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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 119 -
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Das Finale des Reichstages 119 Insofern konnte Ferdinand dem päpstlichen Nuntius mit Überzeugung sagen, der Papst habe Grund, ihn als gehorsamen Sohn zu betrachten, denn er habe nichts konzediert, was dem Glauben abträglich sei, und sich nach Kräften be- müht, den exorbitanten Forderungen der Protestanten entgegenzutreten. Die Tolerierung der anderen Konfession und die Preisgabe des längst okkupierten geistlichen Besitzes seien unvermeidlich, da sie schon im Passauer Vertrag zuge- standen worden wären und ihre Zurücknahme zu einem schrecklichen Krieg im Reich führen würde523. Die Wirkung der Resolution auf die protestantischen Vertreter scheint ziem- lich niederschmetternd gewesen zu sein. Es waren nicht nur das Beharren auf dem „Geistlichen Vorbehalt“ und die Weigerung, die „ewige“ Dauer des Frie- dens festzulegen, sondern der Eindruck, daß der König die Katholiken „mit ausfüerung etlicher rationum in irer hartneckigkeit ietzt noch sterkt“, sowie die Vermehrung der strittigen Themen524. Die ausdrückliche Beschränkung der Friedenszusage auf Reichsstände, verbunden mit der Ablehnung ihrer Gültig- keit für die landsässige Ritterschaft und die Hansestädte, und natürlich die Übernahme des „Geistlichen Vorbehalts“ machten den Protestanten deutlich, daß Ferdinand fast alle Möglichkeiten für eine weitere Ausdehnung ihrer Kon- fession im Reich zu verhindern strebte – theoretisch blieb so ja nur der Über- tritt der wenigen noch katholisch gebliebenen weltlichen Fürsten – und infolge- dessen auch die katholische Mehrheit am Reichstag, zumal im Fürstenrat, ze- mentiert werden würde525. Zwar wurden in internen Besprechungen der Prote- stanten bei etlichen der vom König abgelehnten Punkte – Jus emigrandi, Dauer – Ansatzmöglichkeiten für ein gemeinsames Votum aller Stände gesehen526. Aber der Verlauf der Sitzungen in beiden Reichsräten, als alle Katholiken die königlichen Wünsche ohne Abstriche akzeptierten, provozierte die protestanti- schen Stände im Fürstenrat zu einer schriftlichen Stellungnahme, die im Nach- hinein von den kursächsischen Räten als „heftige und fast schmehe unordentli- che schrieft“ kritisiert wurde527. Anders als im Frühsommer spielten die österreichischen Vertreter im Für- stenrat in dieser Beratungsrunde keinen besonderen Part. Natürlich bekam die königliche Resolution ihren Beifall; Versuche, dem sich sogleich abzeichnenden zwiespältigen Votum durch vermittelnde Vorschläge oder Signale, wo noch Verhandlungsspielräume liegen könnten, entgegenzuarbeiten, unternahmen sie nicht528. Dem Protest der katholischen Stände gegen den „scharfen und hitzi- gen“ Ton des Sondervotums der Evangelischen schlossen sie sich an529. 523 Berichte Lippomanos v. 31. 8. u. 4.9.55 (NB I 17, S. 158ff u. 170ff); vgl. Goetz, Vertreter, S. 206f 524 Ernst, Bw. 3, S. 311: Bericht der Räte vom 3.9.1555 525 Vgl. die Überlegungen Herzog Christophs (Ernst, Bw. 3, S. 310 Anm. 4) 526 Ebda. S. 311f. 527 Die Wertung sowie die Mitteilung, sie hätten das Dokument durch einen Alternativvorschlag „aus Zasy henden bracht, vnd zu vns genomen“ bei Ranke, Reformation 6, S. 294f: Bericht zum 8.9.1555. Ein Hauptverantwortlicher wird nicht genannt. Als Wortführer war im Fürstenrat der ernestinische Rat von der Thann aufgetreten (Ernst, Bw. 3, S. 312). 528 HHStA Wien, RK, RTA 32, fol 449r u. 458r: Fürstenratsprotokoll zum 2. September 529 Passauer Protokoll, fol 163v CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
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