisati- on zu schaffen. Ferner war Vorsorge für solche Fälle zu treffen, in denen die Kräfte eines oder auch etlicher zusammenwirkender Kreise nicht mehr aus- reichten, so daß das ganze Reich aufgeboten werden mußte. Sowohl der Initia- tive des Herzogs Christoph als auch den Vorarbeiten der Wormser Tagung hatte eine Tendenz innegewohnt, den Einfluß der Reichsspitze gering zu halten. Darum war es für die Habsburger eine Verbesserung gegenüber in Worms vor- gebrachten Vorstellungen, daß es nicht einen mit dem Befehl über die Aufge- bote aller zehn Kreise ausgestatteten ständigen Generalobersten geben sollte421, sondern zwei. Der eine sollte für die sechs „oberländischen“, der andere für die vier „niederländischen“ Kreise zuständig sein. Sie durften nur nach Anrufung durch einen Kreis tätig werden und sollten bei Bedarf kooperieren. Zwar sollten sie von den Kreisen gewählt werden, aber der Kaiser sollte die Kandidaten billi- gen und die Wahl bestätigen422. So war es gelungen, „der Autorität des Kaisers und des Römischen Königs in einer künftigen Landfriedensexekutionsordnung eine Funktion zu geben“423. Zasius war der Meinung, daß durch eine derartige Ordnung der Kaiser weitgehend das erhalten würde, was er mit den Bundes- projekten angestrebt hatte424. Dieser Entwurf wurde in der Proposition den Reichsständen als Beratungs- grundlage empfohlen, obwohl man wußte, daß die Kurfürsten ihn ablehnten, und Ferdinand gab in den ersten Wochen deutlich zu erkennen, daß er eine vorrangige Behandlung wünschte425. Es mußte sich nun entscheiden, ob es in den Reichstagsverhandlungen gelingen würde, die aus der Sicht des Kaisers und 418 Der kurrheinische Kreis verweigerte die Mitarbeit, der obersächsische Kreis hatte die Teilnahme abgelehnt. Zum Verhalten der kurfürstlichen Vertreter Neuhaus, Repräsentationsformen, S. 268ff; speziell für Mainz Decot, Religionsfrieden, S. 226f 419 Ediert bei Ernst, Entstehung, S. 81–110; gute Übersicht bei Laufs, Schwäbischer Kreis, S. 265ff. 420 Zum Problem: Reichstag oder Reichskreistag jetzt ausführlich Neuhaus, Repräsentationsfor- men, S. 272ff; ebda, S. 287 u. 303 Zasius’ Anteil an dem Nebenabschied, den schon Bucholtz 7, S. 168, und Wolf, Anfänge, S. 351, erwähnten. 421 Man fürchtete, ein solcher Generaloberst könnte dem Kaiser gefährlich werden (Kohler, Siche- rung, S. 150 mit Nachweisen). 422 „...das auch in disem fall die wal der generalobersten uber alle kreis mit vorwissen und ratificati- on der kei.mt. durch die stend der kreis beschehen sol“, und zwar schon auf dem bevorstehen- den Reichstag! (Ernst, Entstehung, S. 99f.) 423 Kohler, Sicherung, S. 151 424 Hartung, Fränkischer Kreis, S. 221 Anm. 2 Auch Kurfürst Joachim II. von Brandenburg sah die Parallele (Ranke, Reformation 5, S. 296). 425 Neben anderen vgl. PCSS 5, S. 588: Bericht v. 11.3.55 CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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