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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 133 -
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Das Finale des Reichstages 133 das „dissimulierende Verfahren“ zu nehmen618. Wenn man die Parallele von 1541 berücksichtigt und Ferdinands prinzipielles Ziel, die Glaubensspaltung möglichst bald zu überwinden, ist es wahrscheinlich, daß er seine Deklaration als Aushilfe, die möglichst bald gegenstandslos werden sollte, betrachtet hat. Die Protestanten haben sich damit begnügt, denn sie wußten, daß der König sich an solche Zusagen zu halten pflegte. Später ist die Gültigkeit der „Declara- tio Ferdinandea“ in der Tat trotz dieser Klausel mit formaljuristischen Gründen bestritten worden619, zumal sie weder amtlich publiziert noch dem Reichskam- mergericht mitgeteilt worden ist. Dennoch kann, da auch die Katholiken umfas- send informiert waren, von einer „geheimen“ Erklärung nicht die Rede sein620. Zudem ist wahrscheinlich gemacht worden, daß sehr wohl seit 1555 ein vom kursächsischen Hof veranlaßter Druck existiert hat621, den die Katholiken frei- lich nicht zur Kenntnis zu nehmen brauchten. Wenn die „Declaratio Ferdinan- dea“ erstaunlich rasch in Vergessenheit geriet, dann darum, weil die Protestan- ten sie in den Regierungsjahren Ferdinands bei ihren Bemühungen, doch noch die allgemeine Freistellung zu erreichen, nicht als politisches Instrument einge- setzt haben. Ferdinand selbst und die Katholiken hatten keinen Anlaß, sie im öffentlichen Bewußtsein zu halten622. In einer anderen üblichen Formel, der Verpflichtung zur gegenseitigen Hil- feleistung bei Verletzungen der Bestimmungen des Friedens, setzte Kursachsen bei der Endredaktion die Abschwächung durch, das solle nur bei gewalttätigen Verstößen gelten623. Ein letzter Vorstoß der Stadt Straßburg gegen den Städte- artikel wurde von Ferdinand mit der Begründung zurückgewiesen, er habe schon genug nachgegeben624. Um der befürchteten Verfestigung der Glaubensspaltung als Folge des „ewi- gen“ Friedens entgegenzuwirken, tat Ferdinand ein übriges. Er ließ die Reichs- stände in seinem Beisein vom Vizekanzler Jonas daran erinnern, daß zwei wichtige Punkte der Proposition noch nicht erledigt seien, nämlich die Bera- tung über den besten Weg zur Religionsvergleichung und die Religionsfrage selbst, und verlangte, weil Beratungen darüber aus Zeitgründen nicht mehr 618 Heckel, Autonomia, S. 185 619 So im Restitutionsedikt von 1629 (Lünig, Reichsarchiv, Pars specialis 5,1, S. 806). 620 Von zwei Ausfertigungen des Dokuments erhielt eine der Kurfürst von Sachsen, die andere der Reichserzkanzler (Brandi, Religionsfrieden, S. 52). Zum späteren Streit über die „Declaratio Ferdinandea“ vgl. Moritz, S. 21ff u. 32f, Heckel, Deutschland, S. 83. 621 Urban, Druckgeschichte, S. 256ff. 622 Eine Anfrage des Naumburger Bischofs Julius Pflug konnte Seld Ende 1560 nicht beantworten, weil keiner der gegenwärtigen Kanzleisekretäre damals schon im Amt gewesen sei und die Pa- piere seines Vorgängers Jonas, der „am bösten Bericht davon zu geben wissen“, sich in einem heillosen Durcheinander befänden (Pollet, Corr., S. 442f: Seld an Pflug, 28.12.1560). Ob Seld den Kaiser nicht hatte fragen mögen? 623 Ritter, Religionsfrieden, S. 253f; nach sächsischer Auslegung war es damit allein Sache der Ka- tholiken, sich um die Einhaltung des Geistlichen Vorbehalts zu kümmern. 624 PCSS 5, S. 641; vgl. Pfeiffer, S. 270. Eine schriftliche Eingabe der Stadt lehnte der König wenig später mit dem Argument ab, mit der Duldung von katholischen Mitbürgern werde ihr nicht mehr zugemutet als ihm selbst und dem Kaiser auch, die als ihre eigentliche Obrigkeit ihr evan- gelisches Bekenntnis tolerieren müßten (F. an Meister und Rat Straßburgs, 3.10.1555, in PCSS 5, S. 642ff). CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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