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Ferdinand I. als Kaiser - Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Seite - 210 -
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Kapitel 3: Die Übernahme des Kaisertums 1556/58210 schen Stände waren bereits Ende September aufgefordert worden, nach Brüssel zu kommen, um der Übertragung der Regierung über die Niederlande an Phil- ipp beizuwohnen24. Gúzman wurde von Karl unterrichtet, daß er auch die Re- gierung Spaniens demnächst an Philipp übergeben wollte. Das Entlastungsan- gebot Ferdinands erklärte der Kaiser für ungenügend, weil der König früher die Vollmacht „das eine Mal zu übernehmen wünschte, das andere Mal nicht“25. Dennoch erreichte Gúzman das, worauf es Ferdinand am meisten ankommen mußte: Karl verzichtete auf einen Alleingang. Zwar huldigte der Kaiser offenbar der Vorstellung, die Krone durch eine einseitige Willenserklärung niederlegen zu können. Aber er bot jetzt immerhin an, zunächst mit Blankoschreiben aus- gestattete Gesandte nach Wien zu schicken, mit denen Ferdinand die Modali- täten der Abdankung besprechen solle; der König könne dann die Reichsstände über den Rücktritt informieren, wann es ihm passend erscheine, auch nach der Abreise des Kaisers. Da eine solche Gesandtschaft im Reich Aufsehen erregen mußte, plädierte Gúzman dafür, ihre Entsendung bis zum Reichstag zu ver- schieben. Karl wollte sich darauf zunächst nicht festlegen, hat jene Gesandt- schaft nach Wien dann aber unterlassen. Eine Folge von Gúzmans Gesprächen war sicher, daß die „eingeweihten Kreise“ in Brüssel danach jegliche Absicht, Karl wolle auch als Kaiser resignie- ren, dementierten26. Bis auf weiteres unternahm Karl keine Schritte, um seine Abdankung als Kaiser zu realisieren. Ein weiterer Umstand, der Ferdinand zu Hilfe kam, war der schlechte Gesundheitszustand des Kaisers, der den Auf- bruch nach Spanien im Spätherbst 1555 verhinderte. Der König quittierte das Zwischenergebnis in der ihm eigenen Weise mit höflichem Dank, daß der Bruder seine Einwände positiv aufgenommen habe. Vor allem im Blick auf die Situation im Reich lag es in Ferdinands Interesse, daß Karl das Kaisertum noch behielt und möglichst auch für einige Zeit präsent blieb. Noch war die Religionsproblematik ja nicht gelöst; ob der Religionsfriede sich als stabil erweisen würde, war keineswegs sicher. Ferdinands Kalkül zielte offenbar darauf, Karl weiterhin für das Reichsgeschehen in der Pflicht zu hal- ten. Von dem bereits angesetzten neuen Reichstag hoffte Ferdinand, daß dort die Weichen für die religiöse Wiedervereinigung gestellt würden. Dabei konnte es ihm taktische Vorteile bringen, wenn er nominell abermals nur „im Auftra- ge“ des Kaisers zu agieren hatte. Der Vorschlag, die Abdankung eventuell auf dem nächsten Reichstag bekannt zu geben, sollte wohl primär das Interesse Karls für die Tagung schüren. Das mehrmals wiederholte Ersuchen, der Kaiser möge die Kurfürsten zur persönlichen Teilnahme am Reichstag auffordern, ließ sich plausibel damit begründen, ohne die Anwesenheit dieser Herren sei nur sehr schwer zu Ergebnissen zu gelangen27. Die naheliegende Ergänzung, daß für die von Karl erstrebte Übertragung des Kaisertums die persönliche Präsenz 24 Brown 6,1, S. 194f. Die ursprünglich für den 14.10. angesetzte Versammlung wurde erst auf den 23. und schließlich auf den 25.10. verschoben (ebda, S. 214 u. S. 221). 25 Zitiert nach Lutz, Christianitas, S. 417 26 Vgl. Brown 6,1, S. 235f. 27 F. an Karl, 14.12.1555 (HHStA Wien, Hs. blau 597/3, fol 309v-310v) bringt zum Ausdruck, daß er diese Bitte wiederhole. CC BY-NC-ND 4.0 | DOI https://doi.org/10.17438/978-3-402-21806-8
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Ferdinand I. als Kaiser Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Titel
Ferdinand I. als Kaiser
Untertitel
Politik und Herrscherauffassung des Nachfolgers Karls V.
Autor
Ernst Laubach
Verlag
Aschendorff Verlag
Ort
Münster
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-402-18044-0
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
786
Schlagwörter
Ferdinand I., Karl V., 16. Jahrhundert, Kaisertum, Reformation, Geschichte, Konfession
Kategorie
Biographien
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