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Vorbereitende Überlegungen und Aktionen 149
getragene Antwort Ferdinands war diplomatisch verhalten46: Sie konzentrierte
sich darauf zu dementieren, daß von seiten der Habsburger an eine Aufhebung
des Religionsfriedens gedacht sei; von derartigen Absichten des Kaisers wisse er
nichts, und es werde ihm „leidt sein, das das Jenige, so sie [sc. ir Mt.] einsmals
mit so embsigen vleis und grosser muhe selbst handlen, beschlissen vnd auf-
richten helffen, widerumb aufgehoben und aufgetrennet solte werden“. Ferdi-
nand gab die Zusage, die Empfehlungen Augusts in der Proposition berück-
sichtigen zu wollen, „damit verbitterung verhutet und guter freundtlicher wille
unter den Stenden erhalten werdenn mochte“47.
Der Kurfürst setzte in seiner Entgegnung nach: Er hoffe persönlich sehr, daß
„der Almechtige einsmals seinenn geist der eynigkeit schickenn und die gemü-
ter und hertzen der Leut zur vergleichung erleuchten“ werde, zumal man über
die christlichen Hauptartikel ja einig sei, aber er befürchte, daß es auf dem be-
vorstehenden Reichstag nicht dazu kommen werde; und er wiederholte die
Mahnung, vorsichtig zu sein, um die Türkenhilfe nicht zu gefährden. Die von
Ferdinand genannten Modalitäten – er wollte eine Geldhilfe, nicht Stellung von
Truppenkontingenten durch die einzelnen Stände – billigte er48. Ferdinand
erwiderte nun selbst, er wolle auf dem Reichstag „mit gutter bescheidenheit
handlen und alle verbitterung meyden und umbgehen“, und bekräftigte sein
Festhalten am Religionsfrieden, „es ervolgte die vergleichung oder nicht“49.
In der zuletzt zitierten Bemerkung Ferdinands mag man eine weitere An-
deutung erkennen, daß auch er nicht mehr an erfolgreiche inhaltliche Religions-
verhandlungen in Regensburg glaubte. Indessen hatte er ja stets die Alternative
daneben gestellt, auf dem Reichstag nur über den geeigneten Weg zur Religi-
onsvergleichung zu befinden. Wichtiger ist erstens, daß er durch sein ausdrück-
liches Bekenntnis zum Augsburger Religionsfrieden dem sächsischen Kurfür-
sten verdeutlicht hatte, sie stünden beide auf gemeinsamer Plattform für die
künftige Gestaltung der Reichspolitik; damit bahnte sich eine politische Part-
nerschaft zwischen Wien und Dresden an, die Heinrich Lutz als einen „Eck-
pfeiler der politischen Stabilität des Reiches“ bezeichnet hat50. Zweitens glaubte
Ferdinand, aus den Gesprächen genügend Klarheit gewonnen zu haben, wie die
Schwerpunkte auf dem Reichstag am zweckmäßigsten zu setzen waren. Inso-
46 Aufgrund des mißglückten Übergangs von Zusammenfassung zu wörtlichem Zitat bei Wolf,
Protestanten, S. 223, ist Bundschuh, S. 113, zu der unrichtigen Ansicht gekommen, Ferdinand
habe die Aussichtslosigkeit einer Konkordie sofort zugestanden. Jonas hat aber, wie der Wort-
laut des Dresdner Aktenstücks (fol 20r) zeigt, nur die Kenntnisnahme der kurfürstlichen An-
sicht zum Ausdruck gebracht: „Und sovil erstlich den artikul unser cristlichen religion anlangt,
vorstunden gleichwol s. churf. g. got lob selbst, was an vergleichung derselbigen gelegen, das
aber s. churf. g. fursorge trugen, das [von hier ab zitiert Wolf wörtlich] auf disen reichstag solche
vergleichung nicht zu erhalten ..., das vermerckten Ir May. S. churf. g. auch gnedig und
freundtlich...“ Das ist keine Zustimmung; Augusts nochmalige Bekräftigung seiner Warnung
wäre dann auch überflüssig gewesen.
47 Das Zitat fol 20v/21r.
48 Wolf, Protestanten, S. 224f; im Dresdner Protokoll fol 25r
49 Wolf, Protestanten, S. 226
50 Lutz, Christianitas, S. 468
CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
Ferdinand I. als Kaiser
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Titel
- Ferdinand I. als Kaiser
- Untertitel
- Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
- Autor
- Ernst Laubach
- Verlag
- Aschendorff Verlag
- Ort
- Münster
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-402-18044-0
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 786
- Schlagwörter
- Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
- Kategorie
- Biographien