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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 144 -
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Kapitel 2: Der Regensburger Reichstag144 sy als die fürnembsten metropolitani fuessen wolten“ und, „da etwa in irem bedencken was undienlichs oder verhinderlichs befunden wurde, die enderung umb sovil zeitlicher und gelegner zusuchen und zuerlangen“20. Die Reihen der Katholiken sollten möglichst vorher geschlossen werden. Indessen fand Zasius bei den geistlichen Kurfürsten, die des Königs Vor- schlag primär hätten aufgreifen sollen, nicht die erwartete Resonanz21. Vor allem der Mainzer Erzbischof Daniel Brendel verschanzte sich hinter dem Ar- gument, die bis zum Beginn des Reichstages verbleibende Zeit reiche für einen vorherigen Theologenkonvent nicht mehr aus. Das war schon darum nicht überzeugend, weil er andererseits beteuerte, gleich nach dem Ende des Augs- burger Reichstags eine Kommission von Theologen mit der Prüfung der wich- tigsten Fragen beauftragt zu haben, und von Zasius erfuhr, daß sein Kölner Kollege die Empfehlung Ferdinands befürwortete. Ferdinand ließ daraufhin den Gedanken fallen und verzichtete – unter Aufnahme des Arguments von der mangelnden Zeit – ebenso auf die Vorgespräche mit Bayern und Salzburg22. Da eigentlich wegen der Verschiebung des Reichstages bis zum April noch acht Wochen zur Verfügung gestanden hätten und die Theologen sich ja in Regens- burg hätten treffen können, dürften andere Gründe hinzugetreten sein. Die Absage signalisiert, daß Ferdinand die Chancen für seine religionspoliti- sche Zielsetzung nunmehr sehr viel niedriger einschätzte. Es zeichnete sich bereits ab, daß die Mehrzahl der Kurfürsten und einflußreicheren Fürsten dem Reichstag wiederum fernbleiben würde, was nach Ferdinands Erfahrungen nicht nur zügige Verhandlungen erschwerte, sondern gerade in der Religions- frage die Aussichten für positive Ergebnisse stark verminderte, weil die Mög- lichkeit der persönlichen Einflußnahme entfiel. Inzwischen lagen ihm die glat- ten Absagen Augusts von Sachsen und Adolfs von Köln vor, und der Mainzer wollte nur dann kommen, wenn auch andere Kurfürsten persönlich erscheinen würden. Mit dem todkranken Kurfürsten von Trier rechnete Ferdinand ohne- hin nicht, auf Ottheinrich, der in absehbarer Zeit die pfälzische Kurwürde er- ben würde, legte er keinen Wert23. Darüber hinaus war deutlich geworden, daß Ferdinand von den geistlichen Kurfürsten kaum Unterstüzung für seine Religi- onspolitik zu erwarten hatte. Der Kölner Erzbischof übte deutliche Kritik am Augsburger Religionsfrieden: Man habe zu viel nachgegeben, so daß er in Re- gensburg „weiter nit lavieren noch dissimulieren könne“24. Und Daniel von Mainz vertraute Zasius an, daß er den Unwillen des Papstes fürchtete25. Einen Monat später erhielt der König ein gänzlich negatives Votum von den Bischö- 20 So Zasius’ Umschreibung, zitiert nach Bundschuh, S. 91 Anm. 47 21 Über ihre Reaktionen ausführlich Bundschuh, S. 82–91 22 Seine Absage (v. 4.2.1556) referiert Goetz, Beiträge, S. 2 Anm. 1 23 Zasius hatte Anweisung, bei diesen beiden Herren nicht weiter auf persönliche Teilnahme zu drängen (HHStA Wien, RK RTA 36, fol 231–236: Instruktion für Zasius v. 18.12.1555). 24 Ebda, fol 134–143: Zasius’ Bericht über seine Werbung bei Trier und Köln v. 27.1.1556, das Zitat fol 140v; Zasius wies die Kritik mit der Bemerkung zurück, in Augsburg sei nichts ohne Wissen der Kölner Räte geschehen und ein besseres Ergebnis sei nicht zu erlangen gewesen. Vgl. Bundschuh, S. 84 Anm. 32 25 HHStA Wien, ebda, fol 93–99: Zasius’ Bericht vom 18.1.1556; drei Auszüge bei Bundschuh, S. 90 Anm. 44–46. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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