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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 125 -
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Das Finale des Reichstages 125 Dennoch ist ihm dieses Zugeständnis sehr schwer gefallen559, wohl auch we- gen seiner Hoffnung, die Glaubensspaltung werde sich doch noch überwinden lassen. Wie unbehaglich Ferdinand sich dabei fühlte, zeigt sein wortreiches Bemühen, seine Entscheidung dem Kaiser als unausweichlich darzustellen560. An erster Stelle hob er seine Bedingung hervor, daß dafür die Protestanten in allen anderen strittigen Punkten hätten nachgeben sollen. Als einen anderen wesentlichen Grund betonte er stark, die katholischen Stände hätten jene For- mel zuvor konzediert und mehrere ihn ausdrücklich gebeten, „solchen anhang nit zu waigern, sondern durch zuelassung desselbigen den vorsteenden unrat und entlich verderben des reichs Teutscher Nation zu verhuetten“, während die Ablehnung mit Sicherheit „weitterung, aufruer und kriegs empörung“ zur Fol- ge gehabt hätte561. Als er die katholischen Reichsstände über seine Sonderver- handlungen mit den Protestanten informierte, gab er als Grund an, „damit aber ie die Confessionisten nicht erachten kunden, daß ir Mt. zu unfridt genaigt“562. Ferdinand selbst und Jonas gaben sich alle Mühe, das wohl erwogene Kon- zept in einem Anlauf bei den Protestanten durchzubringen563. Sie eröffneten zunächst die Aussicht, wenn man sich hier einig werde, würden sie die Ergeb- nisse auch bei den Katholiken durchsetzen564, und stellten fest, welche drei Punkte als erledigt betrachtet werden konnten. Die meisten der vom König aufrechterhaltenen Forderungen charakterisierten sie einfach als Beiträge zu größerer Klarheit. Nur beim Geistlichen Vorbehalt argumentierten sie noch- mals zur Sache, wobei sie die Ausführungen der Protestanten in der Duplik über Gleichbehandlung und Diskriminierung ihrer Religion gegen sie kehrten: Eben die Gleichbehandlung erfordere, den Geistlichen das Ihre zu belassen565. Das sei auch der Augsburgischen Konfession „nit schimpflich noch spottlich, aber den andern, wo es nit gescheen sollt, nit allein spotlich, sunder auch unver- antwortlich“ ; der Verzicht auf den Geistlichen Vorbehalt bedeute geradezu einen Vorgriff auf die Entscheidung, welches denn die wahre Religion sei566. Danach wurde das königliche Entgegenkommen beim Jus emigrandi mitgeteilt, und zuletzt kam als Gegenleistung für die erheischte Zustimmung zu sämtli- chen Empfehlungen des Königs dessen Angebot, „nit allein im werk frieden zu machen, sondern den auch mit uberflussigen worten zu bestetigen“567, also das 559 Zasius kommentierte: „I. Mt. ist nichts schwörer noch saurer ankommen, als die punctationem mit den worten ewig, für und für und immerwerend zu willigen; aber doch propter bonum pacis neben anderm, das auch besser heraussen dan darin wer, passirn lassen“ (Druffel 4, S. 716). 560 F. an Karl, 10. 9. 1555 (HHStA Wien, RK, RTA 29a, unfoliiert, 13 Seiten, hier S. 2f.; allzu kurzer Auszug bei Druffel 4, S. 717–719) 561 Ebda, S. 11f, das Zitat auch bei Druffel 4, S. 719; vgl. Lutz, Christianitas, S. 429 562 Passauer Protokoll, fol 170r. 563 Wie üblich trug Jonas vor, aber Ferdinand bekräftigte in längerer Rede die Ausführungen seines Vizekanzlers zum Geistlichen Vorbehalt. 564 So der brandenburgische Bericht (Lent, S. 37) 565 „So man auch wolle einen bestendigen frieden machen, musse der gleichmessig sein, domit der ein bey dem seinen bleyb und sich der ander an dem seinen auch benuegen lasse.“ (Lutz/Kohler, S. 119) 566 Lutz/Kohler, S. 119 567 Lutz/Kohler, S. 120 CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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