Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 208 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 208 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

Bild der Seite - 208 -

Bild der Seite - 208 - in Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.

Text der Seite - 208 -

Kapitel 3: Die Übernahme des Kaisertums 1556/58208 Der kaiserlichen Antwort auf seine ersten Rechtfertigungen für sein Verhal- ten beim Abschluß des Augsburger Reichstages sah der König nicht ohne Sorge entgegen, wie sein nach Brüssel mitgeteilter Entschluß, er werde 15 Tage in Innsbruck auf die Antwort warten, deutlich erkennen läßt6. Auf die Meldung seines Brüsseler Geschäftsträgers Gamiz, der Kaiser treibe die Vorbereitungen für seine Einschiffung nach Spanien voran7, erteilte Ferdinand sofort die Wei- sung, gegen diese „seltsame“ Absicht Einwände zu erheben8. Einen Moment scheint er erwogen zu haben, trotz seiner drängenden Probleme in den Erblan- den doch persönlich zum Kaiser zu reisen9, was sicher mit dem Risiko behaftet gewesen wäre, erheblichen Pressionen ausgesetzt zu werden10. Doch dann übertrug er die notwendigen Verhandlungen in Brüssel seinem in delikaten Missionen bewährten und auch vom Kaiser geschätzten Kämmerer Martin Gúzman11. Ferner entschloß er sich, nachdem die ersten Meldungen aus Brüssel positiv lauteten, als besonderes Zeichen seiner brüderlichen Zuneigung seinen zweiten Sohn, Erzherzog Ferdinand, zu einem Besuch in die Niederlande zu schicken12. Der Neffe mochte dem Kaiser in persönlicher Weise die Haltung seines Vaters in der Abdankungsfrage bestätigen. Daneben war es sicher auch ein Zweck dieser Reise, daß, um Vorbehalte abzubauen, Karl den vielverspre- chenden jungen Mann noch einmal persönlich in Augenschein nehmen sollte13; denn Erzherzog Ferdinand war weiterhin der Kandidat seines Vaters für eine Befestigung der dynastischen Verbindung Habsburgs mit England, auch wenn zu diesem Zeitpunkt keine Gespräche über eine Verheiratung von Lady Elizabeth – der späteren Königin – beabsichtigt waren14. – Über Karls Reaktion auf den Mißerfolg Pfintzings liegen divergierende Nachrichten vor. In München erhielt man eine Meldung, nach dem Bericht des Kanzleirates habe der Kaiser „nit vast sueß daruber gesehen“15. Aber Gamiz meldete seinem Herrn, nicht nur des Kaisers Umgebung – Königin Maria, Kö- nig Philipp, der Bischof von Arras – sei sehr zufrieden, ja geradezu erleichtert, auch der Kaiser selbst habe geäußert, Ferdinand habe so gehandelt, wie er es an seiner Stelle auch getan hätte16. In seiner schriftlichen Antwort, die allerdings erst nach dem Vortrag Gúzmans entstanden ist, erklärte Karl, er könne des 6 Das geht aus Gamiz’ Bericht v. 6.10.55 hervor (HHStA Wien, Spanien, Dipl. Korr. 5, fol 210– 213, Or., großenteils chiffriert; gedruckt bei Druffel 4, S. 745ff, hier S. 748). 7 Ebda, fol 207–208: Gamiz an F., 29.9.55 8 Ebda, fol 243–244: F. an Gamiz, Innsbruck 5.10.55 (stark beschädigtes Konzept) 9 Vgl. das Schreiben von Vanegas an König Philipp bei Turba, Beiträge 3, S. 313; Lutz, Christia- nitas, S. 415f 10 Ähnlich Thomas, Diplomatie, S. 33f. 11 Die Entscheidung ist gefallen, ehe er Nachricht über die Reaktion des Kaisers hatte. 12 Die Anreise des Erzherzogs wird zuerst am 16.10. vom venetianischen Gesandten Badoer er- wähnt (Brown 6,1, S. 214). 13 1553 hatte König Ferdinand Schritte einleiten wollen, um für diesen Sohn die Hand der Königin Maria von England zu gewinnen, was zu heftigen Vorwürfen des Kaisers gegen seinen Bruder geführt hatte. Vgl. dazu Druffel 4, S. 221 u. S. 333, sowie Lutz, Christianitas, S. 231. 14 Lutz, Christianitas, S. 418f; abweichend Brosch, S. 122f 15 BHStA München, KÄA 4305, fol 472r: „Zeittung“ v. 3.10.1555 16 „mi hermano a echo en esto lo que yo hiziera por mi mesmo, si me tomara este negocio, quando á él le tomó, quando llegó Pfinzing“ (Druffel 4, S. 746). CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
zurück zum  Buch Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V."
Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Ferdinand I. als Kaiser