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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 188 -
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Kapitel 2: Der Regensburger Reichstag188 dinand möge persönlich präsidieren, während die Vorstellungen über Zahl und Funktion der Beisitzer sowie die Vorschläge, wer im Falle der Verhinderung Ferdinands an seine Stelle treten solle, divergierten, plädierte Zasius „aus ursa- chen der weitläuffigkeit“ für ein alleiniges Präsidium des Königs, dem man auch die Wahl seines Stellvertreters überlassen sollte. Zwei Tage später mußte Ferdinand vom sächsischen Gesandten Mordeisen die abermalige Weigerung des Kurfürsten August, zum Reichstag zu kommen, entgegennehmen279. Der König zog die Konsequenzen, beendete sein aus- sichtsloses Engagement für das Religionsgespräch während des Reichstages und strebte nun dessen zügigen Abschluß an. Die Entscheidung, die anderen Kur- fürsten vom Kommen nach Regensburg zu entbinden, fiel unmittelbar danach und wurde wenig später auch öffentlich bekannt gegeben280. Zasius war von nun an vor allem bemüht, im Ausschuß Konflikte zwischen beiden Konfessio- nen möglichst zu entschärfen und durch vermittelnde Vorschläge bei den Ein- zelheiten des Verfahrens das Tempo zu beschleunigen, wobei ihn Bayern in der Regel unterstützte281. So verhinderte er die von Kursachsen beantragte Entbin- dung der Geistlichen von ihren dem Papst geleisteten Treueiden, weil er darin einen Sprengsatz erkannte, förderte aber das Zugeständnis an die Protestanten, alle Teilnehmer müßten ohne Sorge vor Sanktionen ihre Meinung frei äußern können282. Da die Geistlichen darin eine Einfallstür für die „Freistellung“ fürchteten, verlangten sie in einer Eingabe an den König die Klarstellung, daß diese Bestimmung nur für das Colloquium gültig sein, im übrigen aber das Ver- hältnis der Teilnehmer zu ihren Obrigkeiten nicht berühren dürfe283. Ferdinand stimmte ihrer Auslegung zu. Am 23. Februar 1557 konnte das dritte Bedenken der Stände zur Religions- frage dem König vorgelegt werden. Mit der Feststellung, „daß yetztmals alhie auß allerhandt furgefallenen und beweglichen ursachen zu fruchtbarer handlung fuglichen nit furgeschritten viel weniger beschlossen werden moge“, wurde Ferdinands Konzeption begraben284. Die Stände hatten sich über den Ort – sie boten Worms oder Augsburg an – und Termin285, Anzahl der Colloquenten – von jeder Konfession sechs – und des sonstigen Personals, Finanzierung der 279 Wolf, Protestanten, S. 54 u. 52f (zu Augusts Motiven). Auch Kurfürst Joachim lehnte wieder ab, während sein Rat Christoph von der Strassen noch am 9.2.1557 im Sinne Ferdinands an ihn ap- pelliert hat, es sei „hochste nöt und zeit, das ir grossen heubter selbst die sachen in die hand ne- met“ (zitiert nach Ernst, Bw. 4, S. 265 Anm. 1). 280 s. Kapitel 3, S. 220; am 15.2. war Hundt informiert (Mayer, S. 222), am 16.2. erfuhren es die Räte der rheinischen Kurfürsten offiziell (Ernst, Bw. 4, S. 272 Anm.). 281 In seinen Berichten an Maximilian vom 18.2. (HHStA Wien, RK RTA 38, fol 478r-482v, Or.) und 27.2.1557 (wie Anm. 272, fol 544v) hob er das mehrmals hervor. Wie er klagte auch Hundt über geringe Kooperationsbereitschaft der Geistlichen (Mayer, S. 222). 282 Bundschuh, S. 224ff. 283 HHStA Wien, MEA RTA 44a, fol 38v-40r (Kopie): Eingabe der geistlichen Stände v. 25.2.1557; dazu den Eintrag ins Protokoll zum 23.2., ebda, fol 201r 284 HHStA Wien, RK RTA 38, fol 486r-492r (undatierte Kopie, Datierung nach dem Protokoll in MEA RTA 44a, fol 30v). Die zitierte, für Ferdinands Konzeption entscheidende Stelle ist durch größere Schrift hervorgehoben (fol 486v/487r). 285 Die Mehrheit entschied sich für den Bartholomäustag (24. August); Zasius blieb mit Pfingsten in der Minderheit. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
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