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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 164 -
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Kapitel 2: Der Regensburger Reichstag164 aber als taktische Variante, den Protestanten notfalls anzubieten, daß das Pro- blem bis zu seiner persönlichen Ankunft in Regensburg vertagt und in der Zwi- schenzeit die Hauptpunkte der Tagesordnung erörtert werden sollten135. Diese Rückzugslinie entsprach zum Teil einer Empfehlung, welche seine Räte als von „Nikodemus“ stammend weitergegeben hatten: Man solle zunächst versuchen, Zeit zu gewinnen, indem die Katholiken die Sache nicht a limine ablehnen, sondern vorschlagen sollten, das Thema bis zur Ankunft des Königs zu verta- gen; in der Zwischenzeit könne man wohl schon über die Türkenhilfe verhan- deln136. Im Grunde war das ein doppelbödiger Rat, denn die Katholiken hätten damit immerhin zugestanden, daß die „Freistellung“ als Beratungsgegenstand berechtigt wäre. Er war auch nicht befolgt worden. In seltener Einmütigkeit hatten in beiden Reichstagskurien alle Katholiken die Behandlung des prote- stantischen Antrags verworfen137. Das Ergebnis der langen Beratungen über die Reihenfolge war schließlich am 12. Oktober ein gespaltenes Votum beider Ku- rien138; die Religionsparteien standen sich geschlossen gegenüber. Die Katholiken brachten in ihrem Votum lediglich Zustimmung zu paralle- len Beratungen zum Ausdruck, und zwar die Religionsfrage im interkurialen Ausschuß, der alsbald zu konstituieren sei, die Türkenhilfe in den „ordinari räten“. Dagegen beantragten die Protestanten in ihrem weit ausführlicheren Votum vorab die Aufhebung des Geistlichen Vorbehalts durch den König kraft seiner Machtvollkommenheit als eine vertrauensbildende Maßnahme. Zur Be- gründung führten sie einmal mehr an, es handele sich um eine für sie diskrimi- nierende Bestimmung und belaste ihr Gewissen, daß Fürsten, die die Wahrheit erkannt hätten, keine geistlichen Ämter verwalten dürften, und daß den Unter- tanen katholischer Stände der Weg zur Wahrheit versperrt würde. Daneben brachten sie als neue These, der Artikel könne nicht als genuiner Bestandteil des Religionsfriedens gelten, weil die Stände sich darüber nicht geeinigt hätten, er vom König auf eigene Verantwortung eingesetzt worden sei und die Stände sich darin nicht gegenseitig zu etwas verpflichteten. Die Aufhebung wäre die beste Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit des Religionsausschusses, während das Fortbestehen zum Hindernis für die Religionsvergleichung werden könne, weil die Geistlichen aus Furcht, ihre Benefizien zu verlieren, sich der Erkenntnis der Wahrheit verschließen und keine „libera vota“ abgeben würden139. Erneut ver- sicherten sie, eine Profanierung der geistlichen Stifte nicht zu beabsichtigen. Ferdinands Kommissare befürchteten nun angesichts der angespannten Si- tuation, die ihnen anbefohlene argumentative Zurückweisung des protestanti- schen Ansinnens werde jene keineswegs zum Einlenken bringen, sondern ihnen 135 Weisung vom 8.10.1556 (wie Anm. 130) 136 Bericht v. 27.9.1556 (wie Anm. 122), fol 139v 137 Bundschuh, S. 154. Zasius konnte sich im Fürstenrat anscheinend Zurückhaltung bei diesem Punkt leisten; im württembergischen Bericht über die Sitzung fehlt Österreich in der Aufzäh- lung der dagegen votierenden Katholiken (Ernst, Bw. 4, S. 179). 138 HHStA Wien, RK RTA 37, fol 204r-208r: Antwort der Reichsstände auf die Proposition, am 12.10. übergeben (Kop.). 139 Das Argument wurde schon am 3.10. im Fürstenrat von Sachsen-Weimar vorgetragen (Wolf, Protestanten, S. 33). CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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